MiCA-Alarm: Kaum Zulassungen nach 100 Tagen!

Die MiCA-Regulierung ist seit 100 Tagen in Kraft, doch die Krypto-Branche hinkt hinterher. Erschreckend wenige Unternehmen haben bisher eine Zulassung erhalten, wie aktuelle ESMA-Daten zeigen. Die Herausforderungen sind enorm – lest hier, wer qualifiziert ist und was auf dem Spiel steht.

100 Tage nach Inkrafttreten des Markets in Crypto-Assets (MiCA) Frameworks zeigt sich ein ernüchterndes Bild: Ein Großteil der Kryptoindustrie kämpft weiterhin um die notwendige Compliance. Laut Daten der European Securities and Markets Authority (ESMA), zitiert von Patrick Hansen (Circle), haben bisher nur 11 Stablecoin-Emittenten und 15 Krypto-Asset-Service-Provider (CASPs) eine Zulassung erhalten. Diese geringen Zahlen verdeutlichen die massiven Hürden, welche die strengen MiCA-Anforderungen für viele Unternehmen darstellen.

Das primäre Ziel von MiCA, verabschiedet Ende Mai 2023, ist die Schaffung von Rechtsklarheit und eines einheitlichen regulatorischen Rahmens für Krypto-Assets innerhalb der EU, die bisher außerhalb bestehender Finanzdienstleistungsrichtlinien operierten. Die Regulierung soll die Entwicklung neuer Technologien fördern, gleichzeitig aber die Risiken virtueller Vermögenswerte managen und den Anlegerschutz stärken. Es ist der erste umfassende Ansatz dieser Art in einem großen Wirtschaftsraum.

Die Implementierung von MiCA erfolgt gestaffelt. Seit Juni 2024 gelten die Regeln für Asset-Referenced Tokens (ARTs) und E-Money Tokens (EMTs), inklusive strenger Reservierungsanforderungen und Zulassungsverfahren. Ab Dezember 2024 folgen die Vorschriften für CASPs, die unter anderem robuste Governance-Strukturen, Maßnahmen gegen Marktmissbrauch und erweiterte Verbraucherschutzstandards umsetzen müssen. Die Zeit zur Anpassung wird knapp, die Anforderungen sind hoch.

„Die Zahlen sind alarmierend niedrig. Nur eine Handvoll Akteure hat es bisher geschafft, die MiCA-Hürden zu nehmen, was die enormen Herausforderungen für die Branche unterstreicht.“

Unternehmen müssen zur MiCA-Konformität tiefgreifende Schritte unternehmen. Eine umfassende Lückenanalyse der aktuellen Prozesse im Abgleich mit den MiCA-Vorgaben ist unerlässlich. Emittenten benötigen ein detailliertes Whitepaper, CASPs müssen Lizenzen erlangen, was finanzielle Stabilität und AML/CFT-Konformität voraussetzt. Zudem sind starke Governance-, Risikomanagement- und Cybersicherheits-Frameworks sowie die strikte Trennung von Kunden- und Firmengeldern (Segregation of Funds) zwingend erforderlich.

Die Konsequenzen bei Nichteinhaltung sind gravierend und reichen weit über potenzielle Fiatverluste hinaus. MiCA ermächtigt die Aufsichtsbehörden, empfindliche Geldstrafen von bis zu 5 Millionen Euro oder signifikanten Prozentsätzen des Jahresumsatzes zu verhängen. Im schlimmsten Fall droht der Entzug der Zulassung, was einem De-facto-Verbot der Geschäftstätigkeit in der EU gleichkommt. Wiederholte Verstöße können zum dauerhaften Ausschluss aus dem Sektor führen.

Trotz der aktuellen Schwierigkeiten und der geringen Zahl qualifizierter Unternehmen bietet MiCA langfristig signifikante Vorteile. Die geschaffene Rechtsklarheit könnte Investoren und Institutionen anziehen und die Marktintegrität stärken. Ein level playing field innerhalb der EU wird etabliert. Zudem könnte MiCA als Blaupause für globale Krypto-Regulierungen dienen und die EU als führenden Standort positionieren. Für kleinere Akteure bleiben die Hürden jedoch hoch.