Quantencomputer: Bitcoin-Gefahr spaltet die Experten

Die Debatte über die Bedrohung von Bitcoin durch Quantencomputer entfacht neue Diskussionen. Blockstream-CEO Adam Back kritisiert die Einschätzungen von Nic Carter als „uninformiertes Gerede“, während Carter eine schnelle und ernste Gefahr sieht und mangelnde proaktive Haltung bemängelt. Die Community muss sich der potenziellen Risiken bewusst werden, doch die Zeitrahmen divergieren stark.

Adam Back, eine Schlüsselfigur der Kryptographie und im Bitcoin-Whitepaper zitiert, stuft die Bedrohung durch Quantencomputer für Bitcoin als langfristiges Problem ein. Er geht davon aus, dass frühestens in zwei bis vier Jahrzehnten ernsthafte Angriffe möglich sein könnten, da die Technologie noch am Anfang stehe und erhebliche Hürden überwinden müsse. Back betont, dass die Bitcoin-Entwickler an Schutzmaßnahmen arbeiten, dies aber im Hintergrund geschieht. Er verweist auf bereits existierende Post-Quanten-Kryptographie-Standards wie SLH-DSA, die 2024 vom NIST standardisiert wurden und rechtzeitig integriert werden könnten.

Back erklärt weiter, dass das Brechen des SHA-256-Algorithmus von Bitcoin schätzungsweise 4.000 bis 8.000 stabile logische Qubits erfordern würde. Heutige Quantencomputer sind davon weit entfernt. Aktuelle Systeme mit vielen physikalischen Qubits, wie das Caltech-Neutralatom-Array mit bis zu 6.100 physikalischen Qubits, sind aufgrund von Fehlerraten für Krypto-Zwecke ungeeignet. Fortschrittlichere Systeme mit stabileren Qubits, wie die von Quantinuum, liefern bisher nur etwa 48 logische Qubits.

„Die aktuelle Quantencomputer-Technologie ist noch lächerlich früh und mit erheblichen Herausforderungen in Forschung und Entwicklung konfrontiert.“

Demgegenüber äußert Nic Carter, Partner bei Castle Island Ventures, ernsthafte Bedenken. Er befürchtet, dass eine kritische Quantenüberlegenheit bereits um 2035 eintreten könnte. Carter kritisiert, dass einflussreiche Bitcoin-Entwickler die Risiken leugnen würden, was seiner Meinung nach der Natur der Bitcoin-Community widerspricht. Er sieht darin eine Ursache für negative Preisentwicklungen und Kapitalflüsse.

Carter begründet seine Bedenken mit staatlichen Plänen zur Umstellung auf eine Post-Quanten-Ära, der Tatsache, dass Bitcoin eine Zielscheibe darstellt, und wachsenden Investitionen in Quantenfirmen. Sein Unternehmen investierte sogar in ein Startup, das sich auf Quantenschutz spezialisiert. Carter schätzt, dass bis zu ein Drittel des Bitcoin-Angebots in Wallets liegen könnte, die für Quantencomputer anfällig sind, insbesondere ältere Wallets, die standardmäßig öffentliche Schlüssel preisgeben.

„Viele einflussreiche Bitcoin-Entwickler leugnen die Quantenrisiken immer noch, was im Widerspruch zur proaktiven Philosophie der Community steht.“

Der Kern der Auseinandersetzung liegt im unterschiedlichen Zeithorizont für das Eintreten einer realen Bedrohung durch kryptographisch relevante Quantencomputer (CRQC) und der Frage, ob die Bitcoin-Community ausreichend proaktiv aufgestellt ist. Während Back die Risiken als langfristig betrachtet und auf bestehende Lösungsansätze verweist, sieht Carter eine unmittelbare Gefahr und kritisiert eine angebliche Leugnungstendenz bei einigen Entwicklern.