Libyen hat sich trotz politischer Instabilität und eines offiziellen Verbots zu einem unerwarteten Zentrum für das Bitcoin-Mining entwickelt. Die extrem niedrigen Strompreise, die etwa 40-mal günstiger sind als in den USA, sind die treibende Kraft hinter diesem Boom und locken Miner aus dem In- und Ausland an.
Mit einem Kilowattstundenpreis von nur rund 0,004 US-Dollar bietet Libyen eine weltweit unschlagbare Kosteneffizienz für das digitale Schürfen. Diese günstigen Bedingungen, die auf Stromsubventionen zurückzuführen sind, haben zur Errichtung zahlreicher Mining-Farmen im Land geführt. Bereits 2021 trug Libyen mit etwa 0,6 % zur globalen Bitcoin-Hash-Rate bei und übertraf damit einige europäische Nationen. Im darauffolgenden Jahr 2022 führte das Land die arabische Welt im Bitcoin-Mining an und etablierte sich als regionaler Marktführer in Afrika und der arabischen Welt.
Dieser unregulierte Aufschwung des Bitcoin-Minings belastet jedoch das ohnehin fragile Stromnetz Libyens erheblich. Schätzungen zufolge verbraucht die Branche bis zu 2 % der nationalen Stromproduktion, was jährlich etwa 0,855 Terawattstunden entspricht. Dies resultiert in gravierenden Stromausfällen, die besonders in den Sommermonaten bis zu 18 Stunden täglich andauern können. Einzelne Mining-Anlagen können dabei zwischen 1.000 und 1.500 Megawatt verbrauchen, was dem Energiebedarf mehrerer mittelgroßer Städte gleichkommt. Einzelne Berichte gehen sogar von über 2.000 Megawatt pro Betrieb aus.
Obwohl die Zentralbank Libyens virtuelle Währungen bereits 2018 verbot, existiert für das Krypto-Mining ein rechtliches Vakuum.
Die libyschen Behörden versuchen verstärkt, gegen die illegalen Mining-Operationen vorzugehen. Es gab bereits Festnahmen, insbesondere von chinesischen Staatsangehörigen, und Beschlagnahmungen von Mining-Ausrüstung in Städten wie Zliten und Misrata. Im November 2025 wurden beispielsweise neun Personen zu dreijährigen Haftstrafen verurteilt. Im April 2023 beschlagnahmten Beamte in Bengasi über 1.000 Mining-Geräte, die monatlich etwa 45.000 US-Dollar erwirtschafteten. Berichten zufolge tolerieren und schützen Milizen in östlichen und südlichen Regionen die Mining-Aktivitäten im Austausch für Gewinnbeteiligungen.
Die Branche verbraucht bis zu 2 % der gesamten nationalen Stromproduktion und führt zu erheblichen Stromausfällen im Land.




