Zoll-Chaos: US-Miner trotz Pause unter Druck

Die 90-tägige Aussetzung von US-Zöllen bringt kurzfristige Hoffnung für Bitcoin-Miner. Doch Experten warnen: Der klare Nachteil gegenüber internationaler Konkurrenz bleibt bestehen, und die politische Unsicherheit lähmt langfristige Investitionen.

Die jüngste Entscheidung der Trump-Regierung, bestimmte reziproke Zölle für 90 Tage auszusetzen, sorgt in der US-Bitcoin-Mining-Industrie für Aufruhr. Obwohl Miner versuchen, diese Pause opportunistisch zu nutzen, indem sie Mining-Rigs erwerben, bleiben sie durch einen bestehenden Mindestzoll von 10% klar benachteiligt. Diese Situation betrifft die meisten Länder, mit der drastischen Ausnahme von China, dessen Zollsatz auf 125% erhöht wurde. Die bis zum 8. Juli geltende Regelung schafft somit nur eine trügerische Atempause für heimische Mining-Operationen.

Die 10%ige Abgabe (…) versetzt US-Miner noch immer in eine klare Nachteilssituation gegenüber ihren internationalen Konkurrenten bei der Beschaffung von Mining-Maschinen.

Trotz der fundamentalen Nachteile erwarten Analysten wie Jaran Mellerud, CEO von Hashlabs, einen kurzfristigen Anstieg bei den Importen von Mining-Hardware. Miner versuchen, sich einzudecken, bevor potenzielle zukünftige Zollerhöhungen die Kapitalausgaben (CAPEX) weiter in die Höhe treiben. Ethan Vera von Luxor Technology bestätigt diesen Trend und meldet bereits spürbare Preiserhöhungen für in den USA verfügbare Rigs und Montageverträge. Die Furcht vor erneuter Tariffinstabilität treibt die Nachfrage kurzfristig an.

Die Unbeständigkeit der US-Zollpolitik stellt eine erhebliche Belastung dar. Noch Anfang April drohten Ländern wie Thailand, Indonesien und Malaysia, wichtigen Produktionsstandorten für Mining-Hardware, Zölle von bis zu 36%. Mellerud warnte damals, dass solch hohe Raten die Nachfrage in den USA kollabieren lassen könnten, wovon nicht-amerikanische Miner profitieren würden. Hersteller hätten ihre Überschussbestände dann zu günstigeren Preisen außerhalb der USA verkauft, was zu erheblichen Fiatverlusten bei US-Investoren geführt hätte.

Was die Miner benötigen, ist Vorhersehbarkeit und stabile Regeln – nicht politische Peitschenschläge alle paar Monate.

Die ständigen politischen Kehrtwenden haben bereits strategische Neubewertungen ausgelöst. Vera von Luxor merkte an, dass diese Politikänderungen das Wachstum der Branche definitiv schädigen. Sein Unternehmen erwägt bereits, für zukünftige Expansionen verstärkt auf internationale Märkte auszuweichen. Die Unsicherheit erschwert langfristige Planungen und Investitionen erheblich und könnte die Wettbewerbsfähigkeit des US-Standorts nachhaltig beeinträchtigen. Die langfristige Rentabilität steht auf dem Spiel.

Paradoxerweise hatte Trump im Wahlkampf versprochen, das verbleibende Bitcoin-Mining in die USA holen zu wollen. Es gibt sogar Verbindungen von Trump-Familienmitgliedern zum Mining-Unternehmen Hut 8 und dem Projekt „American Bitcoin“. Dennoch zeigt die aktuelle Zollpolitik laut Vera, dass die Krypto-Mining-Industrie keine hohe Priorität für die Regierung genießt. Die Zölle haben die Märkte, einschließlich der Krypto-Märkte, stark durcheinandergewirbelt, was sich auch im Bitcoin-Kurs widerspiegelt.