Krypto-Aus in der Ukraine: Warum Firmen fliehen

Der ukrainische Kryptomarkt schrumpft rapide. Nach Kuna und Trustee Plus zieht sich nun auch Weld Money zurück. Militärische Kontrollen und regulatorisches Chaos zwingen Krypto-Firmen zur Flucht. Was steckt hinter dieser alarmierenden Entwicklung?

Der ukrainische Kryptowährungskartenmarkt befindet sich in einem rapiden Rückgang. Jüngstes Beispiel ist das Fintech-Unternehmen Weld Money, das seine Tätigkeiten in dem Land einstellt. Nutzer von Weld Money wurden unmissverständlich aufgefordert, ihre Gelder zeitnah abzuheben. Diese Entwicklung unterstreicht die zunehmenden Herausforderungen für Krypto-Firmen in der Ukraine. Was sind die genauen Gründe für diesen abrupten Rückzug und welche Auswirkungen hat dies auf die gesamte Branche?

Weld Money, ursprünglich als Super-App gestartet, bot über eine Partnerschaft mit der Unex Bank und verbundenen Wallets auf WhiteBIT und HTX (ehemals Huobi) die Möglichkeit, mit einer Mastercard-verbundenen Karte direkt in Krypto zu zahlen. Dieses Modell funktionierte zunächst reibungslos und ermöglichte Zahlungen mit führenden Stablecoins wie USDT, USDC, BUSD und DAI in jedem Geschäft, das Mastercard akzeptierte. Doch diese vielversprechende Initiative stieß schnell auf unüberwindbare Hindernisse.

Die Hauptursachen für den Rückzug sind nach Unternehmensangaben militärische Kontrollen unter Kriegsrecht und signifikante regulatorische Unsicherheit. Militärische Einschränkungen und verschärfte Überprüfungen führten zu erheblichen Serviceunterbrechungen und verlangsamten Transaktionen. Checkpoints und intensivierte Überprüfungen behinderten die reibungslose Abwicklung von Abhebungen und Zahlungen, was das Vertrauen der Karteninhaber nachhaltig untergrub. Bereits im März meldeten Nutzer auf dem Telegram-Kanal des Unternehmens erste Probleme.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die unklare regulatorische Landschaft. Im April legte die ukrainische Wertpapieraufsichtsbehörde einen Plan vor, der eine 18%ige Besteuerung von Krypto-Einkünften und eine Erhöhung der Verteidigungsabgabe von 1,5% auf 5% vorsah. Ein wichtiges Gesetz „Über virtuelle Vermögenswerte“, das Besteuerung und Abgaben klären sollte, wurde jedoch blockiert.

Solange diese Regeln nicht festgelegt sind, zögern Unternehmen, die stabile Bankbeziehungen benötigen, neue Dienstleistungen zu starten.

Weld Money ist kein Einzelfall. Im Januar stellte die lokale Börse Kuna den Handel ein und im März wurde ihre Website abgeschaltet. Gründe waren unter anderem Vorwürfe der Steuerhinterziehung. Ebenso stellte der Wallet-Anbieter Trustee Plus im Mai die Annahme neuer Registrierungen aus der Ukraine ein, ebenfalls aufgrund der regulatorischen Bedingungen und des fehlenden rechtlichen Rahmens.

Die steigenden Kosten im Zusammenhang mit dem Krieg und die Einschränkungen des Bargeldflusses erschweren es kleinen Start-ups, ihre Technologie-Teams und Compliance-Prüfungen gleichzeitig zu finanzieren. Diese Unsicherheit und unklare Regulierung zwingen lokale Innovatoren und Start-ups zur Marktflucht.

Die Ukraine strebt danach, ein Zentrum für Blockchain-Arbeiten zu werden, doch bis Frieden und klare Regulierungen erreicht sind, könnten lokale Akteure es als zu riskant ansehen, im Markt zu bleiben.

Experten sehen die Verabschiedung des Gesetzes „Über virtuelle Vermögenswerte“ als möglichen Weg zur Verbesserung. Klare Regeln könnten Vertrauen wiederherstellen. Doch es sind wohl eher große globale Unternehmen mit umfangreichen Compliance-Teams, die in diesem Markt verbleiben. Die Entscheidung von Weld Money ist ein klares Zeichen: Unsicherheit in einem Land unter Kriegsrecht ist kostspielig und zwingt lokale Akteure zur Aufgabe.