Bitcoin-Bounce: On-Chain-Daten warnen vor Euphorie

Bitcoin zeigt eine kräftige Erholung und notiert wieder über 84.000 USD, was Optimismus schürt. Doch On-Chain-Analysen und Expertenwarnungen legen nahe, dass dieser Aufschwung ein falsches Signal sein könnte. Bleibt dran, um zu verstehen, warum Vorsicht geboten ist.

Bitcoin erlebte kürzlich eine bemerkenswerte Erholung und stieg von Tiefstständen um 74.000 USD auf über 84.000 USD, was einem Zuwachs von fast 10% entspricht. Dieser Aufschwung hat bei Investoren neuen Optimismus geweckt. Dennoch mahnen Analysten zur Vorsicht und zögern, dies als definitive Trendwende zu interpretieren. Die zugrundeliegenden On-Chain-Daten liefern gemischte Signale, die eine genauere Betrachtung erfordern, bevor voreilige Schlüsse über die zukünftige Marktrichtung gezogen werden. Die Frage bleibt: Ist dieser Bounce nachhaltig oder nur ein trügerisches Signal?

Ein zentraler Punkt der Analyse ist die Apparent Demand-Metrik, speziell die 30-Tage-Summe. Laut Kripto Mevsimi von CryptoQuant beginnt sich dieser Indikator aus dem negativen Bereich zu erholen, was potenziell auf eine Veränderung der Marktdynamik hindeutet. Allerdings zieht Mevsimi Parallelen zur Entwicklung Ende 2021: Auch damals gab es temporäre Preisanstiege, während die Nachfrage längerfristig unterdrückt blieb. Eine echte strukturelle Marktveränderung benötigte damals eine ausgedehnte Konsolidierungsphase, was die aktuelle Situation in Perspektive setzt.

Mevsimi betont, dass obwohl sich das Momentum verbessern könnte, mehr Zeit und Bestätigung notwendig sind, bevor eine makroökonomische Trendwende als gesichert gelten kann.

Weitere wichtige Signale kommen von der Krypto-Börse Binance. Der CryptoQuant-Analyst Darkfost beobachtet, dass die Bitcoin-Zuflüsse von Short-Term Holdern (STHs) stetig abnehmen. Dies deutet auf einen nachlassenden unmittelbaren Verkaufsdruck hin. Interessant ist, dass die durchschnittlichen Realized Prices für STHs bei etwa 92.800 USD liegen. Das bedeutet, viele dieser kurzfristigen Halter haben ihre Coins mit Fiatverlusten verkauft. Die Zuflüsse sanken von rund 17.000 BTC im November auf kürzlich etwa 9.000 BTC, was dem Preisniveau eine gewisse Unterstützung geben könnte.

Trotz des nachlassenden Drucks durch STHs unterstreicht Darkfost die Notwendigkeit einer fortgesetzten Überwachung. Die Verringerung der STH-Verkäufe könnte zwar den Überkopfwiderstand reduzieren und zur Marktstabilität beitragen, eine Bestätigung für eine neue Akkumulationsphase oder gar eine umfassendere bullische Entwicklung steht jedoch noch aus. Es ist entscheidend zu sehen, ob dieser Trend anhält oder ob sich Verkaufsdruck aus anderen Quellen aufbaut, was die Erholung schnell wieder zunichtemachen könnte.

Die Korrelation zwischen Bitcoin und traditionellen Märkten, insbesondere dem US-Aktienmarkt (S&P 500), ist eine weitere Variable. Nic Puckrin, CEO von Coin Bureau, weist auf eine starke positive Korrelation hin: Steigt der S&P 500, folgt Bitcoin oft. Historisch betrachtet stieg der S&P 500 von 2.000 auf 6.000 Punkte, während Bitcoin von 400 auf 100.000 USD kletterte. Diese Verbindung ist jedoch ein zweischneidiges Schwert: Ein Abschwung an den Aktienmärkten könnte auch Bitcoin mit nach unten ziehen, besonders wenn die wichtige Widerstandslinie bei ca. 93.000 USD nicht überwunden wird.

Nicht zu vernachlässigen sind makroökonomische Einflussfaktoren. Die globale Liquidität und die Geldpolitik der Zentralbanken, insbesondere der Federal Reserve, spielen eine Schlüsselrolle. Puckrin merkt an, dass die zunehmende globale Liquidität tendenziell bullish für Risiko-Assets wie Bitcoin ist. Sollte die Fed jedoch die Zinssätze anheben, um die Inflation zu bekämpfen, könnte dies die Liquidität verknappen und die Attraktivität von Bitcoin schmälern. Investoren müssen dieses Spannungsfeld genau beobachten.

Die Preisprognosen bleiben trotz einiger positiver On-Chain-Signale unsicher. Während CoinCodex einen optimistischen Anstieg auf über 116.000 USD bis April 2025 prognostiziert, sehen Analysten wie Dr. Profit eher eine Korrekturphase mit möglichen Rückgängen auf 70.000-75.000 USD. Entscheidend sind hierbei die Handelsvolumina und Liquidationen, die aktuell niedrig sind. Das tägliche Handelsvolumen liegt 75% unter dem Spitzenwert vom Juli, was auf geringe Marktüberzeugung hindeutet.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die jüngste Bitcoin-Erholung weckt zwar Hoffnung, doch die On-Chain-Daten und makroökonomischen Faktoren mahnen zur Vorsicht. Verbesserte Nachfrage-Metriken und sinkender STH-Verkaufsdruck sind positiv, reichen aber nicht für die Bestätigung einer nachhaltigen bullischen Phase. Investoren sollten Korrelationen, Makro-Trends und insbesondere Handelsvolumina weiterhin kritisch analysieren. Fundierte Entscheidungen erfordern eine umfassende Betrachtung – bis dahin bleibt Vorsicht geboten.