Dein biologisches Alter: Schlüssel zum Demenz-Risiko?

Die Wissenschaft blickt neu auf das Demenzrisiko: Nicht nur das Alter auf dem Pass zählt, sondern vor allem das biologische Alter. Neue Studien enthüllen, wie dieser entscheidende Faktor das Risiko beeinflusst und welche Rolle Lebensstil spielt.

In der jüngsten Forschung zur Demenzprävention rückt ein Faktor in den Fokus: das biologische Alter. Es wird zunehmend als entscheidender Indikator für das Risiko, an Demenz zu erkranken, angesehen. Umfangreiche Studien stellen die traditionelle Sichtweise, die sich auf das chronologische Alter konzentriert, infrage. Dies eröffnet neue Perspektiven für Präventionsstrategien und das Verständnis kognitiver Erkrankungen. Die Ergebnisse dieser Forschung unterstreichen, wie wichtig es ist, nicht nur auf die vergangenen Jahre zu blicken, sondern den tatsächlichen Zustand des Körpers zu berücksichtigen.

Eine Studie in China mit über 280.000 Teilnehmern zeigt: Menschen mit einem höheren biologischen Alter haben ein um 30 Prozent erhöhtes Demenzrisiko.

Das biologische Alter unterscheidet sich signifikant vom chronologischen Alter. Während Letzteres lediglich die Zeit seit der Geburt misst, spiegelt das biologische Alter den tatsächlichen Zustand von Zellen und Geweben wider. Forscher nutzen fortschrittliche Algorithmen und Biomarker wie Blutdruck, Cholesterin und Lungenfunktion, um es zu berechnen. Diese individuelle Messung ermöglicht eine präzisere Einschätzung des Gesundheitszustands und des Risikos für altersbedingte Krankheiten wie Demenz.

Das biologische Alter ist nicht unveränderlich. Es kann durch Lebensstilfaktoren wie gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und effektives Stressmanagement positiv beeinflusst werden. Eine mediterrane Ernährung kann beispielsweise Entzündungen reduzieren und die Zellgesundheit fördern. Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Gehirndurchblutung und stärkt das Herz-Kreislauf-System, was dem Demenzrisiko entgegenwirkt. Auch ausreichend Schlaf und soziale Interaktion spielen eine Rolle.

Exzessives Sitzen, insbesondere über mehrere Stunden täglich, erhöht das Demenzrisiko signifikant, laut einer Studie im Fachjournal JAMA.

Neben Ernährung und Bewegung ist Stressmanagement entscheidend. Chronischer Stress beschleunigt die zelluläre Alterung und erhöht das Demenzrisiko. Techniken wie Meditation oder Yoga können den Stresspegel senken. Belastende Kindheitserfahrungen haben ebenfalls langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit und können das Demenzrisiko erhöhen, wie Forscher der Charité Berlin feststellten. Eine unterstützende Umgebung in der Kindheit ist daher für die langfristige Gesundheit essenziell.

Auch biologische und genetische Faktoren spielen eine Rolle. Die Länge der Telomere, die Schutzkappen an den Enden der Chromosomen, ist ein Indikator. Kurze Telomere sind mit einem erhöhten Risiko für Demenz und insbesondere Alzheimer verbunden. Eine Studie im Fachjournal General Psychiatry bestätigte, dass Menschen mit besonders kurzen Telomeren ein höheres Risiko tragen.