Tokenisierte Fonds erleben einen rasanten Aufschwung, versprechen Effizienz und Liquidität. Doch eine aktuelle Moody’s Analyse warnt eindringlich: Operative Risiken, Blockchain-Schwachstellen und Regulierungslücken stellen signifikante Gefahren dar, die Anleger kennen müssen.
Die Adaption tokenisierter Investmentfonds nimmt rasant zu, doch dieser Aufschwung birgt laut Moody’s Investor Service erhebliche Risiken. Die renommierte Rating-Agentur warnt eindringlich vor operativen Fragilitäten, Schwachstellen der Blockchain-Technologie und unzureichender Regulierung. Während die digitale Repräsentation von Fondsanteilen mittels Distributed Ledger Technology (DLT) Effizienz und Transparenz verspricht, dürfen die unterschwelligen Gefahren nicht ignoriert werden. Finanzinstitute weltweit setzen auf Tokenisierung, insbesondere bei Fonds für Staatsanleihen, müssen aber die Warnsignale ernst nehmen.
Tokenisierte Fonds, bei denen Anteile mittels DLT digital abgebildet werden, gewinnen an Popularität. Diese Technologie verspricht verbesserte Marktliquidität, Effizienz und Transparenz. Finanzinstitute nutzen die Tokenisierung, um diese Vorteile zu erschließen, wobei besonders Fonds für Staatsanleihen und festverzinsliche Wertpapiere die Entwicklung antreiben. Moody’s erkennt das enorme Marktpotenzial an, das über reine Asset-Liquidität hinausgeht – tokenisierte Fonds könnten auch als Sicherheiten dienen und weitere On-Chain-Funktionen erfüllen, was neue finanzielle Architekturen ermöglicht.
Moody’s Analysten warnen vor erheblichen Risiken: Die oft begrenzte Erfahrung der Technologieanbieter erhöht das Risiko von Zahlungsunterbrechungen bei Konkurs oder technischem Versagen.
Über die allgemeinen Risiken der zugrunde liegenden Assets und des Fondsmanagements hinaus bringt die Tokenisierung spezifische Gefahren mit sich. Es bedarf zusätzlicher technischer Expertise, um die Komplexität zu managen. Zu den Hauptrisiken zählen die Vulnerabilitäten der Blockchain-Technologie selbst sowie die hohe Abhängigkeit von komplexen digitalen Systemen. Ein Ausfall oder eine Sicherheitslücke in der DLT-Infrastruktur könnte gravierende Fiatverluste für Investoren nach sich ziehen, was die Notwendigkeit robuster Sicherheitsmaßnahmen unterstreicht.
Ein weiteres signifikantes Hindernis ist die unzureichende und fragmentierte Regulierung. Die Regulierungslandschaft variiert stark zwischen Jurisdiktionen, was den internationalen Handel und die Handhabung tokenisierter Vermögenswerte erschwert. Sicherheitsvorschriften sind meist technologieagnostisch, was bedeutet, dass Security Token je nach Merkmalen dem vollen Spektrum relevanter Vorschriften unterliegen – nicht nur bei der Emission, sondern auch im Sekundärmarkthandel. Diese Rechtsunsicherheit bremst die breite Adaption und Skalierung.
Neben regulatorischer Klarheit erfordert die Implementierung eine robuste technische Infrastruktur. Obwohl Blockchain durch Kryptographie hohe Sicherheit bietet, bestehen Cybersecurity-Risiken. Mit zunehmender Verbreitung werden Tokens attraktive Ziele für Cyberkriminelle. Zudem kämpft der Sektor mit dem „Cold Start Problem“: Token-Emission ist einfach, aber echte Netzwerkeffekte und Liquidität zu schaffen, ist schwierig. Es fehlt oft an ausreichendem Transaktionsvolumen, um robuste Märkte zu etablieren und den Nutzen für Emittenten und Investoren zu maximieren.
Trotz der Herausforderungen ist das Marktpotenzial enorm. Ein Whitepaper von BCG, Aptos Labs und Invesco schätzt das AUM tokenisierter Fonds bis 2030 auf über 600 Mrd. USD. McKinsey prognostiziert eine gesamte tokenisierte Marktkapitalisierung von ca. 2 Billionen USD bis 2030, im bullischen Szenario sogar 4 Billionen USD. Die Nachfrage könnte auf 290 Mrd. USD anwachsen, mit Billionen-Perspektive, sobald traditionelle Finanzinstitute die On-Chain-Geldadoption umsetzen.
Große Akteure wie Franklin Templeton und Goldman Sachs treiben die Entwicklung voran. Franklin Templeton hat bereits ein tokenisiertes Geldmarktfonds-Produkt mit über 500 Mio. USD AUM lanciert, das auf mehreren Blockchains operiert. Auch Regulierungsbehörden wie die Hong Kong Monetary Authority (HKMA) fördern die Tokenisierung aktiv durch Initiativen wie e-HKD+ und Project Ensemble, um ein digitales Geldökosystem zu schaffen und die Einstiegskosten für Unternehmen zu senken.