Sam Altmans ambitioniertes Projekt World, früher bekannt als Worldcoin, sorgt für Aufsehen und Kontroversen. Mit dem Ziel, eine globale digitale Identität mittels Iris-Scans zu schaffen, steht das Unternehmen vor erheblichen regulatorischen Hürden und ethischen Debatten.
Sam Altman, der Co-Gründer von OpenAI, verfolgt mit World ein ambitioniertes digitales Identifikationsprojekt. Ziel ist die Schaffung eines globalen Systems zur Verifizierung menschlicher Identität mittels Augenscans. Das ursprünglich als Worldcoin bekannte Projekt hat kürzlich eine bedeutende Finanzierungsrunde abgeschlossen. Diese Mittel sollen die Infrastruktur in den Vereinigten Staaten und weltweit ausbauen, was die Reichweite massiv erhöhen könnte. Es ist ein Schritt in Richtung einer universellen digitalen Identität, die jedoch auch erhebliche Fragen aufwirft.
World hat in einer jüngsten Finanzierungsrunde 135 Millionen US-Dollar von Andreessen Horowitz und Bain Capital Crypto eingeworben. Diese Investitionen fließen in den Ausbau des Netzwerks der iris-scannenden Orb-Geräte. Das Unternehmen ist bereits in sechs US-Städten aktiv und plant eine globale Expansion. Man sieht hier deutlich das aggressive Wachstumskapital am Werk, das auf Skalierung ausgerichtet ist.
Bislang haben über 12,5 Millionen Individuen in mehr als 160 Rechtsräumen eine World ID erhalten. Das erklärte Ziel von World ist es, bis zu einer Milliarde Menschen in das System zu integrieren. Allerdings laufen die Fortschritte offenbar langsamer als ursprünglich geplant. Im Jahr 2021 peilte man noch an, dieses Ziel bis 2023 zu erreichen, was aber nicht realisiert wurde. Dieses Gap zwischen Ziel und Realität ist hier bemerkenswert.
Das technische Kernstück von World ist der Orb, ein Gerät zum Scannen der Iris. Diese Scanner ermöglichen die eindeutige Identifikation durch Augenscans. Die biometrischen Daten werden angeblich in einem dezentralisierten System gespeichert. Adrian Ludwig von Tools for Humanity erklärte, dass die Daten auf mehrere Parteien verteilt und kryptographisch gesichert werden. Ein Angreifer müsste alle Parteien kompromittieren, um an die sensiblen Daten zu gelangen.
Die Bedenken hinsichtlich Datensicherheit und Datenschutz haben bereits zu Verboten oder Einschränkungen in mehreren Ländern geführt. Regulatorische Hürden sind erheblich.
In Brasilien hat die National Data Protection Authority (ANPD) World angewiesen, die Dienste einzustellen. Die Praxis, Kryptowährungen als Gegenleistung für biometrische Daten anzubieten, verstoße gegen die informierte Zustimmung, so die Begründung. Die ANPD bestätigte diese Entscheidung im März 2025 und drohte mit täglichen Strafen von 50.000 brasilianischen Reais, falls World weiterhin operiert. Das ist ein klares Signal der regulatorischen Härte.
Auch in Indonesien wurden ähnliche Maßnahmen ergriffen. Das Ministry of Communications and Digital (Komdigi) hat die Geschäftstätigkeit von World ausgesetzt. Grund war, dass einige Tochtergesellschaften sich nicht als digitale Vermögensdienstleister registriert hatten. Eine Untersuchung gegen das Unternehmen läuft bereits. Dies zeigt die Notwendigkeit der Compliance in unterschiedlichen Rechtssystemen.
In Deutschland forderte das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht (BayLDA) World auf, EU-Datenschutzstandards zu erfüllen. Nutzer müssen die Möglichkeit haben, ihre biometrischen Daten leicht zu löschen. Diese Anforderung unterstreicht die Bedeutung der Datenhoheit für die Nutzer in der EU.
Kritiker konzentrieren sich vor allem auf die ethischen Aspekte der Datensammlung. Sie argumentieren, dass finanzielle Anreize für biometrische Daten die informierte Zustimmung untergraben und die Privatsphäre gefährden. Diese Debatten werfen fundamentale Fragen zu zentralisierten digitalen Identitätssystemen auf. Die Abwägung zwischen Innovation und Schutz ist hier zentral.
Die Zukunft hängt davon ab, wie World regulatorische und ethische Bedenken adressiert. Vertrauen ist für ein globales Identitätssystem essentiell.