Dorsey warnt: Scheitert Bitcoin als Währung?

Jack Dorsey, bekannter Bitcoin-Befürworter, äußert ernste Bedenken über die Zukunft der Kryptowährung. Er warnt eindringlich: Ohne eine Entwicklung zum alltäglichen Zahlungsmittel und Schutz vor zu starker Institutionalisierung könnte Bitcoin langfristig scheitern.

Jack Dorsey, CEO von Block und prominenter Bitcoin-Verfechter, äußert trotz seiner langjährigen Unterstützung ernste Bedenken. In einem Interview warnte er vor potenziellen Gefahren für die langfristige Zukunft von Bitcoin, insbesondere durch die zunehmende Institutionalisierung. Er befürchtet, dass die Übernahme durch große Finanzinstitute, obwohl vielleicht unvermeidlich, das ursprüngliche offene Ethos der Kryptowährung gefährden könnte. Die permissionless Natur von Bitcoin – die Möglichkeit, ohne zentrale Erlaubnis darauf aufzubauen – müsse unbedingt erhalten bleiben, so Dorsey.

„Es schadet ihm wahrscheinlich ein bisschen,“ sagte Dorsey über die Auswirkungen institutioneller Investitionen, betonte aber die Wichtigkeit der Erlaubnisfreiheit von Bitcoin.

Ein Kernpunkt von Dorseys Warnung ist die dringende Notwendigkeit, dass Bitcoin über seine Rolle als reine Spekulationsanlage hinauswächst. Um relevant zu bleiben, muss es sich als praktisches Zahlungsmittel im Alltag etablieren. Dorsey sieht die Gefahr, dass Bitcoin durch Irrelevanz scheitert, wenn es nicht für alltägliche Transaktionen genutzt wird. Die reine Funktion als Wertaufbewahrungsmittel (Store of Value) sei langfristig nicht ausreichend, um eine breite Adaption und somit Relevanz sicherzustellen.

„Wenn es nur als Wertanlage und nichts weiter endet, glaube ich nicht, dass es an Relevanz gewinnt. Ich denke, es muss als Zahlungsmittel relevant sein, um im Alltag relevant zu sein.“

Dorsey verweist auf konkrete Anwendungsfälle außerhalb des etablierten westlichen Finanzsystems. In Regionen wie Mittelamerika, Südamerika und Afrika werde Bitcoin bereits für alltägliche Dinge wie Kaffee, Abendessen oder Zahlungen an lokale Händler genutzt. Dort entstünden kleine, lokale Kreislaufwirtschaften, in denen der Fokus weniger auf dem aktuellen BTC-Preis liege, sondern auf der praktischen Nutzbarkeit als Tauschmittel. Diese Beispiele unterstreichen das Potenzial von Bitcoin jenseits der reinen Finanzspekulation.

Kritisch äußerte sich Dorsey auch zur alleinigen Fokussierung auf das Lightning Network als Second-Layer-Lösung. Er plädiert dafür, über Lightning hinauszudenken und mehr Experimente mit verschiedenen Alternativen zu wagen. „Ich denke, wir können besser als Lightning machen,“ so Dorsey. Seiner Meinung nach sollte sich die Community nicht mit nur einer Skalierungslösung zufriedengeben, sondern aktiv vielfältigere Ansätze erforschen und entwickeln, um die Transaktionskapazität und -geschwindigkeit zu verbessern.

Die Bedeutung von offener, community-getriebener Entwicklung war ein weiterer Schwerpunkt. Dorsey betonte die Wichtigkeit, Open-Source-Entwickler zu unterstützen, ohne ihre Autonomie zu beschneiden. Er lobte Initiativen wie Spiral (eine BTC-fokussierte Abteilung von Block) sowie unabhängige Grant-Programme wie Brink und OpenSats. Solche Fördermöglichkeiten seien essenziell, um die dezentrale Weiterentwicklung des Bitcoin-Ökosystems sicherzustellen und Innovationen voranzutreiben.

Abschließend rief Dorsey dazu auf, zur ursprünglichen Vision von Bitcoin als Peer-to-Peer Electronic Cash System zurückzukehren, wie sie im Whitepaper von Satoshi Nakamoto beschrieben ist. Abweichungen von diesem Kernziel widersprächen dem Wesen des Projekts. „Wir haben dieses Potenzial noch nicht erfüllt… wir sind noch ziemlich weit davon entfernt,“ mahnte er. Es sei entscheidend, einfache, zugängliche und sichere Zahlungslösungen zu entwickeln, die Netzwerkgeschwindigkeit und Privatsphäre optimieren.