DOJ-Wende: Kwons Fall bleibt unberührt

Ein neues Memo des US-Justizministeriums (DOJ) sorgt für Aufsehen in der Kryptowelt, doch für Do Kwon, den Kopf hinter Terraform Labs, ändert sich vorerst nichts. Staatsanwälte bestätigten: Der Strafprozess gegen ihn läuft trotz der Neuausrichtung der Behörde unverändert weiter.

Staatsanwälte informierten einen New Yorker Richter, dass ein kürzlich veröffentlichtes Memo des US-Justizministeriums (DOJ) zur Neuausrichtung der Krypto-Strafverfolgung keine Auswirkungen auf den bevorstehenden Strafprozess gegen Do Kwon haben wird. Kwon, der Mitgründer und ehemalige CEO von Terraform Labs, sieht sich schwerwiegenden Betrugsvorwürfen gegenüber. Trotz interner Richtungsänderungen im DOJ bleibt die Anklage gegen eine der schillerndsten Figuren des letzten Krypto-Booms bestehen, was die Ernsthaftigkeit der Vorwürfe unterstreicht und Fragen zur zukünftigen Regulierungspraxis aufwirft.

Das Memo, unterzeichnet von U.S. Deputy Attorney General Todd Blanche, signalisiert eine signifikante strategische Neuausrichtung des DOJ. Künftig soll die Behörde nicht mehr primär gegen Mittler wie Kryptobörsen oder Mixing-Dienste vorgehen, wenn diese lediglich die Infrastruktur für Nutzerhandlungen bereitstellen. Blanche kritisierte die vorherige Administration für eine „rücksichtslose Strategie der Regulierung durch Strafverfolgung“ und betonte, das DOJ solle nicht als De-facto-Regulierungsbehörde für digitale Assets agieren. Diese Änderung könnte weiteichende Folgen für den gesamten Sektor haben.

Ein Kernpunkt des Memos ist die Auflösung des National Cryptocurrency Enforcement Team (NCET). Diese 2021 unter Präsident Biden gegründete Spezialeinheit bündelte Expertise aus verschiedenen DOJ-Abteilungen zur Bekämpfung illegaler Aktivitäten im Kryptomarkt, insbesondere im Bereich Geldwäsche (AML). Obwohl nun aufgelöst, hat das NCET durch hochkarätige Verfahren gegen Branchengrößen wie Binance, Tornado Cash und KuCoin deutliche Spuren hinterlassen und gezeigt, dass die Behörden trotz Komplexität handlungsfähig sind. Die Auflösung wirft Fragen zur zukünftigen Effektivität der Strafverfolgung auf.

Do Kwon selbst steht im Zentrum schwerwiegender Anklagen, darunter Commodities- und Wertpapierbetrug, Drahtbetrug sowie Verschwörung zum Betrug. Richter Paul Engelmayer erkundigte sich explizit, ob das neue DOJ-Memo die Anklagepunkte beeinflussen würde. Die Staatsanwaltschaft verneinte dies jedoch klar und signalisierte, dass der Fall mit unveränderter Härte verfolgt wird. Die Komplexität der Vorwürfe und die involvierten Summen machen diesen Fall zu einem Präzedenzfall für die rechtliche Behandlung von Krypto-Assets und Gründerhaftung im DeFi-Sektor.

Staatsanwälte teilten Richter Engelmayer mit, dass sie derzeit keine Pläne haben, die Anklagen gegen Kwon aufgrund des Memos zu ändern.

Kwons Verteidiger, David Patton, deutete an, dass das Memo dennoch eine Rolle spielen könnte. Es sei möglich, dass die Verteidigung vorprozessuale Anträge stellt, die sich auf die strittige Klassifizierung der involvierten Kryptowährungen – UST und LUNA – als Wertpapiere oder Commodities beziehen. Dies ist ein zentraler Streitpunkt, da in einem separaten Zivilverfahren der SEC bereits entschieden wurde, dass es sich um Wertpapiere handelt. Die Verteidigung könnte versuchen, diese Feststellung im Strafverfahren anzufechten.

Organisatorisch wurde der ursprüngliche Prozessbeginn verschoben. Statt am 26. Januar startet das Verfahren gegen Do Kwon nun voraussichtlich am 17. Februar 2026. Dies gibt beiden Seiten mehr Zeit zur Vorbereitung angesichts der komplexen Sachlage und der potenziellen Anträge. Die nächsten Schriftsätze werden für Juli erwartet, und eine weitere Statuskonferenz vor Gericht ist für den 12. Juni in New York angesetzt, um den Fortgang und offene Fragen zu klären.

Die Anklage wirft Kwon vor, zwischen 2018 und 2022 einen umfangreichen Betrugsplan orchestriert zu haben. Durch falsche und irreführende Aussagen über die Stabilität und Funktionsweise von Terra USD (UST) und LUNA habe er Investoren getäuscht. Entgegen der Behauptung dezentraler, automatisierter Systeme soll Kwon den Wert künstlich manipuliert haben, was zum Kollaps des Ökosystems und Milliardenverlusten für Anleger führte. Auch die SEC hatte Kwon wegen Wertpapierbetrugs angeklagt und Recht bekommen.