Brasiliens Zentralbank kündigt eine revolutionäre Änderung an: Sie will Daten ihrer digitalen Währung Drex nutzen, um den Leitzins festzulegen. Ein massiver Schritt weg von traditionellen makroökonomischen Indikatoren hin zu Echtzeit-Transaktionsdaten.
Der Banco Central do Brasil (BCB) plant eine revolutionäre Neuerung in seiner Geldpolitik: die Nutzung von Transaktionsdaten aus ihrer zentralbankgestützten Digitalwährung, Drex, zur direkten Festlegung des Leitzinssatzes. Diese weitreichende Strategieänderung wurde am 4. Juni von Henrique Videira, einem leitenden Mitarbeiter des BCB, auf der Token Nation Konferenz in São Paulo vorgestellt. Es ist eine bedeutende Abkehr von traditionellen Methoden, die sich hauptsächlich auf makroökonomische Indikatoren wie Inflation oder Arbeitslosenquote stützen.
Im März 2023 startete Brasilien das Pilotprojekt für Drex und erweiterte es im Juli desselben Jahres. Ziel ist es, die CBDC bis Ende 2024 öffentlich zu testen.
Jeder Zahlungsvorgang und jede Vermögensübertragung über die Drex-Infrastruktur sollen als direkter Input für die Festlegung des Leitzinssatzes dienen.
Diese Nutzung von CBDC-Daten ermöglicht der Zentralbank eine weitaus detailliertere und zeitnähere Einsicht in die wirtschaftliche Aktivität. Jede einzelne Transaktion, die über Drex abgewickelt wird, liefert Daten, die in Echtzeit analysiert werden können. Das ermöglicht präzisere Steuerung der Geldpolitik, basierend auf echtem Konsumverhalten und Investitionstätigkeit, nicht auf aggregierten, potenziell veralteten Statistiken.
Der aktuelle Leitzins in Brasilien, der SELIC-Zinssatz, lag zuletzt bei 13,25% und wird monatlich aktualisiert. Historisch gesehen hat er seit 1999 erhebliche Schwankungen erfahren.
Die Vorteile dieser datengesteuerten Politik sind vielfältig: Echtzeit-Daten erlauben schnelle Reaktionen auf ökonomische Veränderungen, die Präzision der Maßnahmen wird durch detaillierte Transaktionsdaten erhöht, und die Transparenz der CBDC-Transaktionen kann im Kampf gegen illegale Aktivitäten helfen.
Die Verarbeitung großer Datenmengen erfordert erhebliche Kapazitäten. Datenschutz und Privatsphäre der Nutzer müssen dabei unbedingt gewahrt bleiben.
Diese innovative Strategie könnte Brasilien als Vorreiter in der Nutzung von CBDCs positionieren und die Geldpolitik revolutionieren. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Integration von Drex-Daten in die Zinsentscheidungen in der Praxis bewährt und ob andere Länder diesem Beispiel folgen werden.