Der US-Anleihemarkt steht im Zentrum der aktuellen Wirtschafts- und Außenpolitik. Finanzminister Scott Bessent verfolgt eine riskante Strategie, die an die Clinton-Ära erinnert, aber fundamentale Widersprüche birgt. Lest hier, warum die 10-Jahres-Treasury-Yields jetzt entscheidend sind.
Der US-Anleihemarkt, speziell die 10-Jahres-Treasury-Yield, ist zum Dreh- und Angelpunkt der Wirtschafts- und Außenpolitik der USA geworden. Finanzminister Scott Bessent verfolgt eine Strategie, die gezielt auf die Beeinflussung dieser langfristigen Zinssätze abzielt, um die Ambitionen der Administration zu stützen. Es geht darum, die Kosten der Staatsverschuldung zu senken und gleichzeitig politische Ziele durchzusetzen. Dieser Fokus auf Markmechanismen statt direkter Fed-Kontrolle markiert einen signifikanten Strategiewechsel und birgt erhebliche Risiken.
Historisch erinnert Bessents Vorgehen an die Bond-Marktpolitik der Clinton-Ära. Damals überzeugten Robert Rubin und James Carville Präsident Clinton, fiskalische Disziplin zu wahren und eng mit der Federal Reserve zu kooperieren. Ziel war es, die Inflationserwartungen zu dämpfen und die langfristigen Zinsen unter Kontrolle zu halten – ein Ansatz, der Respekt vor der Macht des Anleihemarktes zeigte. Diese Strategie basierte auf einer Kombination aus Haushaltskonsolidierung und abgestimmter Geldpolitik, um Vertrauen zu schaffen.
Bessents Ansatz kombiniert Haushaltskonsolidierung mit einer Erhöhung der Ölproduktion, um die Borrowing-Kosten durch Markmechanismen und nicht durch die Geldpolitik zu senken.
Ein gravierender Unterschied zur Clinton-Zeit ist der Versuch, die Federal Reserve zu umgehen. Statt Koordination setzt die aktuelle Administration auf direkte Marktbeeinflussung und Vertrauensbildung. Brisant wird dies durch den fundamentalen Widerspruch zur Steuerpolitik: Während Bessent Haushaltskonsolidierung predigt, würden Trumps geplante Steuersenkungen das Bundesdefizit laut Experten um 5 Billionen auf über 11 Billionen Dollar erhöhen. Dies stellt die Glaubwürdigkeit der fiskalischen Disziplin massiv in Frage.
Die 10-Jahres-Treasury-Yields sind das Kernstück der Strategie. Sie reflektieren langfristige Inflations- und Wachstumserwartungen und beeinflussen direkt die Kosten der Staatsverschuldung. Bessent beziffert das Einsparpotenzial einer Senkung um 100 Basispunkte auf rund 1 Billion Dollar. Der jüngste Rückgang des Yields von fast 5% auf unter 4% wird regierungsseitig als positives Signal interpretiert, doch die Nachhaltigkeit angesichts der Fiskalpläne bleibt fraglich.
Die Anleihemarktpolitik hat direkte außenpolitische Konsequenzen. Die selektive Aussetzung von Zöllen für 75 Länder bei gleichzeitiger drastischer Erhöhung der China-Zölle auf 125% illustriert die Verflechtung. Laut Bessent ist dies Teil einer umfassenden Handelsstrategie zur Förderung neuer Abkommen und zur Erhöhung wirtschaftlicher Stabilität. Die internationalen Reaktionen sind jedoch gespalten, Chinas Gegenmaßnahmen verdeutlichen die komplexe globale Dynamik und die Risiken dieser Strategie.
Jüngste Marktvolatilitäten, teils ausgelöst durch die Handelspolitik, schüren Unsicherheit. Die Regierung – vertreten durch Bessent und Trump – bezeichnet dies als notwendigen „Übergangsprozess“ auf dem Weg zu langfristig positiven Ergebnissen. Trumps Appell, „stark zu bleiben“, und die Behauptung, Milliarden flössen bereits zurück in die US-Wirtschaft, sollen Vertrauen schaffen. Doch die Nervosität an den Märkten zeigt, wie sensibel Investoren auf die inkonsistente Politik reagieren.
Zusammenfassend ist der Anleihemarkt entscheidend für die Durchsetzung der US-Wirtschafts- und Außenpolitik unter der aktuellen Administration. Bessents Strategie birgt Parallelen zur Vergangenheit, steht aber vor neuen Herausforderungen, insbesondere durch die widersprüchliche Steuerpolitik und volatile internationale Beziehungen. Die Reaktion der Treasury Yields bleibt ein kritischer Indikator für den Erfolg oder Misserfolg dieses riskanten politischen und ökonomischen Experiments in unsicheren Zeiten.