Die Finanzmärkte sind angespannt. Steigende Anleiherenditen und Aussagen von Fed-Präsident Neel Kashkari deuten auf mögliche Liquiditätsmaßnahmen hin. Könnte dies den Bitcoin-Kurs tatsächlich wieder in Richtung 100.000 US-Dollar katapultieren?
Neel Kashkari, Präsident der Federal Reserve Bank of Minneapolis, äußerte sich kürzlich zu den steigenden Renditen für US-Staatsanleihen. Er deutete an, dass dies eine Verschiebung der Investorenpräferenzen weg von Staatsanleihen signalisieren könnte. Entscheidend ist Kashkaris Hinweis, dass die Federal Reserve über die notwendigen Instrumente verfügt, um bei Bedarf zusätzliche Liquidität bereitzustellen. Diese Aussage inmitten erhöhter Marktvolatilität hat Spekulationen über die zukünftige Geldpolitik und deren Auswirkungen auf alternative Assets wie Bitcoin angeheizt. Die Märkte analysieren nun genau, welche konkreten Maßnahmen die Fed ergreifen könnte.
Aktuell liegen die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen bei etwa 4,5%. Selbst ein Anstieg auf 5%, ein Niveau, das zuletzt im Oktober 2023 erreicht wurde, muss nicht zwangsläufig einen Vertrauensverlust in die US-Schulden bedeuten. Zur Einordnung: Der Goldpreis überschritt die Marke von 2.000 USD erst Ende November 2023 signifikant, nachdem die Renditen bereits wieder auf 4,5% gefallen waren. Es ist also wichtig, die absoluten Renditeniveaus im historischen Kontext und in Relation zu anderen Marktbewegungen zu betrachten, statt voreilige Schlüsse über die Marktstimmung zu ziehen.
Für Bitcoin-Investoren sind steigende Anleiherenditen ein zweischneidiges Schwert. Einerseits machen höhere Renditen festverzinsliche Anlagen attraktiver, was Kapital von risikoreicheren Assets wie Bitcoin abziehen könnte. Andererseits könnten stark steigende Renditen, interpretiert als Zeichen tieferliegender systemischer Probleme oder schwindenden Vertrauens in die fiskalpolitischen Maßnahmen der Regierung, Investoren dazu bewegen, verstärkt in alternative Wertaufbewahrungsmittel und Absicherungen wie Bitcoin umzuschichten. Die Perzeption der Ursache für die Renditebewegung ist hier entscheidend.
Die zukünftige Entwicklung des Bitcoin-Kurses hängt maßgeblich von der Reaktion der Federal Reserve ab. Maßnahmen zur Liquiditätsinjektion, wie sie Kashkari andeutet, können typischerweise den Bitcoin-Kurs stützen, da sie oft mit einer Entwertung von Fiatwährungen einhergehen oder zumindest als solche wahrgenommen werden. Gleichzeitig könnten höhere Renditen, sollten sie länger anhalten oder weiter steigen, die Kreditkosten erhöhen, das Wirtschaftswachstum bremsen und somit kurzfristig negativen Druck auf den Bitcoin-Kurs ausüben.
Laut Neel Kashkari hat die Einführung von Zöllen den Schwellenwert für Zinsänderungen erhöht, was Zinssenkungen erschwert, selbst bei schwächelnder Wirtschaft und potenziell steigender Arbeitslosigkeit.
Eine mögliche Strategie der Fed wäre der Kauf langfristiger Staatsanleihen, um deren Renditen zu drücken – eine Form von Quantitative Easing (QE). Um die Bilanz nicht übermäßig aufzublähen, könnte die Fed dies mit Reverse-Repo-Geschäften neutralisieren. Aggressive Anleihekäufe könnten jedoch als Verzweiflungsakt interpretiert werden, die Zinsen unter Kontrolle zu halten. Dies könnte das Vertrauen in den US-Dollar schwächen und Anleger motivieren, auf Bitcoin als Inflationsschutz umzusteigen.
Alternativ könnte die Fed Banken über das Diskontfenster niedrigverzinste Kredite anbieten. Dies würde sofortige Liquidität bereitstellen und den Verkaufsdruck auf Anleihen mindern. Um diese Liquiditätsspritze zu kontrollieren, könnte die Fed gleichzeitig strengere Kollateralanforderungen einführen, etwa indem Sicherheiten nur zu 90% ihres Marktwertes beliehen werden. Sind diese Anforderungen jedoch zu restriktiv, könnten Banken Schwierigkeiten haben, ausreichend Liquidität zu erhalten, was die Effektivität der Maßnahme einschränkt.
Es ist noch zu früh für definitive Prognosen über den Weg der Fed. Angesichts der jüngsten Schwäche des US-Dollars und der anhaltend hohen Renditen könnten Investoren den Maßnahmen der Fed jedoch misstrauen. Stattdessen könnten sie sich sicheren Häfen wie Gold oder eben Bitcoin zuwenden. Entscheidend für Trader ist daher die Beobachtung systemischer Risiken in den Finanzmärkten und der Spreads auf Unternehmensanleihen. Steigen diese Indikatoren, signalisiert dies schwindendes Vertrauen in traditionelle Systeme – ein potenzieller Katalysator für den Krypto-Handel.