Iran & Bitcoin-Mining: Günstiger Strom, hohe Kosten?

Iran ist zu einem unerwarteten Zentrum des Bitcoin-Minings geworden. Doch die Frage, wie viel Krypto-Währung das Land tatsächlich schürft, ist höchst komplex. Es geht um niedrige Energiekosten, illegale Machenschaften und die tiefgreifenden Auswirkungen auf die iranische Wirtschaft und Gesellschaft.

Iran hat sich zu einem bedeutenden Akteur im globalen Bitcoin-Mining entwickelt. Die niedrigen Energiekosten sind der Hauptgrund dafür, mit Tarifen zwischen 0,01 und 0,05 US-Dollar pro kWh. Das Minen eines einzelnen Bitcoins kann in Iran nur etwa 1.300 US-Dollar kosten, während er auf globalen Märkten für 30.000 bis 40.000 US-Dollar gehandelt wird. Diese gewaltige Gewinnspanne erklärt das Interesse, auch von Akteuren wie der IRGC.

Der ehemalige Energieminister Reza Ardakanian warnte: Krypto-Operationen verbrauchen fast 10% der Stromerzeugung, was zu Blackouts führt.

Bitcoin-Mining ist extrem energieintensiv. Die Produktion eines Bitcoins benötigt über 300 Megawattstunden, vergleichbar mit dem täglichen Verbrauch von 35.000 iranischen Haushalten. Diese hohe Energiebelastung führt zu schwerwiegenden Stromausfällen und Blackouts, die Industriesektoren lahmlegen und zu Schließungen führen.

Trotz Regulierungsbemühungen findet der Großteil des Minings im Verborgenen statt. Schätzungen gehen von nur 5 MW legaler Kapazität aus, gegenüber etwa 2 GW bei illegalen Minen. Diese Diskrepanz ist gewaltig. Individuen, Schulen und sogar Moscheen minen illegal, um hohe Stromrechnungen zu vermeiden. Die dezentralisierte Natur erschwert die Schätzung der tatsächlichen Bitcoin-Bestände erheblich.

Die massive Energiebelastung trägt zu wirtschaftlichen und sozialen Krisen bei. Gasengpässe, Blackouts und eine sich verschlechternde Energieversorgung sind direkte Folgen. Gleichzeitig hat der Rial ein Allzeittief erreicht. Bitcoin-Mining bietet eine potenzielle Möglichkeit, Sanktionen zu umgehen, indem günstige Energie in digitale Währung umgewandelt wird.

Die IRGC spielt eine zentrale Rolle in den illegalen Minen. Sie nutzen die günstigen Energiekosten für massive Gewinne. Auch chinesische Entitäten sind beteiligt, angezogen von den niedrigen Kosten und der relativen Stabilität.

Irans Beitrag zum globalen Bitcoin-Mining ist beträchtlich, geschätzt auf etwa 3,1% der globalen Aktivität. Dies macht das Land zu einem Top-Player. Der jüngste Rückgang des globalen Bitcoin-Hashrates um über 15% seit dem 15. Juni 2025, der stärkste seit drei Jahren, wird teilweise auf die Situation in Iran zurückgeführt.

Die Komplexität entsteht aus extrem niedrigen Kosten, weit verbreiteter illegaler Aktivität und der Beteiligung mächtiger Akteure wie der IRGC.

Wie viel Bitcoin Iran tatsächlich miniert, bleibt komplex und mehrschichtig. Genaue Zahlen sind schwierig zu ermitteln. Klar ist jedoch, dass Iran eine signifikante Rolle spielt und diese Aktivitäten tiefgreifende Auswirkungen auf Wirtschaft, Stromnetz und Gesellschaft haben. Die Zukunft hängt von Energiepolitik, Regulierung und globaler Marktdynamik ab.