Ex-Ethereum-Entwickler Virgil Griffith kommt bald frei. Sein Fall wegen Nordkorea-Sanktionsbruchs wirft kritische Fragen auf: Wo liegen die Grenzen technischer Hilfe? Eine Mahnung an die Krypto-Community.
Virgil Griffith, einst Entwickler bei der Ethereum Foundation, steht kurz vor seiner Entlassung aus dem Bundesgefängnis. Seine fast fünfjährige Haftstrafe resultierte aus der Verletzung von US-Sanktionen gegen Nordkorea. Dieser Fall beleuchtet die prekäre Schnittstelle zwischen technologischem Fortschritt, internationaler Politik und persönlicher Verantwortung. Für die Krypto-Community ist dies mehr als nur ein Einzelfall; es ist eine Warnung vor rechtlichen Fallstricken, die bei der globalen Verbreitung von Blockchain-Technologie lauern. Die Konsequenzen für Griffith selbst sind gravierend, doch die Implikationen reichen weit darüber hinaus.
Der Auslöser war Griffiths Reise nach Pjöngjang im April 2019 zur Teilnahme an einer Blockchain-Konferenz. Dort präsentierte er, wie Nordkorea Blockchain und Kryptowährungen nutzen könnte, um internationale Sanktionen zu umgehen und Geldwäsche zu betreiben. Brisant: Diese Reise erfolgte ohne die erforderliche Genehmigung des US-Außenministeriums. Die US-Behörden sahen darin einen klaren Verstoß gegen den International Emergency Economic Powers Act (IEEPA), der den Export von Technologie und Dienstleistungen nach Nordkorea streng reglementiert und eine OFAC-Lizenz erfordert.
Die Anklage lautete auf Verschwörung zur Verletzung des IEEPA. Griffiths Handlungen wurden als bewusste Unterstützung eines sanktionierten Regimes gewertet. Obwohl seine Verteidigung argumentierte, er habe lediglich öffentlich zugängliche Informationen über Open-Source-Software geteilt, sahen die Ankläger darin die Bereitstellung wertvollen technischen Know-hows. Im September 2021 bekannte sich Griffith schuldig und akzeptierte die strafrechtlichen Konsequenzen, was die Schwere der Vorwürfe unterstreicht und zeigt, wie ernst die USA die Durchsetzung ihrer Sanktionen nehmen.
Richter Castel betonte, Griffiths Handlungen seien bewusst erfolgt, um Nordkorea bei der Sanktionsumgehung zu helfen, und kritisierte dessen Verhalten als narzisstisch und als Versuch, als „Crypto-Held“ zu gelten.
Im April 2022 folgte das Urteil: 63 Monate Haft und eine Geldstrafe von 100.000 US-Dollar. Richter Kevin Castel positionierte die Strafe zwar am unteren Ende des geforderten Rahmens, machte aber die Ernsthaftigkeit des Vergehens unmissverständlich klar. Die Verteidigungsstrategie, die auf Griffiths fehlende Vorstrafen und den angeblich fehlenden finanziellen Schaden abhob, konnte das Gericht nicht überzeugen. Auch die Distanzierung der Ethereum Foundation durch Vitalik Buterin änderte nichts an der individuellen Schuldzuweisung an Griffith.
Eine überraschende Wendung gab es im Juli 2024: Richter Castel reduzierte die Haftstrafe um sieben Monate auf 56 Monate. Als Begründung wurden Griffiths geringe kriminelle Vorgeschichte und die Härten der Haft genannt. Wie The Block berichtete, sprachen Disziplinarverstöße während der Haftzeit gegen eine noch deutlichere Reduzierung. Seine Anwälte rechnen nun mit einer Freilassung im Januar 2025, ein Moment, der von Unterstützern lange erwartet wird, aber die juristische Aufarbeitung nicht abschließt.
Die Affäre Griffith hat weitreichende Folgen, nicht nur für ihn persönlich, sondern für die gesamte *Kryptobranche*. Sie verdeutlicht die ethischen Dilemmata und rechtlichen Risiken, die mit der globalen Verbreitung dezentraler Technologien einhergehen. Griffith selbst sprach von einer „Obsession mit Nordkorea“, von der er nun geheilt sei. Dieser Fall dient als Mahnung, dass technologische Expertise stets im Einklang mit internationalen Gesetzen und Sanktionen stehen muss, um schwerwiegende persönliche und branchenweite Konsequenzen zu vermeiden.