Bitcoin trotzt Markt: Wintermute warnt & hofft

Bitcoin zeigt überraschende Stärke, während traditionelle Märkte schwächeln. Eine neue Analyse von Wintermute beleuchtet die Gründe für diese Resilienz, warnt aber auch vor kommenden Turbulenzen. Steht Bitcoin vor einer Neubewertung als sicherer Hafen?

Während traditionelle Finanzmärkte unter makroökonomischen Turbulenzen leiden, zeigt Bitcoin (BTC) eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Ein aktueller Bericht des Krypto-Market-Makers Wintermute unterstreicht diese Entwicklung. Im Vergleich zu den teils drastischen Verlusten an Aktien- und Anleihemärkten hält sich die führende Kryptowährung erstaunlich stabil. Diese Resilienz weicht signifikant von früheren Mustern ab, bei denen Bitcoin in Krisenzeiten oft überproportional korrigierte. Die Analyse legt nahe, dass sich die Marktstruktur und die Wahrnehmung von Bitcoin fundamental wandeln.

Die Daten zeigen: Während S&P 500 und Nasdaq auf Jahrestiefs fielen und Anleiherenditen Rekordhöhen erreichten, verzeichnete Bitcoin nur moderate Rückgänge. Wintermute beschreibt dies als ein Wiedersehen mit Preisniveaus zur Zeit der US-Wahlen – eine deutliche Stabilisierung im Vergleich zu früheren Krisenreaktionen. Dieses veränderte Verhalten nährt die These einer strukturellen Stärkung von Bitcoin als Anlageklasse, selbst wenn das Marktumfeld von Unsicherheit geprägt ist. Die geringere Volatilität im Angesicht externer Schocks ist ein wichtiges Signal.

Diese Entwicklung unterstreicht die ‚scheinbare wachsende Resilienz von Bitcoin inmitten makroökonomischer Turbulenzen‘, so die Analyse von Wintermute.

Ein Haupttreiber dieser Stabilität ist das wachsende institutionelle Interesse, maßgeblich befeuert durch die Einführung von Bitcoin-ETFs. Diese regulierten Finanzprodukte erleichtern Großinvestoren den Zugang zu Bitcoin, ohne die Kryptowährung direkt halten zu müssen. Dies führt zu erhöhter Liquidität und einer breiteren Akzeptanz. Parallel dazu festigt sich das Narrativ von Bitcoin als ‚digitales Gold‚ – ein dezentraler Wertspeicher, unabhängig von traditionellen Finanzsystemen, der gerade in unsicheren Zeiten als potenzieller sicherer Hafen an Attraktivität gewinnt.

Allerdings teilen nicht alle Experten diesen Optimismus uneingeschränkt. Alex Obchakevich von Obchakevich Research betrachtet die aktuelle Stabilität als potenziell vorübergehend. Er warnt gegenüber Cointelegraph, dass Bitcoin bei einer Eskalation globaler Handelskriege wieder als riskante Anlage eingestuft werden könnte. In einem solchen Szenario würden Investoren seiner Einschätzung nach eher traditionelle sichere Häfen wie Gold bevorzugen. Die institutionelle Nachfrage und das ‚Digital Gold‘-Narrativ seien zwar stützend, aber nicht unbedingt krisenfest.

Aktuelle Wirtschaftsdaten zeigen zwar disinflationäre Tendenzen: Der US-Verbraucherpreisindex (CPI) sank erstmals seit Mai 2020 auf Monatsbasis, und auch der Erzeugerpreisindex (PPI) deutet auf nachlassenden Preisdruck hin. Bitcoin konnte in diesem Umfeld zuletzt zulegen. Wintermute mahnt jedoch zur Vorsicht: Die jüngsten globalen Handelsspannungen könnten neue inflationsbedingte Risiken mit sich bringen, die in den März-Daten noch nicht reflektiert sind. Ein Wiederaufflammen der Inflation könnte die Märkte erneut unter Druck setzen.

Analysten wie Jeff Park von Bitwise gehen sogar davon aus, dass bestimmte politische Maßnahmen, etwa im Bereich der Handelspolitik, weltweite makroökonomische Turbulenzen und kurzfristige Finanzkrisen auslösen könnten. Paradoxerweise könnte dies laut Park aber zu einer stärkeren Bitcoin-Adoption führen, da Marktteilnehmer nach Alternativen suchen. Gleichzeitig steigt die wahrgenommene Rezessionswahrscheinlichkeit: Prediction Markets sehen sie bei 61%, JPMorgan bei 60%. Diese erwartete Marktvolatilität bildet den Hintergrund für die aktuelle Bitcoin-Performance.

Trotz der unsicheren Aussichten deutet vieles auf eine anhaltende institutionelle Beteiligung am Kryptomarkt hin. Wintermute hebt hervor, dass die OTC-Handelsvolumina (Over-The-Counter) 2023 um beeindruckende 400% gestiegen sind, während die Volumina an regulären Börsen sanken. Dies signalisiert, dass große Trader zunehmend OTC-Desks nutzen, um Marktauswirkungen zu minimieren und Kapitaleffizienzen zu heben. Für 2025 erwartet Wintermute eine weitere Zunahme institutioneller Aktivität, was den Bedarf an skalierbaren Liquiditätslösungen und reiferen Derivatemärkten unterstreicht.