Bitcoin: LTH-Akkumulation signalisiert Bodenbildung?

Bitcoin (BTC) zeigt trotz beunruhigender US-Wirtschaftsdaten eine bemerkenswerte Erholung. Dieses Phänomen deutet auf eine mögliche Verschiebung der Trader-Stimmung hin, gestützt durch interessante On-Chain-Metriken und Akkumulationsmuster bei langfristigen Haltern (LTHs).

Ein zentraler Indikator für die potenzielle Trendwende ist der Long-Term Holder (LTH) Realized Cap von Bitcoin. Daten von CryptoQuant zeigen, dass dieser Wert erstmals seit September 2024 die Marke von 18 Milliarden US-Dollar überschritten hat. Der LTH Realized Cap repräsentiert die Kostenbasis von Investoren, die ihre BTC mindestens 155 Tage halten. Ein signifikanter Anstieg dieser Metrik signalisiert typischerweise eine Akkumulationsphase durch Langfristhalter, was historisch oft bullischen Marktphasen vorausging und als starkes Fundamentaldatum gilt.

Die Parallelen zur Vergangenheit sind auffällig: Als der LTH Realized Cap zuletzt am 8. September 2024 die 18-Milliarden-Dollar-Marke erreichte, folgte ein Bitcoin-Preisanstieg von rund 100% in den darauffolgenden Monaten. Diese historische Korrelation stärkt die These, dass der aktuelle Markt eine ähnliche Dynamik aufweisen könnte und der Bitcoin-Preis möglicherweise einen Boden gefunden hat. Analysten beobachten diese Metrik genau, um die Stärke der aktuellen Erholung zu bewerten und potenzielle Fiatverluste für Späteinsteiger zu minimieren.

Ein weiteres wichtiges Puzzlestück liefert die Analyse des Open Interest (OI). Nach einem Allzeithoch von 39 Milliarden US-Dollar im Juli 2024 fiel das aggregierte OI bis September um 25%. Ein ähnlicher Rückgang um 28% war zwischen Dezember und April zu beobachten. Solche signifikanten Leverage Wipeouts reduzieren das Risiko abrupter Liquidationen und gelten, insbesondere in Kombination mit dem Anstieg des LTH Realized Cap, als weiteres Indiz für eine abgeschlossene Korrekturphase und eine mögliche Bodenbildung.

Allerdings mahnt die jüngste Entwicklung zur Vorsicht: Das Open Interest ist in den letzten 24 Stunden um fast 10% gestiegen. Dies deutet darauf hin, dass nach dem jüngsten Preisanstieg wieder vermehrt gehebelte Positionen aufgebaut werden. Kurzfristig könnte dies zwar die Volatilität erhöhen, bietet aber auch die Chance, dass der Markt in den kommenden Tagen eine klarere Richtung einschlägt, sobald sich zeigt, ob Short- oder Long-Positionen dominieren.

Die Preisaktion selbst untermauert die Annahme einer Stabilisierung. Nachdem Bitcoin zwischen dem 7. und 9. April ein Tief bei 74.500 US-Dollar markierte, erholte sich der Preis um fast 10%. On-Chain-Daten von Glassnode zeigen eine beachtliche Unterstützungszone bei 79.000 US-Dollar. Laut der Analyseplattform wurden in diesem Bereich signifikante Mengen an BTC akkumuliert, was auf starkes Kaufinteresse unterhalb der 80.000-Dollar-Marke hindeutet und als wichtige Verteidigungslinie gilt.

Die Kostenbasisverteilung zeigt, dass der Bitcoin eine bemerkenswerte Unterstützung bei 79.000 US-Dollar aufgebaut hat, mit etwa 40.000 BTC, die dort akkumuliert wurden. Er hat auch die 82.080 US-Dollar-Cluster (~51.000 BTC) durchlaufen.

Auch die technische Analyse liefert bullische Signale. Der bekannte Analyst Cold Blooded Shiller identifizierte eine absteigende Trendlinie, die der Bitcoin-Preis aktuell als potenziellen Ausbruchspunkt testet. Seine Einschätzung „Ich muss zugeben, das sieht sehr verlockend für den BTC aus“ spiegelt das wachsende Vertrauen wider. Ergänzend wies John Bollinger, Schöpfer der Bollinger-Bänder, auf die Ausbildung eines „klassischen“ Bodenniveaus um 80.000 US-Dollar hin, was die Erwartungen einer Erholung weiter stützt.

Nicht zu vernachlässigen sind makroökonomische und regulatorische Einflüsse. Die jüngsten US-Inflationsdaten (2,4%) und die Ankündigung einer 90-tägigen Zollpause durch Präsident Trump sorgten für vorsichtigen Optimismus an den Märkten. Zudem hat die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs in den USA den Zugang für institutionelle Investoren erheblich verbessert, was zu einem gesteigerten Kapitalzufluss und einer fundamentalen Stärkung der Anlageklasse Bitcoin beitrug, auch wenn dies kurzfristige Volatilität nicht ausschließt.

Trotz der positiven Signale bleibt der Kryptomarkt naturgemäß hochvolatil. Experten wie Nic Puckrin (CoinBureau) sehen zwar Potenzial für neue Allzeithochs, insbesondere bei Überwindung des Widerstands um 93.000 US-Dollar. Er zieht Parallelen zur Konsolidierung 2017, erwartet aber eher einen Anstieg Richtung 150.000 statt 109.354 US-Dollar. Anleger sollten jedoch stets die inhärenten Risiken berücksichtigen und eigene Recherchen (DYOR) betreiben, bevor sie Investitionsentscheidungen treffen.