Ein massiver Liquidationsfall erschüttert den Kryptomarkt: Ein Ethereum-Wal verlor über 100 Millionen Dollar auf der DeFi-Plattform Sky. Dieser Vorfall inmitten des aktuellen Krypto-Crashs wirft ein Schlaglicht auf die hohen Risiken bei gehebelten Positionen in volatilen Zeiten.
Der Kryptomarkt erlebte jüngst signifikante Turbulenzen, die zu weitreichenden Konsequenzen führten. Ein besonders dramatisches Ereignis war die Liquidation eines Ethereum-Wales, der durch den rapiden Preisverfall von Ether (ETH) über 100 Millionen Dollar verlor. Dieser Vorfall auf der DeFi-Plattform Sky (ehemals Maker) verdeutlicht die immensen Risiken im aktuellen Marktumfeld. Die Daten von DeFi Explore und Lookonchain bestätigen den Verlust von 67.570 ETH, was einem Gegenwert von etwa 106 Millionen Dollar zum Zeitpunkt des Absturzes am 6. April entspricht, als die Position liquidiert wurde.
Sky, im August von Maker umbenannt, ist eine DeFi-Plattform, die es Nutzern ermöglicht, kollateralisierte Schuldpositionen (Vaults) zu eröffnen. Durch das Hinterlegen von Kryptowährungen wie ETH können Nutzer den Stablecoin DAI leihen. Zentral ist hierbei die Überkollateralisierungsrate, die typischerweise bei 150% oder höher liegt. Das bedeutet, für 100 geliehene DAI müssen Sicherheiten im Wert von mindestens 150 Dollar hinterlegt werden. Dieses System soll die Stabilität von DAI gewährleisten, birgt aber bei Preisstürzen erhebliche Gefahren für Kreditnehmer.
Die Plattform überwacht kontinuierlich das Verhältnis zwischen dem Wert der hinterlegten ETH-Sicherheiten und dem geliehenen DAI-Betrag. Fällt der ETH-Kurs und unterschreitet die Kollateralisierungsrate das festgelegte Minimum, droht die Liquidation. Im konkreten Fall sank das Verhältnis auf kritische 144%, was den automatiserten Liquidationsprozess auslöste. Dabei wird die hinterlegte ETH-Sicherheit vom Protokoll eingezogen und versteigert, um den geliehenen DAI-Betrag samt Gebühren zurückzuzahlen. Ein weiterer Whale stand laut Spot On Chain ebenfalls kurz vor der Liquidation seiner Position.
Der Ethereum-Preis brach innerhalb von 24 Stunden um dramatische 14,5% ein und fiel auf 1.547 Dollar. Solche Niveaus wurden zuletzt im Oktober 2023 gesehen, als sich der Markt noch tief im Bärenmarkt befand, fast ein Jahr nach dem Zusammenbruch der FTX-Börse. Aktuell notiert ETH immer noch 68% unter seinem Allzeithoch von 2021. Weitere Verluste könnten eine Kaskade von Liquidationen im DeFi-Sektor auslösen, sofern Nutzer nicht rechtzeitig zusätzliche Sicherheiten (Collateral) bereitstellen können, um ihre Positionen zu stützen.
Die Liquidation des Ethereum-Wales ist kein Einzelfall, sondern Teil einer breiteren Marktbereinigung. Daten von CoinGlass zeigen, dass in den letzten 24 Stunden fast eine Milliarde Dollar über rund 320.000 Händlerpositionen liquidiert wurden. Auffällig ist, dass ein Großteil der Liquidationen in den letzten Stunden vornehmlich ETH-Positionen betraf. Dies unterstreicht die aktuelle Anfälligkeit von Ethereum und den darauf aufbauenden Hebelprodukten und DeFi-Protokollen für plötzliche Marktbewegungen und hohe Volatilität.
Der Preisverfall von ETH hat gravierende Auswirkungen auf den gesamten DeFi-Sektor, da Ethereum die Basis für viele dezentrale Anwendungen bildet. Der Total Value Locked (TVL) in DeFi-Protokollen auf Ethereum ist seit Jahresbeginn von über 66 Milliarden Dollar auf rund 50 Milliarden Dollar gesunken. Während einige wenige Protokolle wie Aave und Sky (Maker) ihre TVL halten oder steigern konnten, verzeichneten die meisten anderen, darunter prominente Namen wie Lido, EigenLayer, Ethena, Uniswap und Pendle, Rückgänge zwischen 5% und 37%.
Experten wie Quinn Thompson und Nic Carter äußern sich skeptisch. Thompson bezeichnet Ethereums Wertversprechen als ‚tot‘ und verweist auf sinkende Transaktionsaktivitäten und Gebühren. Carter kritisiert, dass ‚gierige eth-L2s‘ Wert von der Layer-1-Kette abziehen.
Diese Expertenmeinungen deuten auf fundamentale Herausforderungen für Ethereum hin, die über den aktuellen Preisverfall hinausgehen. Die Argumentation: Die Überproduktion von Tokens durch Layer-2-Netzwerke und die Konkurrenz untergraben den Wert von ETH selbst. Obwohl Befürworter betonen, man müsse das gesamte Ökosystem inklusive der Layer-2-Lösungen betrachten, bleibt die Frage, ob das Wachstum dieses Ökosystems tatsächlich den Wert des zugrundeliegenden ETH-Tokens steigert, oder ob dieser Wert primär von anderen Tokens und Entitäten abgeschöpft wird.
Der massive Liquidationsfall des Ethereum-Wales dient als drastische Warnung vor den inhärenten Risiken im volatilen Kryptomarkt, insbesondere im DeFi-Bereich. Der Vorfall unterstreicht die Notwendigkeit eines robusten Risikomanagements beim Krypto-Trading und einer genauen Beobachtung marktweiter Trends und makroökonomischer Einflüsse. Während einige Akteure die aktuellen Tiefststände als Kaufgelegenheit betrachten könnten, mahnen Analysten zur Vorsicht und weisen auf anhaltende Herausforderungen für Ethereum und potenzielle weitere Verluste im DeFi-Sektor hin.