Die digitale Goldgräberstimmung bei NFTs hat eine ernste Schattenseite: Steuerhinterziehung. Ein aktueller US-Fall zeigt drastische Konsequenzen für einen CryptoPunk-Händler auf, der Millionengewinne verschwieg. Lest hier, welche Lehren daraus zu ziehen sind.
Ein Fall, der die Krypto-Szene aufhorchen lässt: Waylon Wilcox hat sich schuldig bekannt, fast 13 Millionen Dollar an Gewinnen aus dem Handel mit CryptoPunks in den Jahren 2021 und 2022 nicht versteuert zu haben. Dieser Vorfall unterstreicht die wachsende Notwendigkeit der Steuerehrlichkeit im Bereich digitaler Assets und zeigt, dass die Behörden auch im NFT-Markt genau hinsehen. Dem 45-Jährigen drohen nun empfindliche Strafen für die Abgabe falscher Steuererklärungen, was als Warnsignal für alle Marktteilnehmer zu verstehen ist.
Die Anklagepunkte sind konkret: Wilcox bekannte sich vor einem Bundesgericht schuldig, zwei falsche Einkommensteuererklärungen abgegeben zu haben. Für 2021 verschwieg er Einkünfte von rund 8,5 Millionen Dollar, was eine Steuerverkürzung von etwa 2,18 Millionen Dollar bedeutete. Im Folgejahr 2022 waren es unterschlagene Einkünfte von circa 4,6 Millionen Dollar mit einer daraus resultierenden Steuerersparnis von fast 1,1 Millionen Dollar. Diese präzisen Zahlen aus den Gerichtsakten verdeutlichen das Ausmass des Betrugs.
CryptoPunks, der Ursprung von Wilcox‘ unversteuerten Gewinnen, gehören zu den Pionieren der NFT-Welt. Es handelt sich um 10.000 einzigartige digitale Kunstcharaktere. Jeder ‚Punk‘ ist ein Non-Fungible Token (NFT), dessen Eigentumsnachweis transparent auf der Blockchain gespeichert wird. Das macht sie einzigartig und nicht austauschbar (non-fungible), im Gegensatz zu Kryptowährungen wie Bitcoin. Diese NFTs können gegen Fiatgeld oder andere Kryptowährungen gehandelt werden, wodurch steuerpflichtige Ereignisse entstehen können.
Die Ermittlungen ergaben, dass Wilcox 2021 etwa 62 CryptoPunks für rund 7,4 Millionen Dollar und 2022 weitere 35 Punks für fast 4,9 Millionen Dollar verkaufte. Besonders brisant: Auf seinen Steuererklärungen für beide Jahre kreuzte er bei der Frage nach Aktivitäten mit digitalen Vermögenswerten explizit „nein“ an. Dieses Detail deutet auf ein vorsätzliches Verschleiern der Transaktionen hin und dürfte sich strafverschärfend auswirken. Es zeigt die Notwendigkeit, On-Chain-Aktivitäten korrekt zu deklarieren.
Grundsätzlich gilt: Wer NFTs wie CryptoPunks verkauft, muss die Erlöse sowie daraus resultierende Gewinne oder Verluste in der Steuererklärung angeben. Wilcox‘ Versäumnis stellt eine klare Verletzung dieser Pflicht dar. Nach Bundesgesetz droht ihm für diese Vergehen eine Höchststrafe von sechs Jahren Haft, eine anschliessende Bewährungszeit und eine Geldstrafe. Auch wenn das genaue Strafmass noch nicht feststeht, sind die potenziellen Konsequenzen gravierend und sollten jeden Investor zur Vorsicht mahnen.
Die IRS-Criminal Investigation ist entschlossen, komplexe finanzielle Schemata aufzudecken, die virtuelle Währungen und NFT-Transaktionen beinhalten und darauf abzielen, steuerpflichtiges Einkommen zu verbergen.
Dieser Fall gewinnt zusätzliche Relevanz durch die jüngsten Entwicklungen in der Kryptosteuerregulierung. Seit Januar 2025 müssen zentrale Kryptobörsen (CEXs) und Broker Verkäufe digitaler Assets an die IRS melden – eine signifikante Verschärfung. Interessanterweise wurde jedoch eine geplante Regelung, die auch DeFi-Protokolle zur Meldung verpflichtet hätte (die IRS DeFi-Broker-Regel), im April 2025 durch eine Kongressresolution unter Präsident Trump gekippt. Die regulatorische Landschaft bleibt also in Bewegung.
Einige Experten plädieren derweil für einen differenzierteren Regulierungsansatz. Mattan Erder von Orbs argumentiert, dass maßgeschneiderte Regeln in Bereichen wie dem Wertpapierrecht und die Beseitigung von Bankenhürden für Krypto-Unternehmen der Branche mehr nutzen könnten als rein neue Steuergesetze. Es geht also nicht nur um Compliance, sondern auch um die Schaffung eines förderlichen Ökosystems, das Innovation nicht durch übermäßige Bürokratie erstickt, während gleichzeitig illegale Aktivitäten unterbunden werden.
Der Fall Wilcox ist somit eine eindringliche Warnung an alle Akteure im Markt für digitale Vermögenswerte: Steuerehrlichkeit ist kein Kavaliersdelikt. Das Ignorieren steuerlicher Pflichten, ob bei Bitcoin oder NFTs, kann zu massiven Fiatverlusten durch Strafen und im schlimmsten Fall zu Freiheitsentzug führen. Angesichts der sich ständig weiterentwickelnden Regulierung ist es für Long-Term Holder wie für Trader unerlässlich, Transaktionen lückenlos zu dokumentieren und korrekt zu deklarieren, um die Integrität des eigenen Handelns und des Finanzsystems zu wahren. Weitere Details zu seinem Schuldbekenntnis finden sich hier.