HyperLiquid stieg schnell als innovative dezentrale Perpetual-Exchange auf, doch der Hype verflüchtigte sich jäh. Ein umstrittener Eingriff nach einem Exploit löste massive Zentralisierungsbedenken aus und führte zu einem drastischen Vertrauensverlust. Steht die Zukunft der Plattform auf dem Spiel?
HyperLiquid erlebte einen rasanten Aufstieg in der DeFi-Welt durch seine hochleistungsfähige, dezentrale Perpetual-Exchange auf der eigenen Layer-1-Blockchain, HyperEVM. Gestartet 2023, zielte die Plattform darauf ab, CeFi-Vorteile in eine dezentrale Umgebung zu bringen. Mit Kapazitäten für bis zu 100.000 Orders pro Sekunde bot sie eine nahezu reibungslose Handelserfahrung. Ein zentrales Element war das On-Chain-Orderbuch für transparente Echtzeit-Trades, ergänzt durch Cross- und Isolated-Margin-Optionen sowie ein dezentrales Oracle-System zur Preisintegritätssicherung, das Daten von großen Exchanges aggregierte. Um mit dem Krypto-Handel zu beginnen, sind einige Voraussetzungen zu beachten.
Ein Schlüsselelement waren die Hyperliquid-Vaults, insbesondere der Hyperliquidity Provider (HLP). Dieser protokollgesteuerte Vault war im Market-Making und bei Liquidationen aktiv und verdiente einen Teil der Handelsgebühren. Diese Struktur ermöglichte es diversen Akteuren – DAOs, Institutionen und Einzelpersonen – Gelder zu investieren und an den Erträgen zu partizipieren. Vault-Besitzer erhielten standardmäßig 10% der Gewinne, während spezielle Protokoll-Vaults gebühren- und beteiligungsfrei operierten, was die Attraktivität des Ökosystems weiter steigerte.
Der Hype um HyperLiquid’s Vault erhielt im April 2025 einen Dämpfer durch den JELLY-Exploit. Ein Trader manipulierte den JELLY-Token-Preis durch eine kombinierte Strategie: Er shortete JELLY auf HyperLiquid und kaufte den Token gleichzeitig auf illiquiden dezentralen Börsen. Dies löste eine Liquidation der Short-Position auf HyperLiquid aus. Die Manipulation nutzte die geringe DEX-Liquidität gezielt aus, um die Oracle-Preise zu verfälschen, was letztendlich zu einem Verlust von 13,5 Millionen US-Dollar für das HLP-Vault führte.
HyperLiquids Reaktion auf den Exploit war kontrovers: Die Plattform schloss den JELLY-Markt zwangsweise und wickelte die Positionen zu einem selbst festgelegten Preis von 0,0095 US-Dollar ab, anstatt des manipulierten Preises von 0,50 US-Dollar. Diese Maßnahme hob zwar den Fiatverlust für das Vault auf, warf aber fundamentale Fragen auf. Der Eingriff wurde weithin als zentralisierte Intervention kritisiert, die den Grundprinzipien von DeFi – Unveränderlichkeit und Dezentralität – widerspricht und das Vertrauen der Nutzer erschütterte.
Experten wie Corey Hoffstein und Jan Philipp Fritsche kritisierten die zentralisierte Entscheidung HyperLiquids scharf. Sie betonten, dass solche Eingriffe die Dezentralität und Unveränderlichkeit der Blockchain-Technologie untergraben.
Die Folgen des Eingriffs und der Zentralisierungsbedenken waren gravierend. Der Total Value Locked (TVL) in den HyperLiquid-Vaults stürzte innerhalb eines Monats von 540 Millionen auf nur noch 150 Millionen US-Dollar ab. Dieser massive Rückgang spiegelte die wachsende Skepsis und das verlorene Vertrauen der Anleger wider. Zusätzlich sank der Ertrag (Yield) der Vaults auf ein Niveau, das teils unter dem traditioneller Bankangebote lag, was die Attraktivität für Liquiditätsanbieter weiter minderte.
Trotz des dramatischen TVL-Einbruchs blieben die Handelsvolumina auf HyperLiquid erstaunlich stabil. Im April 2025 wurden immer noch über 70 Milliarden US-Dollar umgesetzt, was auf eine mögliche Übertreffung des Januar-Rekords hindeutete. Der Vertrauensverlust manifestierte sich jedoch deutlich im Kurs des nativen HYPE-Tokens: Er verlor innerhalb von vier Monaten 60% seines Wertes, und die Marktkapitalisierung fiel von 9,7 auf 4,6 Milliarden US-Dollar, was die Besorgnis der Investoren widerspiegelt.
Als Reaktion auf die Zentralisierungskritik hat HyperLiquid Maßnahmen zur Stärkung der Dezentralität ergriffen. Ein On-Chain-Validator-Voting-System wurde eingeführt. Dieses System soll es den Validatoren ermöglichen, gemeinschaftlich über das Delisting von Assets abzustimmen. Ziel ist es, sicherzustellen, dass zukünftige, potenziell marktbeeinflussende Entscheidungen dezentral getroffen und nicht von einer zentralen Instanz kontrolliert werden, um das Vertrauen der Community zurückzugewinnen und die Plattform widerstandsfähiger zu machen. Ein vollständiger Leitfaden zu HyperLiquid findet sich hier.