Die Finanzmärkte sind angespannt: Steigende japanische Anleiherenditen und die historische Wende der Bank of Japan senden Schockwellen aus. Für den Kryptomarkt, insbesondere Bitcoin, könnte dies erhebliche Turbulenzen und Liquiditätsengpässe bedeuten.
Die Finanzlandschaft verändert sich rapide, angetrieben durch Japans Geldpolitik. Insbesondere die Renditen für 30-jährige japanische Staatsanleihen (JGBs) haben kürzlich einen Höchststand seit 2004 erreicht, mit einem Anstieg auf 2,345%. Diese Entwicklung signalisiert nicht nur wachsende Spannungen an den globalen Anleihemärkten, sondern deutet auch auf eine signifikante Verschiebung hinweg von der jahrzehntelangen ultraexpansiven Politik der Bank of Japan (BoJ). Für Krypto-Investoren ist dies ein kritisches Signal, das genau beobachtet werden muss, da es weitreichende Implikationen für die globale Liquidität und Risikobereitschaft hat.
Die Bank of Japan hat eine historische geldpolitische Wende vollzogen und ihre Negativzinspolitik beendet. Mit der ersten Zinserhöhung seit 2007 liegt der Referenzzinssatz nun zwischen 0% und 0,1%. Ausschlaggebend für diesen Schritt waren die Kerninflation, die über der Zielmarke von 2% liegt, sowie die erwarteten Lohnerhöhungen im Rahmen der Shunto-Verhandlungen. Diese restriktivere Haltung nach Jahren extrem lockerer Bedingungen könnte erhebliche Auswirkungen auf Kapitalflüsse und die Attraktivität verschiedener Assetklassen weltweit haben, auch im Krypto-Sektor.
Steigende Renditen bei als sicher geltenden japanischen Staatsanleihen machen diese für risikoaverse institutionelle Investoren attraktiver. Dies könnte zu Kapitalabflüssen aus spekulativeren Assets wie Bitcoin führen. Die Opportunitätskosten für das Halten von Kryptowährungen steigen, wenn sicherere Anlagen höhere Erträge versprechen. Diese Dynamik übt kurzfristig Druck auf den Kryptomarkt aus, da die relative Attraktivität von risikoreicheren Anlagen sinkt und Investoren möglicherweise ihre Portfolios umschichten, um von den höheren Renditen im traditionellen Finanzsystem zu profitieren.
Der Anstieg der Anleiherenditen stellt kurzfristig eine Bedrohung für den Kryptomarkt dar, da er die Liquidität verringern könnte, was die Performance von Kryptowährungen beeinträchtigt.
Ein zentraler Mechanismus ist der Yen-Carry-Trade: Investoren leihen sich Yen zu niedrigen Zinsen, um in höher verzinsliche Anlagen im Ausland zu investieren. Steigen jedoch die japanischen Zinsen, schwindet dieser Anreiz. Ein Rückgang des Carry-Trades könnte die globale Liquidität spürbar reduzieren. Wie Michael A. Gayed anmerkt, steigen die Kreditkosten für Händler, die jahrelang von quasi kostenlosem Kapital profitierten. Teure Margin-Positionen müssen eventuell aufgelöst werden, was die Downside-Risiken für Krypto und andere Risiko-Assets verstärkt.
Die geldpolitische Straffung der BoJ steht im Kontrast zur Situation in den USA, wo die Federal Reserve (Fed) unter Druck steht, die Zinsen möglicherweise zu senken. Diese divergierende Geldpolitik der großen Zentralbanken schafft ein komplexes Umfeld für die globale Liquidität. Während die BoJ Liquidität entzieht, könnte die Fed versuchen, die Bedingungen zu lockern. Diese Diskrepanz kann zu erhöhter Volatilität an den Märkten führen, da Investoren grenzüberschreitende Kapitalströme und deren Auswirkungen neu bewerten müssen.
Langfristig plant Japan bedeutende regulatorische Änderungen für Kryptowährungen. Bis 2026 sollen sie als Finanzprodukte unter dem Financial Instruments and Exchange Act eingestuft werden, analog zu Aktien und Anleihen. Dies beinhaltet strengere Regeln, etwa gegen Insiderhandel. Gleichzeitig könnte dies den Weg für Spot-Krypto-ETFs ebnen und institutionelles Investment fördern. Eine mögliche Senkung der Steuern auf Kryptogewinne von bis zu 55% auf 20% könnte die Attraktivität für Investoren zusätzlich erhöhen und den Markt stabilisieren. Laut einem Bericht von Finance Magnates werden Kryptos neu klassifiziert, was langfristig Auswirkungen auf Investoren hat. Möglicherweise wird dann auch das langfristige Krypto-Investment interessanter.