Der Vier-Jahres-Zyklus von Bitcoin, angetrieben durch das Halving, war lange ein verlässlicher Taktgeber. Doch aktuelle Marktunsicherheit und neue Einflussfaktoren säen Zweifel. Steht der bewährte Zyklus vor dem Aus oder erleben wir nur einen vorübergehenden Shakeout?
Seit über einem Jahrzehnt folgt Bitcoin einem relativ konstanten Vier-Jahres-Zyklus, maßgeblich geprägt durch das Bitcoin-Halving. Dieses Ereignis halbiert die Blockbelohnung für Miner, was historisch zu einer Angebotsverknappung und steigenden Preisen führte. Auf jedes Halving folgte typischerweise ein Bullenmarkt von etwa 1,5 Jahren mit starken Kursanstiegen, gefolgt von einem etwa 2,5-jährigen Bärenmarkt, in dem der Kurs oft um 60-80% korrigierte. Dieser Rhythmus galt lange als verlässliche Konstante im Krypto-Markt und prägte Investitionsstrategien.
Das letzte Allzeithoch erreichte Bitcoin im November 2021. Das nächste Halving fand im April 2024 statt, und bisher schien der Markt unbeirrt seinem Muster zu folgen. Diese Regelmäßigkeit nährte die Annahme, dass der Zyklus eine zuverlässige Grundlage für Investitionsentscheidungen bietet. Die Erwartungshaltung war klar: Nach dem Halving sollte der nächste Bullenmarkt beginnen. Doch die jüngsten Marktentwicklungen stellen diese Gewissheit nun ernsthaft infrage und zwingen zu einer Neubewertung der Lage.
Der Markt hat sich verändert. Aktuelle Korrekturen und der Bärenmarkt werfen Zweifel auf: Ist der traditionelle Zyklus noch gültig? Einige Analysten vermuten, dass die Halbierungen an Bedeutung verlieren könnten. Die Angebotsverknappung sei bekannt und gemäß der effizienten Markthypothese bereits in den Kursen eingepreist. Wenn alle relevanten Informationen bereits im Preis reflektiert sind, könnte der mechanische Effekt des Halvings auf den Preis tatsächlich nachlassen und anderen Marktkräften mehr Raum geben.
Analysten von Bitfinex und Nexo betonen jedoch, dass Korrekturen normal sind. Sie sehen die aktuelle Phase eher als Shakeout denn als Ende des Zyklus; der historische Bullenzyklus sei weiterhin intakt.
Viele Experten interpretieren die aktuelle Marktlage nicht als Bruch, sondern als vorübergehenden Shakeout. Ein solcher Preisrückgang, ausgelöst durch Positionsauflösungen, wird oft von einer schnellen Erholung gefolgt. Historische Chartmuster stützen diese Sicht. Zudem stärken die Einführung von Bitcoin-ETFs in den USA und das wachsende institutionelle Interesse die bullische Perspektive. Der Bitcoin-Preis ist seit dem Halving im April 2024 trotz Korrekturen gestiegen, was teils diesem institutionellen Zufluss zugeschrieben wird.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die zunehmende Korrelation von Bitcoin mit den traditionellen Finanzmärkten. Oft findet Bitcoin erst einen Boden, wenn auch die Aktienmärkte, speziell der S&P 500, Stabilität zeigen. Das bedeutet, globale Anleiherenditen und die Entwicklung von Aktien werden die nächste große Bewegung von Bitcoin wahrscheinlich mitbestimmen. Anhaltende wirtschaftliche Belastungen könnten das Sentiment drücken, doch Analysten sehen trotz dieser Risiken Chancen für Wachstum in den kommenden Monaten.
Trotz Unsicherheiten bleibt der Zyklus relevant. Vorsicht ist geboten, besonders bei Altcoins, die bei Bitcoin-Korrekturen oft überproportionale Fiatverluste erleiden. Langfristig bietet ein Bärenmarkt jedoch Chancen, Trends früh zu erkennen und günstig zu investieren. Ein wichtiger Trend sind Layer2-Coins wie Arbitrum oder Optimism. Sie adressieren das Skalierbarkeitsproblem von Ethereum, machen Transaktionen effizienter und könnten im nächsten Bullenmarkt eine zentrale Rolle spielen, was sie zu interessanten Investments macht.
Der Vier-Jahres-Zyklus steht klar auf dem Prüfstand. Während manche das Ende des Musters sehen, deuten andere die Korrekturen als Shakeout. Die institutionelle Akzeptanz und die Verflechtung mit traditionellen Märkten sind neue, wichtige Variablen. Investoren sollten sich auf die langfristigen Trends konzentrieren und Korrekturen als Einstiegschance betrachten. Ob der Markt seinem historischen Pfad folgt oder neue Faktoren die zukünftige Entwicklung dominieren, bleibt die entscheidende Frage. Laut Analysten ist dies nur ein Shakeout.