VC-Firmen im Bitcoin-Ökosystem: Ein kontroverses Thema. Während einige Entwickler ihre unverzichtbare Rolle für den Infrastrukturaufbau betonen, warnen andere vor den Risiken spekulativer Projekte. Taucht ein in die komplexe Debatte auf der Token2049.
Die Rolle von Venture-Capital (VC) bei der Entwicklung des Bitcoin-Ökosystems, speziell im Bereich Layer-2-Lösungen, wurde kürzlich auf der Token2049 in Dubai intensiv diskutiert. Trotz kritischer Stimmen innerhalb der Community betonen führende Entwickler die unverzichtbare Rolle, die VC-Firmen beim Ausbau der notwendigen Infrastruktur und der Förderung von Innovationen spielen. Diese externe Kapitalzufuhr wird als essenziell angesehen, um das Wachstum und die Skalierung der Technologie zu ermöglichen, was die traditionelle Bitcoin-Ethik herausfordert.
Charlie Yechuan Hu, CEO von Bitlayer, einem Bitcoin-Layer-2-Protokoll, sieht VC-Firmen als essenziell an. „Man braucht Entwickler, man muss die gesamte Ökosystem-Basis öffnen, alles. Man muss für Cloud-Dienste wie AWS oder RPCs, Server und all das bezahlen. Deshalb brauchen wir VC.“
VC-Firmen stellen nicht nur Liquidität und finanzielle Ressourcen bereit, sondern bringen auch wertvolle Erfahrung und institutionelle Verbindungen in neue Start-ups ein. Diese Faktoren sind entscheidend für den erfolgreichen Aufbau und die effiziente Skalierung von Layer-2-Lösungen. Bitlayer, so Hu, hätte ohne die Investitionen dieser Firmen nicht dieselben Möglichkeiten und Kontakte zur Verfügung gehabt, was ihre Entwicklung maßgeblich beschleunigte und ermöglichte.
Nicht alle Bitcoin-Anhänger teilen die positive Einstellung zu VC-Investitionen. Mike Jarmuz von Lightning Ventures kritisiert Layer-2-Lösungen, die auf zusätzliche Tokens und Staking-Mechanismen setzen. Er favorisiert ausschließlich das Lightning Network, da es auf reinem Bitcoin basiert und keinen Token benötigt. Projekte, die seine Kriterien nicht erfüllen, bezeichnet er als „verkleidete Nutzlosigkeiten“, die keinen echten Wert für Bitcoin schaffen und eher spekulativer Natur seien.
Jarmuz betont: „Alles, was ein ‘Token’ beinhaltet, das ‘Staking’ ermöglicht und absurd hohe APY-Zinsen auf dein Bitcoin verspricht, sollte vermieden werden. Bei der Lightning Network gibt es keinen ‘Token’. Es ist Bitcoin. Das ist für mich die einzige echte L2, zumindest im Moment.“
Hu und andere Entwickler argumentieren, dass VC-Firmen langfristige Infrastrukturprojekte bevorzugen und unterstützen, anstatt sich auf rein spekulative Unterfangen wie Memecoins oder NFTs zu konzentrieren. Diese Sichtweise wird durch die Erfahrungen von Walter Maffione von Kaleidoswap bestätigt, dessen Protokolle Pre-Seed-Investitionen erhielten, die gezielt zur Bezahlung von Open-Source-Entwicklern und zur Beschleunigung der Protokollentwicklung eingesetzt wurden, nicht für die Schaffung oder den Erwerb von Token-Rechten.
Vikash Singh von Stillmark hebt hervor, dass bei Investitionen in Bitcoin-Layer-2-Protokolle die nachgewiesene Sicherheit und Robustheit, die Verbreitung nicht-spekulativer Anwendungsfälle und das Wachstum der Anwendungsebene entscheidende Kriterien sind. Obwohl Proof-of-Work als überlegen gilt, werden Proof-of-Stake oder Byzantine Fault Tolerant Konsensmodelle für Sidechains und Rollups als potenziell geeignet betrachtet, was die Pragmatik in den Investmententscheidungen unterstreicht.
Die anhaltende Diskussion über die Rolle von VC-Firmen im Bitcoin-Ökosystem zeigt die vielfältigen Perspektiven innerhalb der Community. Während die Notwendigkeit externen Kapitals für den Infrastrukturaufbau betont wird, bleiben die Bedenken hinsichtlich spekulativer Projekte bestehen. Projekte wie Bitlayer illustrieren, wie VC-Unterstützung zur Entwicklung innovativer, benutzerfreundlicher und regelkonformer Layer-2-Lösungen beitragen kann, um Bitcoin einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und sein Wachstum nachhaltig zu fördern.