Der jahrelange Rechtsstreit zwischen Ripple und der SEC spitzt sich zu. Widersprüchliche Signale sorgen für Verwirrung, doch eine Einigung scheint greifbar. Die kommenden Tage sind entscheidend für XRP und den Kryptomarkt.
Der langwierige Rechtsstreit zwischen Ripple Labs und der US-Börsenaufsicht SEC erreicht einen kritischen Punkt. Im Dezember 2020 eingereicht, wirft die SEC Ripple vor, durch den Verkauf von XRP über 1,3 Milliarden US-Dollar als unregistrierte Wertpapiere eingenommen zu haben. Zusätzlich sollen die Führungskräfte Brad Garlinghouse und Chris Larsen privat XRP im Wert von rund 600 Millionen US-Dollar ohne Registrierung verkauft haben. Diese Vorwürfe bilden die Grundlage für eine Auseinandersetzung, die den gesamten Kryptomarkt beeinflusst und deren Ausgang nun bevorstehen könnte.
Die aktuelle Lage ist von widersprüchlichen Informationen geprägt. Ripple-CEO Brad Garlinghouse verkündete am 19. März 2025 das Ende des Falls durch den Rückzug der SEC-Berufung, was zu einem kurzfristigen XRP-Kursanstieg führte. Die SEC widersprach jedoch prompt und bestätigte gegenüber Richterin Analisa Torres, dass das Verfahren weiterhin in der Berufungsphase sei. Diese Diskrepanz sorgt für erhebliche Verunsicherung unter Investoren und Beobachtern und stellt den tatsächlichen Verfahrensstand in Frage, was zu erhöhter Volatilität führen kann.
Ein entscheidender Schritt war die gemeinsame Motion vom 10. April 2025. Ripple und die SEC beantragten gemeinsam, ihre Berufungen und Gegenberufungen für 60 Tage auszusetzen, um eine Verhandlungslösung zu finden. Dies signalisiert eine mögliche „Vereinbarung im Prinzip“. Beobachter werten dies als starken Hinweis darauf, dass hinter den Kulissen bereits eine substanzielle Einigung erzielt wurde und nun nur noch die formale Genehmigung durch die SEC-Kommission aussteht, was den Markt in gespannter Erwartung hält.
Spekulationen über das Timing der Einigung verbinden die Entwicklungen mit dem Führungswechsel bei der SEC. Paul Atkins, bekannt als eher kryptofreundlich, wurde am 9. April 2025 als neuer Vorsitzender bestätigt. Seine Amtseinführung könnte kurz bevorstehen. Insider vermuten, die SEC könnte auf seine offizielle Amtsübernahme warten, bevor die erzielte Vereinbarung formal genehmigt wird. Dies fügt eine politische Dimension hinzu und unterstreicht die Komplexität der Situation an der Schnittstelle von Regulierung und Marktdynamik.
„Bislang wurde nichts Offizielles unternommen, um die öffentliche Ankündigung [von Ripple über den Rückzug der Berufung] umzusetzen.“
Der Anwalt Fred Rispoli schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Einigung oder eines Klagerückzugs auf 90%. Er hebt hervor, dass Ripples Ankündigung ohne schriftliche Bestätigung der SEC erfolgte. Seine Analyse unterstreicht die Diskrepanz zwischen öffentlicher Kommunikation und formalen juristischen Schritten. Dies mahnt zur Vorsicht bei der Interpretation von Unternehmensmeldungen in diesem hochsensiblen Rechtsumfeld und betont die Notwendigkeit offizieller Bestätigungen, bevor On-Chain-Aktivitäten oder Investitionsentscheidungen darauf basieren.
Trotz potenziell positiver Nachrichten kämpft XRP mit markttechnischen Hürden. Nach dem kurzzeitigen Anstieg zeigt der Kurs Schwäche; Analysten warnen vor einem möglichen „Double Top“-Muster, das Abwärtsdruck signalisieren könnte. Erschwerend kommt die allgemeine Marktschwäche hinzu, die dem Kryptomarkt Verluste von über 11,5 Billionen US-Dollar bescherte. Diese massiven Fiatverluste im Gesamtmarkt könnten die Fähigkeit von XRP dämpfen, selbst bei einem positiven Urteil nachhaltig zu profitieren, was Short- und Long-Term Holder gleichermaßen beunruhigt.
Eine Einigung könnte weitreichende positive Folgen haben. Ripple könnte als Modellfall für Compliance dienen und eine kooperativere Ära zwischen Blockchain-Firmen und US-Regulierern einleiten. Dies wäre nicht nur für XRP, sondern potenziell für den gesamten Sektor vorteilhaft. Zudem rückt die Genehmigung eines XRP-ETF näher, was institutionelles Kapital anziehen könnte. Prognosen, wie die der Standard Chartered Bank, sehen sogar Potenzial für XRP, bis 2028 die Marktkapitalisierung von Ethereum zu übertreffen, was jedoch stark vom Ausgang abhängt. Laut Cointelegraph ist der Rechtsstreit aber noch nicht beendet.