Die Pläne der Pazifikinsel Tinian, einen eigenen USD-Stablecoin zu launchen, sind vorerst gescheitert. Gouverneur Arnold Palacios legte sein Veto gegen das Gesetz ein, das den Marianas US Dollar (MUSD) ermöglicht hätte. Diese Entscheidung wirft ein Schlaglicht auf die regulatorischen Hürden bei der Einführung staatlicher Digitalwährungen.
Die Pläne für einen staatlich emittierten Stablecoin auf der Pazifikinsel Tinian sind abrupt gestoppt worden. Tinian, Teil des US-Territoriums der Nördlichen Marianen, wollte mit dem Marianas US Dollar (MUSD) Pionierarbeit leisten. Ein entsprechendes Gesetz, initiiert von Senator Jude Hofschneider, sah vor, das lokale Recht anzupassen, um Lizenzen für Internet-Casinos und eben jenen Tinian Stable Token zu ermöglichen. Die lokale Tinian-Delegation hatte dem Vorhaben bereits einstimmig zugestimmt, doch der Gouverneur der Nördlichen Marianen legte sein Veto ein.
Das Gesetz sah vor, dass der MUSD vollständig durch Bargeld und US-Schatzanweisungen gedeckt sein sollte, verwaltet durch die Tinian Municipal Treasury. Technisch sollte der Stablecoin auf der eCash-Blockchain lanciert werden, einem Fork von Bitcoin Cash. Die Infrastruktur und Ökosystem-Entwicklung sollte die auf Saipan ansässige Marianas Rai Corporation übernehmen. Damit wären klare Mechanismen zur Deckung und Verwaltung des Stablecoins etabliert worden, was die Grundlage für das Vertrauen in den MUSD hätte bilden sollen.
Gouverneur Palacios begründete sein Veto mit rechtlichen Bedenken und verwies auf Aktivitäten, die jurisdiktionelle Grenzen überschreiten könnten, sowie fehlende robuste Durchsetzungsmechanismen gegen illegales Glücksspiel.
Durch das Veto verpasst Tinian die historische Chance, als erste Regierungseinheit in den USA einen eigenen Stablecoin herauszugeben. Damit kommt ihnen möglicherweise der Bundesstaat Wyoming zuvor, dessen Gouverneur einen Start der Wyoming Stable Token bereits für Mitte des Jahres in Aussicht gestellt hat. Dieser Rückschlag für Tinian bedeutet nicht nur einen Prestigeverlust, sondern verzögert auch die Bemühungen, die lokale Wirtschaft durch innovative Finanztechnologie zu diversifizieren und möglicherweise neue Einnahmequellen jenseits des Tourismus zu erschließen.
Brisant ist das Timing auch im Kontext anderer Entwicklungen: Google kündigte kürzlich Milliardeninvestitionen in Glasfaser-Seekabel an, die von den USA über Tinian nach Japan verlegt werden sollen. Diese Verbesserung der digitalen Infrastruktur hätte eine wichtige Grundlage für den Betrieb und die Akzeptanz des MUSD schaffen können. Die Synergie zwischen verbesserter Konnektivität und einer lokalen digitalen Währung bleibt nun vorerst ungenutzt, was die wirtschaftlichen Ambitionen der Insel zusätzlich dämpft.
Trotz dieses Dämpfers signalisieren die Nördlichen Marianen weiterhin Interesse an der Erforschung innovativer Finanzlösungen. Die Entscheidung unterstreicht jedoch die erheblichen rechtlichen und regulatorischen Hürden, die mit der Einführung staatlicher digitaler Währungen verbunden sind. Der Fall Tinian dient als warnendes Beispiel für andere Jurisdiktionen, die ähnliche Projekte erwägen, und betont die Notwendigkeit einer sorgfältigen Prüfung und robusten Gesetzesgrundlage vor der Implementierung solcher Technologien.
Die Episode verdeutlicht die komplexen Herausforderungen bei der Modernisierung von Finanzsystemen in kleineren Jurisdiktionen, insbesondere solchen mit besonderen rechtlichen Beziehungen wie dem Commonwealth-Status der Nördlichen Marianen zu den USA. Es bleibt abzuwarten, ob und wie Tinian seine Pläne für den MUSD oder ähnliche Initiativen in Zukunft wieder aufnehmen kann. Die Nördlichen Marianen zeigen weiterhin Interesse an Stablecoins und ähnlichen Initiativen. Die Notwendigkeit einer gründlichen Due Diligence und Abstimmung mit übergeordneten rechtlichen Rahmenbedingungen ist unübersehbar geworden.