Vitalik schützt deine Daten: Neue digitale IDs

In einer Zeit der allgegenwärtigen Datensammlung stellt sich die Frage nach unserer digitalen Identität. Vitalik Buterin schlägt mit „pluralistischen IDs“ einen neuen Ansatz vor, der unsere Privatsphäre besser schützen soll.

In der heutigen digitalen Landschaft, die von umfassender Datensammlung und Analyse geprägt ist, steht die Privatsphäre unter Druck. Vitalik Buterin, Mitgründer von Ethereum, hat kürzlich die Idee der „pluralistischen IDs“ vorgestellt. Dieses Konzept zielt darauf ab, die Privatsphäre und gerechte Teilhabe in digitalen Systemen zu schützen, indem es die Nachteile einheitlicher digitaler Identitäten adressiert. Er beleuchtet die Risiken dieser Single-Point-of-Failure-Systeme, auch wenn sie mit fortschrittlichen Technologien wie ZK-Proofs arbeiten.

Vitalik Buterin argumentiert, dass die Verwendung einheitlicher digitaler IDs die Pseudonymität untergräbt und Überwachung ermöglicht, selbst mit ZK-Proofs.

Ein zentrales Problem ist der Verlust der Pseudonymität. Eine einzige digitale Identität kann dazu führen, dass man online weniger anonym agieren kann. Buterin betont, dass eine erzwungene Single-ID pro Person anfällig für Zwang und Überwachung macht. Wenn die digitale Identität stark mit der realen Identität verknüpft ist, kann dies erhebliche Folgen für die individuelle Freiheit und Sicherheit haben. Projekte wie World ID und ähnliche Initiativen setzen zwar ZK-Proofs ein, um Details zu verbergen, aber die grundlegende Einheitlichkeit bleibt eine Schwachstelle.

Um diese Probleme zu lösen, schlägt Buterin „pluralistische IDs“ vor. Dieser Ansatz erlaubt es Nutzern, mehrere digitale Identitäten zu haben, die je nach Kontext variieren können. Dies basiert auf der Vorstellung, dass eine Person in verschiedenen digitalen Umgebungen unterschiedliche Rollen einnehmen kann, ohne eine zentrale, allumfassende Identität zu benötigen. Der Hauptvorteil ist die Wiederherstellung der Pseudonymität. Mehrere Identitäten reduzieren das Risiko der zentralen Überwachung und fördern mehr Flexibilität im digitalen Leben.

Darüber hinaus vermeidet der pluralistische Ansatz das Problem des „single point of failure„. Wird eine einzelne digitale Identität kompromittiert, sind die Auswirkungen bei pluralistischen IDs weniger schwerwiegend, da auf andere Identitäten zurückgegriffen werden kann. Dies erhöht die Gesamtsicherheit und Widerstandsfähigkeit des Systems. Die Idee der facettierten Identitäten ist nicht neu; Danah Boyd hat vor über 20 Jahren die Vorteile einer solchen Herangehensweise in Bezug auf persönliche Autonomie hervorgehoben. Buterins Vorschlag baut auf diesen Erkenntnissen auf.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die soziale Wiederherstellung. Buterin und andere Experten schlagen vor, dass die Wiederherstellung von digitalen Schlüsseln über soziale Beziehungen erfolgen kann. Man könnte seine Schlüssel durch eine Gruppe von vertrauenswürdigen Freunden oder Institutionen wiederherstellen. Zum Beispiel könnten 3 von 5 autorisierten Personen nötig sein, um den Zugriff wiederherzustellen. Diese Methode wird bereits in vielen Web3-Communities und von großen Plattformen angewendet. Sie bietet eine robuste Alternative zu zentralisierten Wiederherstellungsmechanismen.

Die Idee der pluralistischen Identitäten wurzelt in früheren Forschungen über facettenreiche Identitäten, die bereits vor Jahrzehnten die Vorteile von persönlicher Agency betonten.

Buterins Konzept hat auch Implikationen für die Governance in dezentralen autonomen Organisationen (DAOs). Er argumentiert, dass reine Anonymität in DAOs nicht ausreicht, um effektive und stabile Governance zu gewährleisten. Eine mehrdimensionale Identitätsstruktur, die sowohl Anonymität als auch Identifizierbarkeit und Rechenschaftspflicht umfasst, sei notwendig, um finanzielle und soziale Manipulationen in DAOs zu verhindern. Pluralistische IDs könnten hier eine tragende Rolle spielen, indem sie differenzierte Identitäten für Governance-Zwecke ermöglichen, ohne die grundlegende Privatsphäre zu kompromittieren.

Vitalik Buterins Vorschlag für pluralistische IDs ist ein bedeutender Schritt in der Entwicklung digitaler Identitätssysteme, die sowohl Privatsphäre als auch faire Teilhabe ermöglichen. Durch mehrere, kontextspezifische Identitäten werden die Pseudonymität gestärkt, die Sicherheit erhöht und die Anfälligkeit für zentrale Überwachung reduziert. Dieser Ansatz ist nicht nur technisch, sondern auch philosophisch und sozial relevant. Er berücksichtigt die Komplexität menschlicher Identität in der digitalen Welt und zeigt, wie Technologie und Privatsphäre in Einklang gebracht werden können. Es ist ein vielversprechendes Modell für die Zukunft digitaler Identitäten.