Die Bitcoin-Rallye beflügelt, doch Analysten warnen vor Überhitzung. Steigt der Kurs weiter oder droht eine Korrektur? Externe Faktoren und übermäßige Euphorie könnten den Aufschwung bremsen.
Die letzten Wochen brachten eine bemerkenswerte Rallye für den Bitcoin-Kurs, der in nur einem Monat um 39% stieg und kurzzeitig die 105.000 US-Dollar Marke knackte. Während viele Anleger euphorisch sind, mahnen Analysten zur Vorsicht. Eine kurzfristige Korrektur ist möglich, insbesondere wenn externe Faktoren wie die Schwäche des Goldpreises oder saisonale Trends ins Spiel kommen. Die aktuelle Marktlage erfordert eine nüchterne Betrachtung, abseits der Euphorie.
Analysten von Glassnode sehen Anzeichen für erneute Marktkraft und eine profitdominierte Phase. Über 3 Millionen BTC sind wieder im Plus, was zu Kapitalflüssen von über 1 Milliarde US-Dollar pro Tag führt. Dies zeigt eine starke Nachfrage und die Fähigkeit des Marktes, Verkaufsdruck aufzunehmen. Die finanzielle und psychologische Erleichterung der Anleger ist spürbar.
Die Nettdifferenz beim Übertragungsvolumen kurzfristiger Halter im Gewinn- und Verlustbereich verschob sich von -20% Ende April auf +20%. Ein deutlicher Umschwung, der das gestiegene Vertrauen der Anleger widerspiegelt. Auch institutionelle Anleger zeigen wieder Mut: Über 5,7 Milliarden US-Dollar flossen in drei Wochen in Bitcoin-ETFs, was die Gesamtvermögenswerte auf ein Allzeithoch steigen ließ.
Trotz der positiven Zeichen gibt es Warnsignale für übermäßige Euphorie. Das Open Interest bei Bitcoin erreichte 68 Milliarden US-Dollar, nahe den Allzeithochs. Dies deutet auf eine stark positionierte Marktlage hin, wo bereits ein kleiner Impuls überproportionale Bewegungen auslösen kann.
„Die aktuellen Lesungen deuten darauf hin, dass das Marktsentiment überhitzt ist und die Positionierung einseitig auf der Long-Seite erscheint. Dies signalisiert ein erhöhtes Risiko für eine vorübergehende Rücknahme des Bitcoin-Preises.“
André Dragosch von Bitwise Asset Management warnt, der Kurs laufe „vor sich selbst her“. Der Bitwise Cryptoasset Sentiment Index, der Sentiment, Flüsse, On-Chain-Daten und Derivate umfasst, zeigt ein überhitztes Szenario. Die einseitige Positionierung signalisiert ein erhöhtes Rücknahme-Risiko.
Potenzielle Herausforderungen für Bitcoin sind erneute regulatorische Unsicherheit, wie die Blockade der Stablecoin-Gesetzgebung zeigt. Zudem zeigt Bitcoin seit März 2025 eine stärkere Korrelation mit Gold als mit Aktienindizes, was auf politische Änderungen zurückzuführen ist, die Kapital in politisch neutrale Anlagen lenken.
Diese Divergenz hält an: Seit Mitte Mai legten US-Indizes zu, während Bitcoin kaum reagierte. Gold druckt jedoch niedrigere Hochs – ein mögliches frühes Signal für einen Abwärtstrend, so Analyst Michael Van de Poppe. Sollte Gold korrigieren, könnte Bitcoin folgen. Die historische Saisonalität sieht Juni und September oft schwach.
„Saisonalität sollte man niemals als alleinige Grundlage für Entscheidungen nutzen, aber sie kann gut funktionieren.“