HashFlare-Betrüger: DHS will Ausreise trotz Gerichtsbefehl!

Ein beispielloser Konflikt zwischen US-Behörden: Die Gründer des Milliarden-Ponzi-Schemas HashFlare sollen trotz Gerichtsentscheidung das Land verlassen. Droht das Verfahren um $400 Mio. Schadensersatz zu platzen?

Ein bizarrer Rechtsstreit entfaltet sich um die Gründer des HashFlare Ponzi-Schemas, Sergei Potapenko und Ivan Turõgin. Obwohl ein US-Gericht ihre Anwesenheit bis zum Abschluss ihres Strafverfahrens anordnete, sollen die beiden Esten nun laut ihren Anwälten von der US-Heimatschutzbehörde (DHS) zur Ausreise aufgefordert worden sein. Dieser Widerspruch zwischen Justiz und Einwanderungsbehörde wirft ernste Fragen auf und sorgt für erhebliche Verunsicherung bezüglich des weiteren Vorgehens in diesem Milliarden-Dollar-Betrugsfall, der die Krypto-Welt erschütterte.

Zwischen 2015 und 2019 betrieben Potapenko und Turõgin über HashFlare ein gigantisches Kryptowährungs-Ponzi-Schema. Sie boten sogenannte Cloud-Mining-Verträge für Bitcoin und Ether an, versprachen hohe Renditen durch angeblich riesige Mining-Kapazitäten. Anleger wurden angelockt durch das Versprechen, am Krypto-Boom teilzuhaben, ohne sich um die komplexe Hardware oder den technischen Betrieb kümmern zu müssen. Die Realität sah jedoch völlig anders aus, wie spätere Untersuchungen schonungslos offenlegten.

Die tatsächliche Mining-Leistung von HashFlare betrug weniger als 1% der beworbenen Kapazität. Um Auszahlungen zu ermöglichen, wurden Gelder neuer Investoren verwendet – ein klassisches Ponzi-Merkmal.

Die Täuschung endete nicht beim Cloud-Mining. 2017 starteten die beiden mit Polybius eine weitere Initiative, eine vermeintliche virtuelle Bank. Über ein Initial Coin Offering (ICO) verkauften sie PLBT-Tokens und versprachen den Käufern hohe Dividenden aus den Bankgewinnen. Die eingenommenen 31 Millionen US-Dollar flossen jedoch nicht in den Aufbau der Bank, sondern wurden größtenteils für private Zwecke der Gründer missbraucht – ein klarer Fall von ICO-Betrug und Veruntreuung.

Nach ihrer Verhaftung in Tallinn im November 2022 und der anschließenden Auslieferung an die USA wurden Potapenko und Turõgin wegen Verschwörung zum Betrug, 16 Betrugsfällen und Geldwäsche angeklagt. Im Februar 2025 bekannten sie sich schuldig. Teil des Deals ist die Bereitschaft, Vermögenswerte im Wert von über 400 Millionen US-Dollar abzutreten. Diese Summe soll zur Entschädigung der zahlreichen Opfer des HashFlare-Schemas verwendet werden, ein wichtiger Schritt zur Wiedergutmachung.

Trotz des Schuldbekenntnisses und der gerichtlichen Anordnung, bis zur Urteilsverkündung am 8. Mai 2025 im Land zu bleiben, steht nun die angebliche Ausreiseanweisung der DHS im Raum. Dieser potenzielle Behördenkonflikt könnte den geordneten Abschluss des Verfahrens gefährden. Es bleibt unklar, wie diese widersprüchlichen Anweisungen aufgelöst werden sollen und welche Behörde sich letztlich durchsetzen wird. Die rechtliche Schwebe ist für alle Beteiligten belastend.

Die Anweisung der DHS, falls bestätigt, hätte gravierende rechtliche und ethische Folgen. Sie könnte die Strafverfolgung behindern und die Rechte der Opfer auf Gerechtigkeit und die zugesagte Opferentschädigung untergraben. Es stellt sich die Frage, wie die USA sicherstellen wollen, dass die Täter ihrer Verantwortung nachkommen, wenn sie zur Ausreise gedrängt werden. Die Glaubwürdigkeit des Rechtssystems steht hierbei ebenfalls auf dem Spiel.

Dieser Fall unterstreicht eindrücklich die Notwendigkeit internationaler Kooperation bei der Bekämpfung von Cyber- und Finanzkriminalität. Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen estnischen Behörden, dem US-Justizministerium und dem FBI war entscheidend für die Festnahme und Auslieferung. Ohne solche grenzüberschreitenden Ermittlungen wäre es kaum möglich, Täter zur Rechenschaft zu ziehen, die globale digitale Infrastrukturen für ihre betrügerischen Machenschaften nutzen.

Die Urteilsverkündung im Mai 2025 wird mit Spannung erwartet; den Angeklagten drohen bis zu 20 Jahre Haft. Unabhängig davon bleibt die Situation durch die DHS-Anweisung komplex. Der Fall HashFlare dient als alarmierendes Warnsignal für die Risiken im Krypto-Sektor und betont die dringende Notwendigkeit effektiver regulatorischer Maßnahmen und einer wachsamen Anlegergemeinschaft, um derartige massive Betrugsfälle zukünftig zu verhindern oder zumindest frühzeitig aufzudecken.