Eine neue Umfrage zeigt: Über die Hälfte der Israelis interessiert sich für den Digitalen Schekel. Doch spiegelt dies echtes Verständnis wider oder nur oberflächliche Neugier? Die Bank of Israel treibt die Forschung an einer CBDC voran, aber die tiefgreifenden Implikationen und Risiken bleiben im Fokus.
Eine aktuelle Umfrage der Bank of Israel zeigt erhebliches öffentliches Interesse am Digitalen Schekel, einer geplanten Zentralbank-Digitalwährung (CBDC). Erstaunliche 51% der Befragten signalisierten hohes oder mittleres Interesse. Doch diese Zahl wirft Fragen auf: Wie tief ist das tatsächliche Verständnis für die Implikationen einer CBDC und welche Motive stecken wirklich hinter der scheinbaren Adoptionsbereitschaft? Die Analyse der Daten offenbart komplexe Zusammenhänge, die über oberflächliche Zustimmung hinausgehen und potenzielle Systemrisiken andeuten, die nicht ignoriert werden dürfen.
Die Untersuchung einer israelischen CBDC läuft bereits seit 2017. Nach einer vorübergehenden Pause 2018 wegen Bedenken hinsichtlich technischer Reife und Stabilität nahm die Bank of Israel die Arbeiten 2021 wieder auf. Es folgten öffentliche Konsultationen und technische Tests, um die Machbarkeit und potenziellen Auswirkungen eines Digitalen Schekels zu evaluieren. Diese lange Vorlaufzeit unterstreicht die Komplexität und die Notwendigkeit, systemische Risiken wie potenzielle Fiatverluste durch Instabilitäten oder Cyberangriffe genau zu analysieren, bevor eine Einführung beschlossen wird. Die Unterschiede zwischen Kryptogeld und Fiatgeld sollten hierbei berücksichtigt werden.
Die Umfrage offenbarte eine polarisierte Meinung: Fast 21% zeigten maximales Interesse (Wert 10), während 16% es komplett ablehnten (Wert 1). Überraschend war das höhere Interesse älterer Bürger (64% bei Ü60) verglichen mit Jüngeren (43% bei 18-29). Männer und technisch versierte Personen (68%) zeigten ebenfalls überdurchschnittliches Interesse. Dies widerspricht teils der Erwartung, dass vor allem die digital-native Generation offen für CBDCs wäre, und deutet auf spezifische, möglicherweise altersbedingte Erwartungen oder Sorgen hin.
Besonders bemerkenswert: Personen mit Erfahrung im Kryptohandel zeigten mit 69% ein signifikant höheres Interesse am Digitalen Schekel als Unerfahrene (50%).
Dieses Ergebnis legt nahe, dass Krypto-Investoren den inhärenten Wert digitaler Assets erkennen, aber nicht per se anti-staatlich eingestellt sind, wie oft kolportiert wird. Es könnte auch bedeuten, dass sie die potenziellen Arbitrage-Möglichkeiten oder Effizienzgewinne einer CBDC im Vergleich zu traditionellen Systemen sehen. Gleichzeitig müssen hier die Motive kritisch hinterfragt werden: Geht es um echte Akzeptanz oder um die Erwartung spezifischer Vorteile, die sich möglicherweise nicht materialisieren oder neue Risiken bergen?
Als Hauptvorteile nannten die Befragten Benutzerfreundlichkeit und Komfort. Die größten Sorgen galten jedoch Hackerangriffen und Cyberattacken, was die inhärente Verwundbarkeit zentralisierter digitaler Systeme unterstreicht. Weitere Bedenken umfassten eine potenziell schlechte User Experience und mangelnde Zugänglichkeit für ältere oder weniger technikaffine Bevölkerungsgruppen. Diese Sorgen spiegeln die klassischen Zielkonflikte zwischen Sicherheit, Zugänglichkeit und Effizienz bei der Gestaltung von Finanzinfrastrukturen wider.
Der Digitale Schekel ist als Multipurpose-CBDC für Retail und Wholesale konzipiert. Er soll Bargeld ergänzen und Abwicklungssysteme optimieren. Guthaben würden direkt bei der Zentralbank liegen, aber über Zahlungsdienstleister zugänglich sein, wobei die Zentralbank keinen direkten Zugriff auf persönliche Transaktionsdaten haben soll – ein wichtiger Punkt bezüglich Privatsphäre. Features wie Betrugsschutz und Offline-Fähigkeit sind geplant. Besonders aufhorchen lässt die Aussicht auf eine Verzinsung von 3,5%, was Banken zu mehr Wettbewerb anspornen soll. Es ist wichtig sich mit Krypto-Sicherheit auszukennen, um die Risiken besser einschätzen zu können.
Bis April 2025 läuft eine öffentliche Konsultation. Eine „Digitale Schekel-Herausforderung“ soll innovative Anwendungsfälle generieren. Die finale Entscheidung über die Einführung fällt erst nach 2026, basierend auf Forschung, Feedback und regulatorischen Prüfungen. Dieser Zeitplan zeigt, dass trotz des Interesses noch keine endgültige Entscheidung getroffen wurde. Global treiben China (Digitaler Renminbi) und die EZB (Digitaler Euro) ihre Projekte voran, während die USA Bedenken äußert, insbesondere bezüglich finanzieller Privatsphäre. Die Bank of Israel hat ein vorläufiges Design für das digitale Schekel-System veröffentlicht.