Die Krypto-Welt hält den Atem an: Justin Sun musste mit 500 Millionen Dollar den TrueUSD (TUSD) Stablecoin vor dem Kollaps bewahren. Dieser Vorfall legt nicht nur schwerwiegende Mängel bei Treuhandgesellschaften offen, sondern wirft auch dringende Fragen zur Regulierung auf.
Die Krise um den TrueUSD (TUSD) Stablecoin eskalierte, als Gerichtsdokumente aus Hongkong enthüllten, dass massive Reserven fehlalloziert wurden. Rund 456 Millionen US-Dollar flossen in illiquide Anlagen, verwaltet vom Treuhänder First Digital Trust (FDT). Diese Mittel wurden entgegen der ursprünglichen Strategie an Aria Commodities DMCC in Dubai umgeleitet, ein Unternehmen spezialisiert auf Handelsfinanzierung und Rohstoffe. Dieser Bruch mit den Anlagerichtlinien offenbarte ein erhebliches Risiko in der Verwaltung von Stablecoin-Reserven und löste die unmittelbare Krise aus.
Die fehlgeleiteten Investitionen umfassten Beteiligungen an Fabriken, Bergwerksbetrieben und Hafeninfrastrukturen, was sie hochgradig illiquide machte. Dies führte zwischen Mitte 2023 und Anfang 2024 zu einer akuten Liquiditätskrise. Techteryx, der Betreiber von TUSD seit der Übernahme 2020, konnte nicht mehr auf die notwendigen Mittel zugreifen, um die Dollar-Deckung (Peg) des Stablecoins aufrechtzuerhalten. Die Unfähigkeit, Redemptions zu bedienen, drohte das Vertrauen in TUSD fundamental zu erschüttern.
In dieser kritischen Phase intervenierte TRON-Gründer Justin Sun persönlich, um einen Totalausfall von TUSD abzuwenden. Er stellte ein Darlehen über 500 Millionen US-Dollar bereit, um die entstandene Liquiditätslücke zu schließen. Damit sollten TUSD-Einlösungen, insbesondere durch Retail-Nutzer, sichergestellt und ein Übergreifen der Krise auf den breiteren Kryptomarkt verhindert werden. Suns Eingreifen war eine drastische Maßnahme, um das unmittelbare Systemrisiko einzudämmen.
Sun betonte, er habe das Risiko persönlich übernommen, um die Inhaber von TUSD zu schützen und einen Marktausfall größeren Ausmaßes zu verhindern.
Suns Rettungsaktion war begleitet von scharfen Vorwürfen gegen First Digital Trust (FDT). Er beschuldigte den Treuhänder, die TUSD-Reserven missbraucht und quasi einen „Rug Pull“ inszeniert zu haben. Sun machte zudem die schwache Aufsicht über Treuhandgesellschaften in Hongkong für die mutmaßliche Veruntreuung mitverantwortlich. FDT und CEO Vincent Chok wiesen diese Anschuldigungen entschieden zurück und erklärten, stets nach Anweisung von Techteryx gehandelt zu haben; sie kündigten rechtliche Schritte an.
Der Vorfall rückte regulatorische Lücken im Hongkonger Treuhandsystem schmerzlich in den Fokus. Sun argumentierte öffentlich, dass die aktuellen Gesetze systemische Schwachstellen aufweisen, die solchen Missbrauch ermöglichen. Er forderte eine umfassende Reform der Trust-Gesetze, um das Vertrauen wiederherzustellen. Unterstützung erhielt er vom Hongkonger Abgeordneten Ng Kit-chung, der ebenfalls Reformbedarf zur Stärkung der lokalen Regulierung und des Anlegervertrauens sieht, basierend auf ähnlichen Betrugsberichten.
Die Auswirkungen der TUSD-Krise beschränkten sich nicht nur auf den betroffenen Stablecoin. Der von FDT herausgegebene Stablecoin FDUSD verlor zeitweise rund 12 % seines Wertes, während Zweifel an der Solvenz von FDT aufkamen, befeuert durch Suns Insolvenzvorwürfe. Dieser Vorfall unterstreicht die dringende Notwendigkeit stärkerer regulatorischer Aufsicht im Krypto-Finanzwesen, um das Vertrauen der Nutzer zu sichern und die Integrität des Ökosystems zu gewährleisten, bevor weitere Fiatverluste entstehen.
Trotz der Kontroversen verhinderte Suns Intervention wahrscheinlich einen gravierenderen Marktschaden. Die Krise dient nun als Katalysator für dringend benötigte Reformen. Justin Sun rief jetzt mit dem Abgeordneten Ng Kit-chung zusammen, um eine verbesserte Regulierung und eine klare Web3-Politik in Hongkong zu fördern. Dieser Schritt zielt darauf ab, zukünftige Missbrauchsfälle zu verhindern und das langfristige Vertrauen in die Stabilität digitaler Vermögenswerte und des On-Chain-Ökosystems zu stärken.