Malta positioniert sich als Kryptohub, doch sein Schnellverfahren für MiCA-Lizenzen ruft Besorgnis hervor. Besonders EU-Aufsichtsbehörden sehen die schnelle Genehmigung großer Krypto-Unternehmen kritisch und warnen vor einem möglichen „Wettlauf nach unten“ in der Regulierung.
Malta hat sich als „Blockchain Island“ etabliert, das seine regulatorischen Rahmenbedingungen an den sich rasant entwickelnden Kryptomarkt anpasst. Gelobt für seine agile Strategie, sorgen jüngste Entwicklungen um das Schnellverfahren für Kryptolizenzen nach der MiCA-Einführung für Besorgnis. Besonders nach Inkrafttreten der EU-Verordnung für Kryptowertpapiere (MiCA) am 30. Dezember 2024, die den Markt stärken soll, indem sie strengere Anforderungen an Kryptowertpapierdienstleister (CASP) und Mechanismen zur Verhinderung von Marktmissbrauch einführt.
Ein zentraler Aspekt von MiCA ist die Regulierung von Asset-Referenced Tokens (ARTs) und Electronic Money Tokens (EMTs). Diese sind bereits seit Juni 2024 EU-weit geregelt und tragen zur Schaffung eines transparenten und sicheren Umfelds bei.
Malta passte seine Rahmenbedingungen an MiCA an und positionierte sich als attraktiver Standort. Die Malta Financial Services Authority (MFSA) überwacht CASPs und achtet auf Verbraucherschutz, Marktintegrität und finanzielle Stabilität. Doch das Schnellverfahren für Lizenzen führte zu erheblichen Bedenken bei EU-Regulierern. Unternehmen wie Gemini, OKX und Crypto.com erhielten Lizenzen in wenigen Wochen nach MiCA-Start.
Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) sowie die französische Finanzmarktaufsicht äußerten Besorgnis über Maltas Schnellverfahren. Sie befürchten einen „Wettlauf nach unten“ bei der Regulierung.
Ein solcher „Wettlauf nach unten“ könnte die Integrität des EU-Marktes untergraben und zu mangelnder Aufsicht führen. Zudem stellt sich die Frage, ob kleinere Regulierungsbehörden wie die MFSA die notwendigen Ressourcen und das Fachwissen besitzen, um eine angemessene Überwachung sicherzustellen. Die Komplexität des Kryptomarktes erfordert sorgfältige Prüfung, um Risiken zu minimieren.
Malta und die Unternehmen weisen die Kritik zurück. Die MFSA argumentiert, ihre Erfahrung ermögliche effiziente, strenge Prozesse. Sie betonen die Einhaltung von Anti-Geldwäsche-Regeln und einen rigorosen Prüfprozess. OKX bestätigte, der Prozess sei anspruchsvoll gewesen, Compliance habe höchste Priorität gehabt. Dies signalisiert, dass Malta trotz der Schnelligkeit auf Sicherheit und Integrität achtet.
Die Debatte wirft Fragen zur Balance zwischen Regulierung und Innovation auf. Unterstützung des Marktes darf nicht auf Kosten von Sicherheit und Integrität des Finanzsystems gehen. In den kommenden Monaten wird entscheidend sein, wie die EU und Mitgliedstaaten reagieren. Eine konsistente und robuste Regulierungsstrategie ist unerlässlich für nachhaltigen Fortschritt.
Malta bleibt wichtiger Akteur. Seine Fähigkeit, innovative Ansätze mit strengen Aufsichtsstandards zu verbinden, wird genau beobachtet. Ob das Land seine Position halten kann, hängt davon ab, wie es die aktuellen Bedenken adressiert und Balance zwischen Schnelligkeit und Sicherheit findet.