Nach Trumps überraschender Zollpause schoss der Bitcoin-Kurs in die Höhe. Ist der Boden damit erreicht oder lauern weitere Risiken? Marktanalysten sind gespalten, während wichtige Wirtschaftsdaten bevorstehen.
Der Bitcoin-Kurs erlebte am Mittwoch eine bemerkenswerte Aufwärtsbewegung von über 8% auf etwa 83.588 USD. Auslöser war die Ankündigung von Präsident Donald Trump, eine 90-tägige Pause für neue reziproke Zölle für über 75 Länder – China ausgenommen – einzulegen. Diese unerwartete Entwicklung wurde von Investoren als Zeichen der Erleichterung gewertet, da sie Hoffnung auf eine vorübergehende Deeskalation im globalen Handelskonflikt machte. Marktanalysten beobachteten die positive Kursreaktion genau, um die nachhaltige Wirkung auf Risikoanlagen wie Bitcoin zu bewerten.
Trumps Entscheidung war eine direkte Reaktion auf volatile Bewegungen im Bond-Markt. Obwohl die Zollpause für viele Länder eine Erleichterung darstellt, verdeutlicht die sofortige Zollerhöhung gegenüber China, dass der Handelskonflikt zwischen den USA und China noch lange nicht gelöst ist. Die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen blieben trotz der Ankündigung auf einem Siebenwochenhoch. Die Maßnahme, primär getrieben durch Sorgen über disruptive Verschiebungen am Anleihemarkt, befeuerte Risikoanlagen, da die Markterwartungen hinsichtlich zukünftiger Verhandlungen sich änderten.
Joe McCann von Asymmetric kommentierte, der Markt habe ursprünglich mit Zöllen für China, die EU und global gerechnet, nun aber nur noch mit Zöllen für China. Ein Deal mit Peking sei noch nicht eingepreist. Sollte ein Durchbruch gelingen, könnte der Markt „explosiv“ steigen. McCann sieht Parallelen zur COVID-Periode, als Fonds begannen, ihre Positionen wieder aufzubauen und Leerverkäufer ihre Short-Positionen eindeckten. Dies deutet auf eine potenzielle Trendumkehr hin, die jedoch von weiteren Verhandlungen abhängt.
„[Dies] wird eine unpopuläre Meinung sein […] wir sind noch nicht aus dem Wald heraus […] das Nettoergebnis ist immer noch negativ für Risikoanlagen.“
Jeff Park von Bitwise mahnt jedoch zur Vorsicht, da das Umfeld fragil bleibe. Er verweist auf schwache Yuan-Dynamiken, robuste 10-Jahres-Renditen über 4% und anhaltende Kreditbedenken bei Spreads über 400 Basispunkten als potenzielle Gegenwinde. Park betont, dass das Nettoergebnis für Risikoanlagen negativ bleibe, besonders wenn die Federal Reserve die Zinsen nicht wie erwartet senkt. Diese makroökonomischen Faktoren könnten die positive Marktreaktion schnell wieder zunichtemachen und weitere Fiatverluste für unvorsichtige Investoren bedeuten.
Langfristig könnte Trumps Bestreben, den Dollar zu schwächen, Bitcoin zugutekommen. Ein Bericht von Bitwise zeigt eine negative Korrelation zwischen Bitcoin und dem US-Dollar-Index (DXY) über die letzten fünf Jahre. Fällt der Dollar, steigt tendenziell der Bitcoin-Preis. Bitwise erwartet, dass dieser Trend anhält. Eine bewusste Abwertung des Dollars könnte somit als indirekter Katalysator für den nächsten Bullrun bei digitalen Assets wie Bitcoin fungieren, was für strategisch positionierte Long Term Holder relevant ist.
Matt Hougan, CIO von Bitwise, argumentiert, dass Disruptionen im globalen Makrogefüge den Bedarf an neuen Reservewährungen schaffen könnten. Eine Abkehr von der US-Dollar-Dominanz hin zu einem diversifizierteren System würde die Bedeutung von Hard Assets wie Bitcoin und Gold auf globaler Ebene potenziell erhöhen. Dies unterstreicht die Rolle von Bitcoin als möglicher Inflationshedge und Wertspeicher in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischer Verschiebungen, was die On-Chain-Aktivitäten beeinflussen könnte.
Die positive Marktreaktion am Mittwoch war breit gefächert. Neben dem Bitcoin-Anstieg um ca. 6% auf fast 82.000 USD legten auch andere Kryptowährungen wie Ethereum, Solana und Pepe über 10% zu. Der gesamte globale Krypto-Markt verzeichnete einen Tagesanstieg von über 7%. Auch die US-Aktienmärkte reagierten positiv: Der S&P 500 stieg um 9,5%, der Nasdaq 100 um 12%. Dies spiegelt die allgemeine Markterleichterung über die vorläufige Deeskalation im Zollstreit wider.
Ein entscheidender Faktor für die künftige Entwicklung sind die kommenden US-Verbraucherpreisindex (CPI)-Daten für März 2025. Die Februar-Daten zeigten bereits einen Rückgang des jährlichen Anstiegs auf 2,8%. Erwartet wird ein möglicher weiterer Rückgang auf ca. 2,5%, was auf eine allmähliche Desinflationsentwicklung hindeutet. Diese Daten werden entscheidend sein, um die nächsten Schritte der Federal Reserve und die kurzfristige Marktrichtung zu antizipieren. Eine positive Überraschung könnte die aktuelle Rallye weiter befeuern.