Der digitale Euro kommt – voraussichtlich bis 2028. Diese neue Währung der EZB verspricht Effizienz, birgt aber auch signifikante Risiken für Privatsphäre und das Finanzsystem. Was bedeutet das für dein Geld und deine Freiheit bis 2030?
Die Europäische Zentralbank (EZB) treibt die Entwicklung des digitalen Euros voran, einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC), deren Einführung bis 2028 erwartet wird. Dieses neue Geldformat soll als digitales Äquivalent zum Bargeld fungieren und in der gesamten Eurozone gelten. Die Verteilung ist über ein hybrides Modell geplant, bei dem Geschäftsbanken als zentrale Schnittstellen (Gatekeeper) fungieren. Die Nutzung soll für Bürger kostenfrei sein, und der Wert ist 1:1 an den physischen Euro gekoppelt, was Vertrauen schaffen soll, aber auch systemische Risiken bei Instabilität birgt.
Der digitale Euro soll für alle Arten digitaler Zahlungen nutzbar sein – im Geschäft, online oder zwischen Privatpersonen. Entscheidend ist die geplante Offline-Funktionalität, deren technische Umsetzung jedoch komplex ist. Universelle Akzeptanz bei allen Händlern, die digitale Zahlungen annehmen, ist das Ziel. Neben der Integration in bestehende Bank-Apps, plant das Eurosystem eine eigene App, um finanzielle Inklusion zu fördern und auch Menschen ohne traditionelles Bankkonto (unbanked) zu erreichen. Die Sicherheit und Stabilität dieser Infrastruktur sind erfolgskritisch.
Als Hauptvorteile werden oft gesteigerte Effizienz und Bequemlichkeit im Zahlungsverkehr genannt, insbesondere bei Online- und grenzüberschreitenden Transaktionen. Die erwähnte finanzielle Inklusivität durch die geplante App ist ein weiterer Pluspunkt. Befürworter argumentieren zudem, dass der digitale Euro zur ökonomischen Stabilität beitragen könnte, da die EZB Transaktionen besser überwachen und geldpolitisch reagieren könnte – ein Aspekt, der bei Datenschützern auf erhebliche Bedenken stößt. Die potenzielle Verdrängung von anonymem Bargeld wird selten als Vorteil diskutiert.
Die EZB verspricht zwar hohe Privatsphäre, ähnlich wie bei Bargeld, doch die digitale Natur jeder Transaktion birgt inhärente Risiken der Nachverfolgbarkeit und potenziellen staatlichen Überwachung.
Das größte Risiko liegt im Datenschutz. Eine vollständige Anonymität, wie sie Bargeld bietet, ist beim digitalen Euro kaum realisierbar. Zwar könnten Kleinstbeträge anonym bleiben, doch die Notwendigkeit zur Einhaltung von Anti-Geldwäsche (AML)– und Terrorismusfinanzierungs-Vorschriften (CFT) erfordert Identifizierung bei größeren Summen. Jede Transaktion hinterlässt potenziell eine digitale Spur, was die Gefahr einer umfassenden Überwachung birgt. Die Frage, wer letztlich auf diese On-Chain-Daten zugreifen kann, ist zentral und beunruhigend.
Weitere Gefahren sind die Abhängigkeit von Technologie und die damit verbundenen Risiken von Systemausfällen und Cyberangriffen, die das Vertrauen massiv schädigen könnten. Ökonomisch droht eine Banken-Disintermediation: Wenn Bürger Gelder von Geschäftsbanken zur Zentralbank (in Form des digitalen Euros) verlagern, könnte dies die Kreditvergabekapazität der Banken schmälern und das Wirtschaftswachstum bremsen. Solche potenziellen Fiatverluste im Bankensektor sind ein ernstzunehmendes Szenario, das die Finanzstabilität gefährden kann.
Die Zinspolitik der EZB spielt eine Schlüsselrolle. Die jüngste Leitzinssenkung (Oktober 2024) und das Ziel von 2% Inflation bis 2026 beeinflussen die Attraktivität des (voraussichtlich zinslosen) digitalen Euros gegenüber verzinsten Bankeinlagen. Langfristige Trends wie Demografie und Dekarbonisierung könnten jedoch für höhere Zinsen sorgen. Diese Unsicherheit erschwert Prognosen über das Halteverhalten (Short- vs. Long-Term Holder) und die makroökonomischen Folgen der neuen Währung, insbesondere im Vergleich zu etablierten Krypto-Assets.
Bis 2030 wird der digitale Euro voraussichtlich tief in unseren Alltag integriert sein. Es ist entscheidend, dass Regulierung und Technik eine Balance finden zwischen Innovation, Nutzerbedürfnissen und der Minimierung der erheblichen Risiken, insbesondere für die Privatsphäre. Die EZB-Entscheidungen und technischen Implementierung ist für jeden Bürger mit Krypto- oder Finanzinteresse unabdingbar.