Stablecoins versprechen Stabilität im volatilen Kryptomarkt, doch britische Regulierer schlagen Alarm. Die wachsende Verbreitung dieser an Fiatwährungen gekoppelten digitalen Assets weckt ernste Bedenken hinsichtlich der finanziellen Stabilität des Landes. Steht das UK vor neuen, systemischen Risiken durch Stablecoins?
Die Sitzungen des Finanzpolitischen Ausschusses der Bank of England im April unterstrichen die Dringlichkeit einer Stablecoin-Regulierung. Obwohl die Verbindungen zwischen ungedeckten Kryptomärkten und der Realwirtschaft noch begrenzt scheinen, ist die Nutzung von Stablecoins und Krypto-Assets im letzten Jahr signifikant gewachsen. Dies hat die Aufmerksamkeit der Regulierungsbehörden massiv erhöht. Die Bank of England und die Financial Conduct Authority (FCA) arbeiten intensiv an umfassenden Rahmenbedingungen, um die finanzielle Resilienz des britischen Systems zu sichern und potenzielle Fiatverluste für Anleger zu minimieren.
Die Widerstandsfähigkeit von Stablecoins, so die Regulierer, hängt entscheidend von der Liquidität und Qualität der hinterlegten Vermögenswerte ab. Diese müssen sicherstellen, dass Einlösungen auch in Stressphasen zum Nennwert erfolgen können. Besondere Sorge bereitet die Ausgabe von Pfund-gebundenen Stablecoins, die außerhalb des UK mit unangemessenen Sicherheiten unterlegt sind. Dies stellt ein erhebliches Risiko für die britischen Finanzmärkte dar und könnte trotz Regulierung zu Währungssubstitution führen, selbst bei Coins, die auf Fremdwährungen lauten.
Die Widerstandsfähigkeit von Stablecoins hängt maßgeblich von der Liquidität, den Kredit- und Marktrisiken der hinterlegten Vermögenswerte ab, die sicherstellen müssen, dass Einlösungen rechtzeitig und zum Nennwert erfolgen können.
Die Finanzexperten warnen: Eine Ausweitung der Stablecoin-Nutzung über reine Krypto-Settlements hinaus hat gravierende Implikationen für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr, sowohl im Retail- als auch im Wholesale-Bereich. Nutzen Haushalte und KMUs verstärkt Stablecoins für Cross-Border-Zahlungen, droht eine Währungssubstitution. Dieses Szenario erhöht das Gegenparteirisiko signifikant und könnte etablierte monetäre Kontrollmechanismen untergraben. Die globale Adoption, vor allem in Schwellenländern, beschleunigt diesen Trend, wie Daten von Chainalysis zur Nutzung in Afrika zeigen.
Warum greifen Nutzer in Schwellenländern, insbesondere in Afrika, verstärkt zu Dollar-gebundenen Stablecoins? Experten nennen primär die mangelnde Verfügbarkeit von Bankdienstleistungen und die Instabilität lokaler Fiatwährungen als Haupttreiber. Diese digitalen Assets bieten eine Alternative für Wertaufbewahrung und Transaktionen. Im Gegensatz dazu sind ähnliche Adoptionsraten in Industrieländern mit robuster Finanzinfrastruktur bisher kaum zu beobachten. Die Motivation zur Nutzung unterscheidet sich also fundamental je nach wirtschaftlichem Umfeld und Zugang zu traditionellen Finanzinstrumenten.
Die Bedenken bezüglich Stablecoins sind kein rein britisches Phänomen. Auch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) warnt eindringlich vor den wachsenden Risiken für die Stabilität traditioneller Finanzmärkte, da die Krypto-Branche immer enger mit etablierten Akteuren verwoben ist. Die ESMA schließt nicht aus, dass künftige Krypto-Crashs das gesamte Finanzsystem beeinträchtigen könnten. Als Reaktion darauf hat die EU-Versicherungsaufsicht bereits vorgeschlagen, dass Versicherer Kapitalpuffer für ihre Krypto-Bestände halten müssen, um Risiken für Versicherungsnehmer abzufedern.
Die britischen Regulierungsbehörden legen umfassende Vorschläge vor. Emittenten von Pfund-gebundenen Stablecoins, die in systemischen Zahlungssystemen genutzt werden, sollen denselben Standards wie Banken unterliegen. Dies beinhaltet die Pflicht, Einlösungen zum Nennwert zu garantieren, um Stabilität zu gewährleisten. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Verbraucherschutz: Es besteht die Gefahr, dass Nutzer fälschlicherweise annehmen, regulierte Stablecoins böten den gleichen Schutz wie Bankeinlagen. Dieser Irrglaube könnte bei Problemen zu Vertrauensverlust und Ansteckungseffekten führen.
Die Regulierer betonen, dass Stablecoins in systemischen Zahlungssystemen spezifische Risiken für die Finanzstabilität bergen, die über die anderer Zahlungssysteme oder Bankgelder hinausgehen. Die größte Gefahr sehen sie darin, dass ein Vertrauensverlust in einen prominenten Stablecoin das Vertrauen in Geld und Zahlungssysteme generell untergraben könnte. Dies hätte potenziell destabilisierende Auswirkungen auf das gesamte Finanzsystem, weit über den Krypto-Sektor hinaus. Die Interkonnektivität erfordert daher besonders strenge Aufsicht und klare Regeln für Emittenten.