Bitcoin in El Salvador: Ernüchterung statt Revolution?

El Salvadors kühner Schritt, Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einzuführen, sorgte weltweit für Aufsehen. Doch Jahre später zeigt die On-Chain-Realität ein ernüchterndes Bild: Die Adoption stockt massiv. Was sind die tieferen Gründe dafür?

Im Juni 2021 wagte El Salvador als erstes Land den Schritt, Bitcoin gesetzliches Zahlungsmittel zu machen. Präsident Nayib Bukele versprach finanzielle Inklusion, effizientere Überweisungen und Anziehungskraft für Investoren. Hohe Erwartungen wurden geschürt, unterstützt durch eine anfängliche Investition von 150 Millionen USD in BTC-Reserven und einen 30-Dollar-Airdrop für Nutzer der Chivo-Wallet. Doch die euphorische Startphase blendete viele über die immensen Herausforderungen hinweg, die folgen sollten.

Internationale Organisationen wie die Weltbank und der IWF äußerten früh ernsthafte Bedenken, insbesondere zur Transparenz und den Umweltauswirkungen des Minings. Auch die Bevölkerung zeigte sich skeptisch: Eine Umfrage ergab, dass 68% gegen die Einführung waren und die meisten kein klares Verständnis von Bitcoin hatten. Hinzu kam die extreme Volatilität des Assets. Bis September 2023 führten die Kursrückgänge zu signifikanten Fiatverlusten von etwa 45 Millionen USD für das Land, was das Vertrauen weiter untergrub.

Trotz staatlicher Anreize wie dem 30-Dollar-Bonus blieb die Adoption der Chivo-Wallet weit hinter den Erwartungen zurück. Viele luden die App nicht herunter oder nutzten sie nur einmalig.

Die Yale-Studie zeigte die geringe nachhaltige Nutzung der Chivo-Wallet. Selbst von jenen, die die App installierten, hörten viele nach Verbrauch des Bonus auf. Sicherheitsbedenken, verstärkt durch Hacking-Vorfälle bei Chivo-Wallets, schreckten Nutzer zusätzlich ab. Ein zentraler Punkt war auch das mangelnde Vertrauen und der Wunsch nach Anonymität, den Bitcoin im Gegensatz zu Bargeld nicht bot. Dies behinderte sogar die Nutzung der Wallet für reguläre USD-Transaktionen.

Die Realität zwang zu Anpassungen. Im Januar 2025, als Teil eines 1,4 Milliarden USD schweren Kreditabkommens mit dem IWF, wurde die Bitcoin-Gesetzgebung signifikant geändert. Die Verpflichtung für Unternehmen, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren, fiel weg. Bitcoin bleibt zwar gesetzliches Zahlungsmittel, doch die Nutzung ist nun rein freiwillig. Entscheidend: Eine Begleichung von Steuern oder Staatsrechnungen in BTC ist nicht mehr möglich, was die praktische Relevanz stark einschränkt.

Ein weiteres strukturelles Problem offenbarte sich bei als Bitcoin-Unternehmen registrierten Firmen. Viele erhielten keine Geschäftslizenz, da sie die notwendigen Compliance-Anforderungen nicht erfüllten. Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit einer robusten regulatorischen Infrastruktur, um Krypto-Transaktionen sicher und transparent zu gestalten. Ohne klare Regeln und deren Durchsetzung bleibt das Ökosystem anfällig und wenig vertrauenswürdig für seriöse Akteure und Nutzer.

El Salvadors Bitcoin-Experiment liefert wertvolle Lektionen. Es zeigt, dass gesetzlicher Zwang keine Adoption erzwingen kann. Vertrauen, Bildung und eine klare Regulatorik sind entscheidend. Trotz der Rückschläge hält die Regierung an ihrem Ziel fest, ein Krypto-Hub zu werden, wie die Teilnahme am PLANB Forum 2025 zeigt. Die langfristige Bewertung hängt davon ab, ob die Risiken, insbesondere im Bereich Finanzintelligenz, gemanagt werden können. Nur dann kann es als Schritt zur Innovation gelten.