Bitcoin über 100k: Nur eine spekulative Blase?

Bitcoin hat die 100.000 USD-Marke geknackt – ein beeindruckender Meilenstein, der auf den ersten Blick Stärke suggeriert. Doch tiefergehende Analysen der On-Chain-Daten und des Marktverhaltens offenbaren ein anderes Bild. Handelt es sich um eine nachhaltige Rally oder nur um spekulative Luft?

Die jüngste Bitcoin-Rally hat den Kurs kurzzeitig über 100.000 USD getrieben, sogar nahe an 108.000 USD. Auf den ersten Blick erscheint dieser Anstieg beeindruckend. Eine detaillierte Untersuchung der On-Chain-Daten und der Marktanalyse von Glassnode offenbart jedoch eine komplexere Realität. Diese Analyse legt nahe, dass die Rally möglicherweise nicht auf fundamentaler Stärke basiert, sondern eher auf spekulativen Bewegungen im Marktgeschehen.

Der jüngste Bitcoin-Anstieg wurde weitgehend durch spekulative Trader angetrieben, nicht durch frische Käufer am Spot-Markt.

Die Rally wurde hauptsächlich von Tradern vorangetrieben, die auf kurzfristige Gewinne mit geliehenem Geld setzten. Das Volumen der Bitcoin-Futures blieb laut Glassnode im späten Juni hoch, während die Preise stiegen. Gleichzeitig deuten sinkende Funding-Raten und ein fallender dreimonatiger Futures-Basis darauf hin, dass weniger Anleger große, langfristige Wetten auf Bitcoin abschließen, was ein nachlassendes Bullish-Sentiment signalisiert.

Im Gegensatz zum regen Futures-Markt blieb der Spot-Markt auffällig ruhig. Das tägliche Spot-Volumen lag bei Höchstständen weit unter dem der vorherigen Zyklen, was darauf hindeutet, dass neues Kapital von Einzelanlegern oder langfristigen Haltern nicht in den Markt floss, sondern an der Seitenlinie verharrte. Dies ist ein wichtiges Indiz dafür, dass die Rally keine breite Basis hat.

Trotz der Spot-Zurückhaltung setzten große institutionelle Akteure ihre Käufe fort. Unternehmen wie Metaplanet und ProCap erwarben kürzlich Bitcoin im Wert von etwa 1 Milliarde USD. Zusätzlich kauften US-gelistete Bitcoin-ETFs über 1,5 Milliarden USD frischer Versorgung. Diese stetigen Käufe zeigen ein reales institutionelles Interesse, das einen Puffer gegen kurzfristige Rückgänge bieten könnte, selbst wenn die Rally spekulativ getrieben war.

Glassnode-Daten zeigen eine deutliche Angebotsverknappung: Nur etwa 7 Millionen BTC sind frei auf Börsen verfügbar, während rund 14 Millionen BTC von Langzeit-Haltern gehalten werden. Diese Konstellation könnte die Preise stützen, birgt aber auch das Risiko eines starken Einbruchs bei plötzlichen Verkäufen, da die Börsenbrieftaschen leer sind und eine schnelle Liquidierung schwierig wäre.

Der jüngste Bitcoin-Anstieg wirkt wie ein Sprint von Margin-Spielern, nicht wie ein Marathon getragen von neuer Überzeugung am Spot-Markt.

Die technische Analyse zeigt, dass Bitcoin seit Mitte Mai zwischen 100.000 USD und 112.000 USD konsolidiert hat und ein klassisches Bull-Flag-Muster bildete. Dieses Muster signalisiert einen pausierten, aber intakten Aufwärtstrend. Das On-Balance-Volume (OBV) tendiert nach oben, trotz flacher Preise, was auf versteckte Akkumulation durch Institutionen hindeutet. Dieses Signal hat sich in der Vergangenheit als verlässlich erwiesen.