HashFlare-Gründer: Gefangen im Justiz-Labyrinth

Die Gründer des betrügerischen Krypto-Mining-Dienstes HashFlare, Sergei Potapenko und Ivan Turogin, stehen nach ihrer Verurteilung vor einem bizarren Dilemma. Obwohl von der US-Heimatschutzbehörde zur Ausreise aufgefordert, hindern ihre Bewährungsauflagen sie daran, das Land zu verlassen. Ein kafkaesker Justiz-Albtraum nimmt seinen Lauf.

Die Gründer des berüchtigten Krypto-Mining-Dienstes HashFlare, Sergei Potapenko und Ivan Turogin, wurden im Februar 2025 wegen Verschwörung zum Drahtbetrug schuldig gesprochen. Zwischen 2015 und 2019 sammelten sie über 550 Millionen US-Dollar von Anlegern ein, indem sie massive Mining-Kapazitäten vortäuschten, die real weniger als ein Prozent betrugen. Als Auszahlungen fällig wurden, mussten sie Kryptowährungen am offenen Markt kaufen, da die geminten Beträge bei weitem nicht ausreichten, was massive Fiatverluste kaschieren sollte, die durch den operativen Betrug entstanden.

Zusätzlich erschlichen sich die beiden 2017 weitere 25 Millionen US-Dollar von Investoren unter dem Vorwand, eine digitale Bank namens Polybius zu gründen. Dieses Projekt wurde jedoch nie realisiert, was den Vorwurf des Betrugs weiter untermauerte und das Vertrauen der Anleger nachhaltig zerstörte. Die Gelder flossen stattdessen in die Taschen der Gründer und wurden für private Zwecke missbraucht.

Nach ihrer Verhaftung in Estland im Oktober 2022 und der Auslieferung an die USA im Mai 2024 wurden Potapenko und Turogin im Juli 2024 gegen Kaution freigelassen. Ihnen droht bei der Urteilsverkündung im Mai 2025 eine Haftstrafe von bis zu 20 Jahren. Die On-Chain-Analyse und die forensischen Untersuchungen der Finanzströme spielten eine entscheidende Rolle bei der Beweisführung gegen die Angeklagten und zeigten das Ausmaß des systematischen Betrugs.

Nun stehen sie vor einem bizarren Dilemma: Im April 2025 forderte die US-Heimatschutzbehörde (DHS) die beiden Esten per E-Mail zur sofortigen Ausreise auf. Diese Anweisung steht jedoch in klarem Widerspruch zu den Bewährungsauflagen von Richter Robert Lasnik, die ihnen verbieten, den Gerichtsbezirk von Seattle zu verlassen. Dieser Widerspruch zwischen Exekutive und Judikative sorgt für erhebliche Verunsicherung und rechtliche Komplikationen.

„[Potapenko und Turogin] haben jeweils Briefe von der DHS erhalten… ‚Abschiebung sofort‘. Dies hat Angst ausgelöst, weil sie ihre Freilassungsbedingungen einhalten müssen…“, so Verteidiger Mark Bini.

Die DHS-Aufforderungen zur Ausreise scheinen Teil einer breiteren Aktion gewesen zu sein, die Tausende Einwanderer betraf, welche die CBP One-App genutzt hatten. Es gab Berichte, dass ähnliche Schreiben im Rahmen von Abschiebungsbemühungen der Exekutive versandt wurden. Der Verteidiger zog kurzzeitig in Betracht, dass die Regierung eine „Selbstabschiebung“ nach der Verurteilung vorschlagen könnte, was sich jedoch als Fehlinterpretation der komplexen behördlichen Kommunikation herausstellte.

Derzeit tragen die Angeklagten Schreiben bei sich, die bestätigen, dass die DHS die Abschiebungsmaßnahmen für ein Jahr ausgesetzt hat, um eine versehentliche Festnahme und Ausweisung zu verhindern. Obwohl eine Haftstrafe droht, argumentiert die Verteidigung, dass Potapenko und Turogin zwischen 2015 und 2022 über 400 Millionen US-Dollar an Nutzer zurückgezahlt und eingefrorene Vermögenswerte freigegeben haben. Sie hoffen, den Richter zu überzeugen, einer Abschiebung nach Estland zuzustimmen.

„Wir werden versuchen, den Richter davon zu überzeugen, dass er sich auf die Seite der DHS stellt und sie sich selbst nach Estland … abschieben lässt… Unsere Mandanten sind Esten.“

Der Fall HashFlare verdeutlicht die Komplexität und Widersprüchlichkeit im US-Justizsystem, besonders an der Schnittstelle von Krypto-Regulierung und Einwanderungsrecht. Während die strafrechtliche Verantwortung unbestritten ist, zeigt die aktuelle Situation die dringende Notwendigkeit einer kohärenten Koordination zwischen verschiedenen Regierungsbehörden. Die Hoffnung auf eine Rückkehr der Gründer in ihre Heimat hängt nun von einer gerichtlichen Entscheidung ab, die Gerechtigkeit und Konsistenz wahren muss.