Gold-Rally vor dem Ende? Chance für Bitcoin?

Gold bricht Rekorde und zieht massive Investitionen an, während Bitcoin stagniert. Doch Analysten warnen vor einem nahenden Gold-Peak (Blow-off-Top) und sehen eine mögliche Chance für BTC. Was steckt hinter der Theorie der verzögerten Korrelation beider Assets?

Während Gold neue Rekordhöhen erklimmt und massive Zuflüsse in Gold-Fonds verzeichnet (80 Milliarden USD seit Jahresbeginn laut Bank of America), kämpft Bitcoin darum, seinen Status als sicherer Hafen zu behaupten. Die Daten deuten auf eine klare Investorenpräferenz für das Edelmetall hin, getrieben durch makroökonomische Unsicherheit und geopolitische Spannungen. Bitcoin hingegen scheint trotz der Einführung von US-Spot-ETFs an Anziehungskraft als Hedge verloren zu haben, was sich in jüngsten Preisrückgängen widerspiegelt.

Die Performance von Gold ist beeindruckend: XAU/USD nähert sich der Marke von 3.300 USD pro Unze und verzeichnete laut Kobeissi Letter 52 Allzeithochs in den letzten 12 Monaten. Im krassen Gegensatz dazu zeigen On-Chain-Daten von Glassnode einen Rückgang der verwalteten Vermögen in Bitcoin-ETFs von 106 auf 92 Milliarden USD seit Jahresanfang. Der BTC/USD-Kurs erreichte Anfang April sogar ein Fünfmonats-Tief, was die Divergenz der beiden Anlageklassen unterstreicht.

„Investoren investieren in Gold in rekordverdächtigem Tempo, da die Marktunsicherheit stark zugenommen hat. Als Ergebnis sind die Goldpreise seit Jahresbeginn um 22 % gestiegen.“

Trotz der Gold-Rallye mehren sich die Stimmen, die ein baldiges Ende des Aufwärtstrends prognostizieren. Der erfahrene Händler Peter Brandt spricht von einer „Blow-off-Phase“ für Gold. Er warnt, dass solch schnelle Anstiege typischerweise in einem terminalen Top enden. Das genaue Timing dieses Tops sei jedoch extrem schwer zu bestimmen und könne für Bären, die auf fallende Kurse wetten, sehr kostspielig werden, da Blow-off-Tops oft weit über Erwartungen hinausschießen können.

Eine interessante Theorie besagt, dass Bitcoin den Goldtrends oft mit einer Verzögerung von etwa 100 Tagen folgt. Analysten wie Lawrence Lepard und Anthony Pompliano beobachten dieses Muster. Sollte Gold also tatsächlich korrigieren, könnte dies Raum für Bitcoin schaffen, um aufzuholen – möglicherweise sogar mit höherer Volatilität und stärkeren Kursbewegungen, wie Pompliano gegenüber CNBC erklärte. Die Gründe für diese Korrelation bleiben unklar, könnten aber mit der langsameren Adaption von Bitcoin im traditionellen Finanzwesen zusammenhängen.

„Was wir jedoch sehen, ist, dass wenn Gold anzieht, etwa 100 Tage später Bitcoin nicht nur nachzieht, sondern auch viel stärker anzieht, und so erhalten Sie eine höhere Volatilität.“

Bitcoin und Gold bleiben fundamental unterschiedliche Anlageklassen. Bitcoin, die digitale Alternative, punktet mit begrenztem Angebot, hoher Liquidität und dezentraler Struktur, ist aber anfällig für hohe Volatilität und regulatorische Eingriffe. Gold, der traditionelle sichere Hafen, bietet Stabilität und bewährten Schutz in Krisenzeiten, weist jedoch geringere kurzfristige Renditechancen auf. Die aktuelle Marktlage unterstreicht diese Divergenz: Gold profitiert von Unsicherheit, Bitcoin sucht noch seine Rolle.

Der Ausblick bleibt gespalten. Bestätigt sich die Theorie der verzögerten Korrelation, könnte ein Gold-Peak den Startschuss für eine Bitcoin-Erholung geben. Dennoch bestehen erhebliche Risiken: Für Gold eine mögliche Unterperformance bei wirtschaftlicher Stabilisierung, für Bitcoin die anhaltende Volatilität und die Abhängigkeit von regulatorischen Entscheidungen sowie makroökonomischen Entwicklungen. Investoren sollten die On-Chain-Metriken und die Entwicklung der ETF-Flüsse genau beobachten, um potenzielle Trendwenden frühzeitig zu erkennen.