EVM-Skalierung: Layer 1 statt Layer 2 Chaos!

Die Skalierbarkeit der Ethereum Virtual Machine (EVM) ist eine Dauerbaustelle. Während Layer 2 Lösungen als Heilsbringer galten, offenbaren sie gravierende Schwächen. Ist die Fokussierung auf Layer 1 der einzige Ausweg?

Die Blockchain-Technologie, speziell die Ethereum Virtual Machine (EVM), kämpft seit Jahren mit Skalierungsproblemen. Der CryptoKitties-Crash 2017 war ein Weckruf, doch heute, mit über 100 Milliarden Dollar in DeFi und Millionen gehandelter NFTs, ist die Herausforderung akuter denn je. Die Belastungsgrenzen des Netzwerks werden regelmäßig erreicht, was zu hohen Gebühren und langsamen Transaktionen führt. Die Suche nach einer nachhaltigen Lösung ist für die Zukunftsfähigkeit von Ethereum und dem gesamten Ökosystem von entscheidender Bedeutung.

Lange Zeit galten Layer 2 Lösungen als Antwort auf die Performance-Schwächen der EVM. Sie lagern Transaktionsverarbeitung auf separate Ketten aus. Doch dieser Ansatz erweist sich zunehmend als kurzfristige Notlösung. Gemini berichtete 2024, dass alle 19 Tage ein neues Layer 2 entsteht – ein Zeichen für einen fragmentierten Markt, der eher neue Probleme schafft als alte löst. Diese Proliferation führt zu Ineffizienzen und wirft Fragen nach der Langzeitstrategie der Community auf.

Vitalik Buterin selbst wies kürzlich auf Interoperabilitätsprobleme bei Layer 2s hin, die zu Liquiditätsfragmentierung und einer komplexen Nutzererfahrung führen.

Layer 2 Lösungen bringen eigene Herausforderungen mit sich, insbesondere Zentralisierungsrisiken. Viele nutzen zentralisierte Sequencer, was sie anfällig für Zensur und Transaktionsmanipulation macht. Auch fortschrittliche Rollup-Designs wie native Rollups stoßen an Grenzen oder entziehen Projekten Wert, was die Akzeptanz hemmt. Laut L2BEAT verursachen die großen Layer 2s zudem Betriebskosten von ca. 95,5 Millionen Dollar jährlich – Ressourcen, die womöglich besser in die Optimierung der Basisschicht investiert wären.

Um leistungsfähigere Layer 1s zu entwickeln, muss die Branche ihre Metriken überdenken. Transaktionen pro Sekunde (TPS) ist der gängige, aber irreführende Maßstab. Ein einfacher ETH-Transfer (21k Gas) ist nicht vergleichbar mit einem komplexeren ERC-20-Transfer (65k Gas). TPS ignoriert die unterschiedliche Rechenintensität von Transaktionen und liefert kein vollständiges Bild der Netzwerkkapazität. Eine reine Fokussierung auf hohe TPS-Zahlen führt daher in die Irre und behindert die Entwicklung wirklich skalierbarer Lösungen.

Ein aussagekräftigerer Indikator ist „Gas pro Sekunde“. Dieser misst die verbrauchten Gas-Einheiten pro Zeitspanne und bildet so die tatsächliche Rechenleistung des Netzwerks ab, unabhängig von der Komplexität einzelner Transaktionen. Während TPS bei einfachen Transfers nützlich sein kann, zeigt „Gas pro Sekunde“ das Gesamtbild der Netzwerk-Computation und ermöglicht einen faireren Vergleich verschiedener Blockchains. Die Etablierung dieses Standards ist essenziell, um das wahre Potenzial und die Effizienz von Skalierungslösungen bewerten zu können.

Die Fähigkeiten von Layer 1s wurden im Schatten des Rollup-zentrierten Hypes oft vernachlässigt. Doch als Fundament des Krypto-Ökosystems sind sie der Schlüssel zur EVM-Skalierung. Statt weiterer Layer 2 Fragmentierung muss die EVM von Grund auf neu gedacht und auf Leistung optimiert werden. Ansätze wie Parallelisierung können den Transaktionsdurchsatz signifikant erhöhen. In Kombination mit optimierten Konsensmechanismen und Speicherlösungen kann so ein neuer Leistungsstandard für die gesamte Branche geschaffen werden, der Entwicklern zugutekommt.

Layer 2s wurden als billigste und schnellste Methode beworben, sind aber nicht die grundlegende Lösung, die die EVM wirklich für nachhaltige Skalierbarkeit benötigt.

Die Zukunft der EVM hängt von der Bereitschaft ab, den Fokus wieder auf die Optimierung der Layer 1 zu legen. Die Akzeptanz präziserer Leistungsindikatoren wie „Gas pro Sekunde“ ist dabei unerlässlich. Nur durch grundlegende Verbesserungen an der Basisschicht, nicht durch kurzfristige Layer 2 Pflaster, kann die EVM ihr volles Potenzial entfalten und die Skalierungsanforderungen einer wachsenden Krypto-Welt erfüllen. Es ist Zeit, die Fundamente zu stärken.