Das erste Quartal 2025 übertraf alle Erwartungen für europäische ETFs: Rekordzuflüsse von 93 Milliarden Dollar wurden verzeichnet. Dies geschah entgegen des marktwidrigen Umfelds und signalisiert eine bedeutende Verschiebung der Anlegerpräferenzen zurück nach Europa.
Das erste Quartal 2025 markierte einen außergewöhnlichen Meilenstein für europäische Exchange-Traded Funds (ETFs). Trotz anhaltender Marktvolatilität und negativer Trends in diversen Anlageklassen verzeichneten europäische ETFs rekordhohe Nettozuflüsse von 93 Milliarden US-Dollar. Diese signifikante Summe übertrifft den bisherigen Höchststand von 91 Milliarden US-Dollar aus dem vierten Quartal 2024. Dieser Trend zeigt eine deutliche Verschiebung der Anlegerpräferenzen, was tiefgreifende Implikationen für die Marktstruktur haben könnte.
Ein entscheidender Faktor für diese Rekordinflüsse ist die beobachtete Verschiebung in den Anlagepräferenzen der Investoren. Nach einer längeren Phase, in der der Fokus stark auf US-amerikanischen Aktien und Technologieunternehmen lag, indizieren aktuelle Daten, dass europäische Investoren verstärkt wieder in ihre Heimatmärkte zurückkehren. Dies ist besonders in den Zuflüssen der Kategorien Equity Europe und Equity Eurozone sichtbar, die im ersten Quartal 2025 signifikante Nettozuflüsse verzeichneten, nachdem sie zuvor eher Ausflüsse verzeichneten.
Die Rückkehr europäischer Investoren zu ihren Heimatmärkten unterstreicht ein erneutes Vertrauen in die fundamentalen Daten der europäischen Wirtschaft, selbst in einem Umfeld globaler Volatilität.
Die Nettozuflüsse verteilten sich über verschiedene Anlageklassen innerhalb der europäischen ETFs. Den größten Anteil machten die Equity-ETFs mit beeindruckenden 71,3 Milliarden Euro aus. Ihnen folgten Bond-ETFs mit 9,3 Milliarden Euro und Money Market-ETFs mit 5,5 Milliarden Euro, was die Präferenz für Liquidität und Stabilität in unsicheren Zeiten unterstreicht. Commodities-ETFs trugen 0,7 Milliarden Euro bei, während Mixed-Assets-ETFs die Liste mit 0,3 Milliarden Euro abschlossen. Einzig die Alternatives-ETFs verzeichneten im ersten Quartal 2025 leichte Nettoausflüsse von 0,1 Milliarden Euro.
Bemerkenswert ist auch die Verschiebung im sektoralen Fokus. Bis Januar 2025 dominierten Informationstechnologie und verwandte Sektoren die Investorenpräferenzen. Im ersten Quartal 2025 jedoch kletterten die Equity Sector Industrials auf den vierten Platz der meistverkauften Klassifizierungen. Diese Entwicklung könnte auf eine strategische Neuausrichtung hindeuten, bei der Anleger sich wieder vermehrt der Realwirtschaft und traditionellen Industrien zuwenden. Externe Faktoren, wie der Launch des DeepSeek-Modells in China, könnten diese Überlegungen beeinflusst haben.
Es mag paradox klingen, dass ETFs in einem Umfeld negativer und volatiler Marktbedingungen solch hohe Zuflüsse verzeichnen. Doch in der Tat suchen Investoren gerade in solchen Phasen nach liquiditätsgewährenden und transparenten Anlageprodukten. Die inhärente Flexibilität von ETFs, schnell Positionen in unterschiedlichen Anlageklassen auf- und abzubauen, macht sie zu einer bevorzugten Option in turbulenten Marktphasen, da sie effizientes Risikomanagement ermöglichen.
Während Europa Rekorde feierte, erlebten auch US-ETFs ein starkes erstes Quartal 2025 mit Zuflüssen von 296 Milliarden US-Dollar, einem neuen Höchststand seit Q1 2021. Hier spielen sekulare Trends wie der Wechsel von traditionellen Fonds zu ETFs, der vermehrte Einsatz in Modellen, das Wachstum aktiver ETFs und die Nachfrage nach kostengünstigen Produkten eine tragende Rolle. Dies verdeutlicht die globale Attraktivität der ETF-Struktur.
Ein signifikanter Wachstumstreiber in den USA sind die aktiven ETFs, besonders im Fixed-Income-Sektor. Aktive ETFs steuern auf 500 Milliarden US-Dollar Zuflüsse im Jahr 2025 zu, wobei Fixed-Income-ETFs allein 200 Milliarden US-Dollar erreichen könnten. Dies markiert eine Verdoppelung der Rekordsumme von 2024 und unterstreicht die wachsende Akzeptanz und das Vertrauen in aktiv verwaltete ETF-Strategien, die versuchen, Alpha gegenüber passiven Indizes zu generieren.
Makroökonomische Faktoren spielten ebenfalls eine Rolle. Aggressive Zollankündigungen, weichere als erwartete makroökonomische Daten und neue technologische Entwicklungen führten zu strategischen Anpassungen. Inflationssorgen und die Implikationen neuer Zölle lenkten das Interesse auf internationale Märkte, wobei die scheinbar soliden fundamentalen Daten der europäischen Wirtschaft besonders hervorstachen. Dies zeigt, wie externe Schocks Anlageentscheidungen beeinflussen.