Die Aktienmärkte zeigen sich ungewöhnlich ruhig, mit VIX und Handelsvolumen auf historischen Tiefstständen. Doch diese Stille könnte trügen und die Anfälligkeit der Märkte erhöhen. Ist dies die Ruhe vor dem Sturm und was bedeutet das für deine Anlagestrategie?
In den letzten Monaten hat die Volatilität an den Aktienmärkten ein bemerkenswertes Niveau erreicht. Konkret befinden sich die Werte des impliziten Volatilitätsindex (VIX), auch als „Angstindex“ bekannt, und des Handelsvolumens auf historischen Tiefständen. Der VIX misst die erwartete Volatilität des S&P 500 über die nächsten 30 Tage und hat zuletzt Werte erreicht, die seit kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie nicht mehr gesehen wurden. Gleichzeitig ist das Handelsvolumen stark gefallen. Diese ungewöhnliche Ruhe könnte potenziell riskant sein und wirft Fragen zur Nachhaltigkeit auf.
Saisonal ist eine Zunahme der Volatilität wahrscheinlich, insbesondere zwischen Juli und Oktober. Fast 80 Prozent der Fälle der letzten 34 Jahre zeigten steigende Volatilität in diesem Zeitraum.
Trotz des niedrigen US-amerikanischen Unsicherheitsindex, der den niedrigsten Stand seit 30 Jahren erreichte, sollten wirtschaftspolitische Risiken nicht unterschätzt werden. Ein prägnantes Beispiel ist die plötzliche Einführung umfassender US-Strafzölle im April 2025 durch Präsident Trump, die zu einem historischen Ausverkauf an den Aktienmärkten führte. Dieses Ereignis demonstrierte die Anfälligkeit der Märkte für unerwartete politische Entscheidungen und unterstreicht die Notwendigkeit, auch bei scheinbarer Ruhe wachsam zu bleiben.
Die technische Analyse des VIX liefert zusätzliche Warnsignale. Der Index testet aktuell die 50-Tage-Linie, ein technisches Signal, das auf mögliche steigende Volatilität und damit tendenziell fallende Aktienkurse hinweisen könnte. Diese Indikatoren frühzeitig zu erkennen ist entscheidend, um die Marktlage richtig einzuschätzen.
In Phasen niedriger Volatilität ist es entscheidend, eine langfristige Anlagestrategie beizubehalten. Studien zeigen, dass taktisches Hin und Her, wie das Liquidieren von Portfolios nach Ereignissen wie dem „Liberation Day“ im April 2025, Anlegerrenditen schädigen kann.
Diversifikation ist unverzichtbar. Envestor-Kunden profitierten von Untergewichtung in den USA und Übergewichtung in Europa/Japan. Selbstentscheider sollten Klumpenrisiken bereinigen.
Gute Beratung ist in volatilen Marktphasen besonders wichtig. Professionelle Berater können helfen, Schlagzeilen einzuordnen und eine klare Strategie zu vermitteln. Dies hilft Anlegern, besser auf unerwartete Ereignisse oder wirtschaftspolitische Entscheidungen zu reagieren.
Aktien wie MicroStrategy (MSTR), deren CEO Michael Saylor die hohe Volatilität einst als Attraktivitätsgrund nannte, könnten in Phasen niedriger Volatilität unter Druck geraten. Das Interesse an solchen Aktien kann abnehmen, was sich negativ auf den Kurs auswirkt.
In Phasen zunehmender Volatilität zeigten defensive Sektoren, europäische Nebenwerte und Gold oft Stärke. Anleger, die Sicherheit suchen, können in diesen Sektoren ihr Portfolio stabilisieren. Auch schwache Export- und Handelsdaten können Anlass zur Stärkung defensiver Positionen geben.