Colorado wollte Vorreiter sein und führte 2022 Krypto-Zahlungen für Steuern ein. Doch die Realität sieht ernüchternd aus: Kaum jemand nutzt die Option. Liegt es an den Gebühren oder der Steuerlast?
Im September 2022 positionierte sich Colorado als Vorreiter in den USA, indem es als erster Bundesstaat Kryptowährungen für staatliche Steuern akzeptierte. Diese von Governor Jared Polis initiierte Maßnahme sollte Innovationsbereitschaft signalisieren und den Staat als krypto-freundlich etablieren. Das Colorado Department of Revenue (DOR) ermöglichte Zahlungen für diverse Steuern über PayPal, wobei die Krypto-Beträge sofort in US-Dollar konvertiert werden. Trotz der ambitionierten Ankündigung zeigt die On-Chain-Realität jedoch ein ernüchterndes Bild der tatsächlichen Nutzung durch Steuerzahler.
Die Daten sprechen eine klare Sprache: Zwischen September und Dezember 2022 wurden bei 1,37 Millionen Steuerzahlungen lediglich sechs Transaktionen via Kryptowährung abgewickelt. Bis heute beläuft sich der Gesamtbetrag der Krypto-Steuerzahlungen auf magere 57.000 US-Dollar – ein verschwindend geringer Anteil von weniger als 0,0005 Prozent der seit 2022 gesammelten Einkommensteuern von 11 Milliarden US-Dollar. Diese Zahlen deuten auf signifikante Hürden hin, die einer breiteren Adoption im Wege stehen und potenzielle Fiatverluste durch ungünstige Umrechnungen nicht aufwiegen.
Ein zentrales Hindernis sind die anfallenden Gebühren. Neben einer fixen Gebühr von 1 US-Dollar pro Transaktion schlägt eine variable Gebühr von 1,83 Prozent des Zahlungsbetrags zu Buche, die durch die Abwicklung über PayPal entsteht. Hinzu kommen potenzielle Netzwerkgebühren für den Transfer von externen Wallets auf das PayPal-Konto. Diese Kostenstruktur macht die Krypto-Zahlungsoption für die meisten Steuerzahler unattraktiv im Vergleich zu traditionellen Methoden wie Banküberweisungen oder Kreditkartenzahlungen, deren Gebühren oft niedriger oder nicht vorhanden sind.
Kent Barton, ein Krypto-Experte aus Colorado, betont, dass die potenzielle Kapitalertragssteuerpflicht beim Verkauf von Krypto zur Steuerzahlung ein erheblicher Barrierenfaktor ist.
Die steuerliche Behandlung von Kryptowährungen in den USA stellt eine weitere komplexe Hürde dar. Die Umwandlung von Krypto in Fiat zur Steuerzahlung gilt als steuerpflichtiges Ereignis. Je nachdem, ob es sich um Short- oder Long-Term Holder handelt und wie sich der Kurs seit dem Erwerb entwickelt hat, können erhebliche Kapitalertragssteuern anfallen. Diese zusätzliche Steuerlast, kombiniert mit der Volatilität der Krypto-Assets, erhöht das finanzielle Risiko und schmälert die Attraktivität dieser Zahlungsmethode erheblich.
Trotz der minimalen Nutzung wertet die Regierung Colorados die Initiative nicht als Fehlschlag. Daniel Carr, Sprecher des DOR, hebt die Verbesserung der Kundenfreundlichkeit und den Servicecharakter hervor. Da PayPal die Transaktionen abwickelt und das Währungsrisiko trägt, entstehen dem Staat keine finanziellen Risiken. Die symbolische Bedeutung, Kryptowährungen als legitimes Zahlungsmittel anzuerkennen, wird als wichtiger Schritt zur Förderung von Blockchain-Technologie und zur Stärkung der Legitimität von Krypto-Assets betrachtet.
Die Situation in Colorado spiegelt die global unterschiedliche Herangehensweise an Krypto-Besteuerung wider. Während Länder wie El Salvador Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt haben, existieren in anderen Staaten hohe Steuersätze auf Krypto-Gewinne oder gar Verbote. In den USA könnten sich die Rahmenbedingungen unter einer möglichen künftigen Trump-Regierung ändern, die eine Krypto-freundlichere Politik signalisiert hat. Bis dahin bleibt die praktische Nutzung von Krypto für Steuerzahlungen, wie das Beispiel Colorado zeigt, eine Nische.