MicroStrategy, der größte Corporate Bitcoin Halter, steht unter Druck. Trotz Michael Saylors unerschütterlichem Glauben könnten finanzielle und regulatorische Hürden das Unternehmen zum Verkauf seiner Bitcoin-Bestände zwingen. Die Risiken für den Markt sind real.
MicroStrategy, angeführt von Michael Saylor, verfolgt seit Jahren die ambitionierteste institutionelle Bitcoin-Strategie. Als größter Corporate Halter hat das Unternehmen konsequent auf die Akkumulation des Krypto-Assets gesetzt. Trotz Saylors unerschütterlichem Glauben an Bitcoin deuten jüngste SEC-Filings auf finanzielle und regulatorische Risiken hin. Diese könnten MicroStrategy unter bestimmten Umständen dazu zwingen, Teile seiner erheblichen Bitcoin-Bestände zu veräußern. Die Kernfrage lautet: Wie stabil ist diese auf maximaler Akkumulation basierende Strategie wirklich?
Die finanzielle Verwundbarkeit von MicroStrategy ist nicht zu übersehen. Das Unternehmen hält zwar Bitcoin im Wert von Milliarden (erworben zu $67.458 im Schnitt), doch das Kerngeschäft im Enterprise-Software-Bereich leidet unter negativen operativen Cashflows. Hinzu kommt eine Schuldenlast von 8,22 Milliarden US-Dollar mit jährlichen Zinszahlungen von 35,1 Millionen Dollar. Über 1,6 Milliarden Dollar an Vorzugsaktien erfordern zudem Dividenden von 146,2 Millionen Dollar jährlich, die nicht durch das operative Geschäft gedeckt sind, sondern durch Finanzierungen, die vom Bitcoin-Preis abhängen.
Ein Preisabfall unter den Durchschnittspreis von $67.458 könnte eine Kaskade auslösen und letztlich zu erzwungenen Liquidationen führen, insbesondere wenn der Preis Richtung $15.000 fällt.
Ein weiteres signifikantes Risiko stellen die ausgegebenen Wandelanleihen dar. Obwohl diese formal nicht direkt durch Bitcoin besichert sind, könnten Anleihegläubiger bei einem „fundamental change“ eine sofortige Rückzahlung fordern. Ein starker Einbruch des Bitcoin-Kurses könnte bereits als ein solcher fundamentaler Wandel interpretiert werden. Dies könnte rechtliche Schritte nach sich ziehen und MicroStrategy letztlich dazu zwingen, Bitcoin zu liquidieren, um die Forderungen der Gläubiger zu bedienen, was den Verkaufsdruck weiter erhöhen würde.
Zusätzlicher Druck könnte durch neue steuerliche Verpflichtungen entstehen. Der US-amerikanische Inflation Reduction Act führt eine Corporate Alternative Minimum Tax (CAMT) ein. Für MicroStrategy bedeutet dies potenziell ab 2026 eine Steuer von 15 Prozent auf unrealisierte Gewinne – geschätzt auf etwa 17,5 Milliarden US-Dollar. Die daraus resultierende Steuerlast von über 2,6 Milliarden US-Dollar könnte das Unternehmen dazu zwingen, zur Deckung dieser Verbindlichkeiten Bitcoin-Bestände zu verkaufen, unabhängig von der Marktlage.
Trotz dieser wachsenden Liste an Herausforderungen bleibt Michael Saylor seiner Linie treu. Auf Berichte über die finanziellen Schwachstellen reagierte er auf der Plattform X mit einem klaren Bekenntnis: „HODL“ – das Mantra für langfristiges Halten in der Krypto-Szene. Diese Nachricht fand breite Resonanz. Saylor bekräftigte seine Überzeugung mit den Worten: „Bitcoin ist die beste Idee. Es gibt keine zweitbeste.“ Seine unbeirrbare Haltung steht im Kontrast zu den analytischen Warnsignalen.
MicroStrategys langfristige Strategie, durch clever getimte Bitcoin-Käufe und die Ausgabe neuer Aktien oder Wandelanleihen den „BTC Yield“ (Bitcoin pro Aktie) zu steigern, war bisher erfolgreich. Sie ermöglichte weitere Kapitalaufnahmen und Bestandsausweitungen. Diese Strategie ist jedoch hochgradig abhängig von einer positiven Marktentwicklung und dem anhaltenden Vertrauen der Investoren. Ein Vertrauensverlust oder ein stark fallender Bitcoin-Preis könnte eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang setzen, die Verkäufe erzwingt.
Analysten ziehen Parallelen zu früheren Ereignissen wie dem Kollaps von Terra Luna 2022, wo Panik ein Schneeballsystem zum Einsturz brachte. Warnsignale für MicroStrategy beinhalten ein potenzielles Kippen des Premiums zum Net Asset Value (NAV) in einen starken Discount. Einige Fonds positionieren sich bereits gegen MicroStrategy. Es bleibt die Frage offen, ob massive Kapitalzuflüsse, wie sie etwa durch ETFs entstehen, ausreichen werden, um den Bitcoin-Preis und damit MicroStrategys Strategie langfristig zu stützen.