Argentinien steht am Scheideweg: Die Unterstützung durch die USA bei den wichtigen IMF-Verhandlungen könnte an eine Bedingung geknüpft sein – die Abkehr von China. Präsident Milei hat bereits eine strategische Allianz mit Washington angekündigt, doch der Preis dafür könnte der Bruch mit einem wichtigen Wirtschaftspartner sein.
Argentinien steht unter Präsident Javier Milei vor einer geopolitischen Zerreißprobe. Die USA signalisieren, dass ihre Unterstützung für Argentiniens dringend benötigte IMF-Verhandlungen davon abhängen könnte, ob das Land seine engen Beziehungen zu China, insbesondere einen milliardenschweren Währungsswap, kappt. Diese Entwicklung stellt eine signifikante außenpolitische Wende dar, die weitreichende Konsequenzen für die globalen Machtverhältnisse und Argentiniens wirtschaftliche Zukunft haben könnte. Die Entscheidung wiegt schwer angesichts der tiefen ökonomischen Krise des Landes, geprägt von hoher Inflation und schwindenden Devisenreserven.
Die Regierung Milei hat bereits eine deutliche Neuausrichtung ihrer Außenpolitik eingeleitet und eine „strategische Allianz“ mit den Vereinigten Staaten angekündigt. Diese basiert laut Milei auf einem gemeinsamen Weltbild, nicht nur auf ökonomischen Interessen. Er betont, dass solche Allianzen fundamental für die Souveränität Argentiniens in einer vernetzten Welt seien. Die USA ihrerseits verstärken Bemühungen, ihren Einfluss in Lateinamerika gegenüber dem wachsenden chinesischen Engagement zu sichern, wie der Besuch hochrangiger Militärs unterstreicht.
Der bestehende Währungsswap-Vertrag mit China ermöglicht Argentinien den Zugriff auf Yuan im Wert von 6,5 Milliarden US-Dollar – eine wichtige Stütze für den Peso und die Devisenreserven.
Ein zentraler Aspekt der neuen US-argentinischen Partnerschaft sind die immensen Rohstoffvorkommen Argentiniens, insbesondere Lithium. Dieses Mineral ist entscheidend für die globale Energiewende und die Produktion von Batterien. Eine kürzlich unterzeichnete Absichtserklärung zielt darauf ab, die Produktion und den Handel mit diesen kritischen Mineralien zu stärken. Dies unterstreicht die strategische Bedeutung Argentiniens für die USA, weit über die reine Finanzhilfe hinaus. Es geht um den Zugriff auf Ressourcen von globaler Relevanz.
China hat seinen Einfluss in Argentinien über Jahre systematisch ausgebaut und ist zum zweitwichtigsten Handelspartner aufgestiegen. Insbesondere Investitionen in die Agrarindustrie, vor allem Sojaexporte, sind für China von großer Bedeutung. Auch die bereits erwähnten Währungsswaps und andere wirtschaftliche Abkommen festigten Pekings Position und halfen Argentinien, trotz ökonomischer Turbulenzen eine gewisse Stabilität bei den Devisenreserven zu wahren. Diese tiefen Verflechtungen machen eine abrupte Abkehr besonders heikel.
Peking reagiert auf die US-Vorstöße in Lateinamerika betont gelassen und verweist auf die Prinzipien der Zusammenarbeit. China stellt seine Beziehungen zu Lateinamerika als Win-Win-Kooperation dar, die auf gegenseitigem Nutzen und Respekt für die Souveränität der Länder basiere. Man wehrt sich gegen den Vorwurf, Einflusssphären aufbauen zu wollen, und betont die Unterstützung der Entwicklung lateinamerikanischer Länder durch konkrete Beiträge. Die Rhetorik zielt darauf ab, die USA als störenden Akteur darzustellen.
Argentinien steht nun vor einer folgenschweren Entscheidung. Eine engere Anbindung an die USA könnte wirtschaftliche und strategische Vorteile innerhalb der westlichen Allianz bringen. Gleichzeitig droht der Verlust wichtiger chinesischer Investitionen und Handelsvolumina. Die Regierung muss sorgfältig abwägen, welcher Pfad langfristig die größere Stabilität und Prosperität verspricht. Die kommenden Monate werden entscheidend sein für Argentiniens geopolitische und wirtschaftliche Ausrichtung.