Bitcoin galt lange als ‚digitales Gold‘, ein Schutzschild gegen Inflation. Doch aktuelle Analysen von JPMorgan stellen dieses Narrativ in Frage und zeigen, warum Gold derzeit die Nase vorn haben könnte. Für Krypto-Investoren eine kritische Entwicklung.
Lange Zeit galt Bitcoin als das ‚digitale Gold‘, ein moderner Schutzwall gegen Inflation und ökonomische Turbulenzen. Doch die Investmentbank JPMorgan stellt dieses Narrativ nun massiv in Frage. In aktuellen Analysen, angeführt von Nikolaos Panigirtzoglou, wird deutlich: Während physisches Gold neue Rekordhochs erklimmt, hinkt Bitcoin hinterher. Besonders die sogenannte Debasement-Strategie, also der Kauf von Assets zum Schutz vor Fiatverlusten und Inflation, scheint sich zugunsten des traditionellen Edelmetalls zu verschieben, während Bitcoin an Attraktivität verliert.
Ein Hauptkritikpunkt von JPMorgan ist die anhaltend hohe Volatilität von Bitcoin. Diese, gepaart mit einer starken Korrelation zu Technologieaktien, untergräbt seine Funktion als Diversifikationsinstrument und sicherer Hafen. Sobald Tech-Werte unter Druck geraten, folgt Bitcoin häufig diesem Trend. Gold hingegen demonstriert eine bemerkenswerte Preisstabilität, was es gerade in unsicheren Marktphasen für risikoaverse Investoren attraktiv macht. Diese Diskrepanz stellt die Eignung von Bitcoin als Inflationsschutz im Vergleich zu Gold infrage.
JPMOrgans Analysten betonen, dass Bitcoins hohe Volatilität und Tech-Korrelation seine Attraktivität als sicherer Hafen schmälert, während Gold durch Preisstabilität überzeugt.
Die Datenlage bei Finanzprodukten untermauert diese Verschiebung. Während Gold-ETFs stetige Zuflüsse verzeichnen, leiden Bitcoin-ETFs unter signifikanten Outflows. Auch die Analyse der Futures-Märkte zeigt ein klares Bild: Die Netto-Positionierung bei Bitcoin-Futures ist seit Mitte Januar negativ, wohingegen die Gold-Futures-Positionen stabil bleiben. JPMorgan deutet dies als Zeichen, dass die aktuelle Gold-Nachfrage weniger von spekulativen Tradern als vielmehr von privaten Investoren und Zentralbanken getrieben wird.
Die Analysten von JPMorgan schätzen das global in Gold investierte Vermögen auf rund 9 Billionen US-Dollar (ca. 3,5% der globalen Finanzanlagen), aufgeteilt in 4 Billionen bei Zentralbanken und 5 Billionen bei Privatanlegern. Im Vergleich dazu steht der aktuelle Bitcoin-Kurs. JPMorgan verweist auf die geschätzten Produktionskosten von Bitcoin bei etwa 62.000 US-Dollar, die historisch oft als eine Art untere Preisgrenze fungierten – eine wichtige Marke für On-Chain-Analysten und Miner.
Zusätzlich berechneten die Experten einen risikoadjustierten Wert für Bitcoin. Dieser liegt bei etwa 71.000 US-Dollar, abgeleitet aus einem Vergleich mit dem privat gehaltenen Gold unter Berücksichtigung des höheren Risikoprofils von Bitcoin. Sowohl dieser risikoadjustierte Wert als auch der Produktionskostenpreis werden von JPMorgan als entscheidende Unterstützungsniveaus für den Bitcoin-Preis angesehen. Ein Unterschreiten könnte weiteren Verkaufsdruck auslösen und das Vertrauen der Short- und Long-Term Holder beeinträchtigen.
Der Ausblick scheint klar: Gold gewinnt als traditioneller sicherer Hafen in unsicheren Zeiten wieder an Dominanz. JPMorgan sieht das Edelmetall als Hauptprofiteur des Debasement-Handels und prognostiziert weiteres Aufwärtspotenzial. Für Bitcoin bedeutet dies eine notwendige Neubewertung seiner Rolle im Portfolio-Kontext. Das langfristige Potenzial bleibt zwar bestehen, doch die inhärente Volatilität und das Risikoprofil müssen adressiert werden, um breitere Akzeptanz zu finden und Fiatverluste effektiv zu kompensieren.
Bitcoin muss seine inhärente Volatilität in den Griff bekommen, um als glaubwürdiger Ersatz für traditionelle sichere Häfen wie Gold anerkannt zu werden.
Spannend bleibt die Debatte um alternative Strategien, wie der Vorschlag von Bo Hines (Präsidentenrat für digitale Vermögenswerte), Teile der US-Goldreserven gegen Bitcoin zu tauschen. Solche Schritte könnten die Kryptomärkte zwar stärken, ihre Realisierung ist jedoch ungewiss. Aktuell steht das Narrativ des ‚digitalen Goldes‘ unter erheblichem Druck. Die Konkurrenz zwischen Bitcoin verliert und Gold als Wertspeicher und Inflationsschutz wird die Märkte weiterhin prägen und erfordert eine differenzierte Betrachtung durch Investoren.