Die EU-Marktaufsicht ESMA schlägt Alarm: Wachsende Krypto-Märkte könnten die Stabilität der Finanzmärkte gefährden. Obwohl noch klein, nehmen die Verflechtungen zu und bergen unerwartete Risiken für das gesamte System.
Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) warnt erneut vor den potenziellen Gefahren, die von Kryptowerten für die Stabilität der traditionellen Finanzmärkte ausgehen könnten. In einer Zeit rasanten Wachstums der Kryptomärkte und zunehmender Verflechtung mit etablierten Finanzakteuren wächst die Besorgnis. Natasha Cazenave, Exekutivdirektorin der ESMA, betonte vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss die Notwendigkeit, diese dynamischen Entwicklungen genau zu beobachten, da zukünftige Preisrückgänge negative Auswirkungen auf das gesamte Finanzsystem haben könnten, trotz des aktuell noch geringen Marktanteils von Kryptowerten.
Obwohl Kryptowerte derzeit nur etwa 1% der globalen Finanzvermögenswerte ausmachen, sind die Verbindungen zu traditionellen Märkten stark im Wachsen begriffen, insbesondere in Ländern mit hoher Krypto-Affinität wie den USA. Cazenave wies darauf hin, dass diese zunehmende Interdependenz das Potenzial für signifikante Übertragungseffekte birgt, sollte es zu starken Verwerfungen im Kryptosektor kommen. Die schnelle und oft unvorhersehbare Entwicklung dieser Märkte erfordert daher eine kontinuierliche und genaue Beobachtung durch die Aufsichtsbehörden, um systemische Risiken frühzeitig zu erkennen und zu adressieren.
„Turbulenzen, sogar in kleinen Märkten, können umfassendere Stabilitätsprobleme in unserem Finanzsystem hervorrufen.“
Jüngste Vorfälle wie der massive Hack bei Bybit (1,4 Mrd. USD) und der dramatische Zusammenbruch von FTX im November 2022 haben die von der ESMA geäußerten Bedenken deutlich untermauert. Diese Ereignisse illustrieren schmerzhaft die hohe Anfälligkeit der Kryptomärkte für Hacks, Betrug und großangelegte Skandale. Sie unterstreichen die dringende Notwendigkeit einer effektiven und strengen Regulierung, um die Integrität der Märkte zu schützen und das Vertrauen der Anleger nicht weiter zu erodieren, was wiederum die Stabilität gefährden könnte.
Mit der Einführung der Markets in Crypto-Assets (MiCA)-Regulierung hat die EU einen wichtigen Schritt zur Risikominderung unternommen. Cazenave bezeichnete MiCA als regulatorischen „Durchbruch“. Gleichzeitig betonte sie jedoch unmissverständlich, dass es „kein sicheres Kryptowertpapier“ gebe. Dies impliziert, dass trotz MiCA grundlegende Risiken bestehen bleiben und möglicherweise weitere regulatorische Maßnahmen erforderlich sein werden, um zukünftigen, möglicherweise noch unbekannten Risiken effektiv zu begegnen und die Anleger sowie das Finanzsystem adäquat zu schützen.
Während die Krypto-Adoption in den USA bereits fortgeschritten ist (ca. 15-28%), hinkt Europa hinterher. Laut Cazenave haben über 95% der europäischen Banken keine direkten Engagements in Kryptowährungsaktivitäten. Allerdings steigt die Beteiligung von Privatanlegern stetig an. Schätzungen zufolge haben bereits 10% bis 20% der europäischen Anleger Exposure in Kryptowerten, was dem globalen Trend entspricht. Dies unterstreicht die wachsende Relevanz auch für hiesige Retail-Investoren und die Notwendigkeit entsprechender Schutzmaßnahmen und Aufklärung.
Die ESMA, gemeinsam mit EBA und EIOPA, warnt Anleger wiederholt vor den inhärent hohen Risiken von Krypto-Investments. Dazu zählen insbesondere der mögliche Totalverlust des eingesetzten Kapitals aufgrund extremer Preisvolatilität. Weitere Gefahren sind Betrug, operationelle Fehler bei Anbietern oder Cyberangriffe auf Wallets und Börsen. Zudem mangelt es oft an rechtlicher Absicherung und spezifischen Schutzmechanismen, wie sie bei traditionellen Finanzprodukten üblich sind, was das Verlustrisiko weiter erhöht.
Anleger sollten sich der spezifischen Risiken bewusst sein und sorgfältig prüfen, ob eine Investition mit ihren Zielen und ihrer finanziellen Situation vereinbar ist. Kannst du es dir leisten, das gesamte investierte Kapital zu verlieren? Verstehst du die Technologie und die Funktionsweise der Assets? Sind die Anbieter ordnungsgemäß autorisiert? Sei wachsam bei unrealistischen Versprechen und irreführender Werbung. Diese kritische Selbstprüfung ist essenziell vor jedem Krypto-Investment.
Trotz der durch MiCA eingeführten Schutzmechanismen bleiben die grundlegenden Risiken von Krypto-Investments bestehen, betont die ESMA. Die zunehmende Verflechtung mit traditionellen Finanzmärkten erfordert kontinuierliche Überwachung und potenziell weitere Regulierungsinitiativen. Nur so kann die Stabilität des Finanzsystems langfristig gewährleistet werden. Die Zukunft wird zeigen, welche weitere Warnung vor Risiken notwendig sind, um eine sichere Umgebung für alle Marktteilnehmer zu schaffen und systemische Risiken effektiv zu managen.