Russlands Stablecoin-Konter: Ausweg aus Sanktionen?

Nach der Sperrung von USDT-Wallets drängt Russlands Finanzministerium auf eigene Stablecoins. Dieser Schritt ist eine direkte Reaktion auf westliche Sanktionen und zielt auf finanzielle Unabhängigkeit ab. Doch welche Hürden gibt es?

Als Reaktion auf zunehmend belastende westliche Sanktionen und die kürzliche Sperrung von USDT-Wallets hat das russische Finanzministerium die Entwicklung eigener Stablecoins angestoßen. Dieser Schritt wird als strategische Notwendigkeit gesehen, um die nationale Finanzsouveränität zu stärken und die Abhängigkeit von westlich kontrollierten Finanzsystemen zu reduzieren. Die Suche nach alternativen Zahlungsmethoden intensiviert sich, wobei Stablecoins aufgrund ihrer im Vergleich zu anderen Krypto-Assets geringeren Volatilität als vielversprechende Lösung gelten, um finanzielle Stabilität in unsicheren Zeiten zu gewährleisten.

Russland arbeitet bereits an den rechtlichen Grundlagen für digitale Assets. Ein im Juli 2022 verabschiedetes Gesetz erlaubt Krypto-Börsen den Betrieb innerhalb eines experimentellen Rechtsregimes (ELR). Dies schafft die Basis, um Stablecoins zu testen und zu regulieren. Das Finanzministerium und die Zentralbank kooperieren eng, um die gesamte Transaktionskette zu überwachen – von der Einführung der Stablecoins bis zu ihrer Nutzung für grenzüberschreitende Zahlungen, ein kritischer Punkt für die Umgehung von Sanktionen und die Abwicklung des Außenhandels.

CBR-Deputy Chairman Alexey Guznov betonte, dass die Regulierung der Transaktionskette entscheidend ist, um Stablecoins als permanente Lösung, nicht nur als temporäres Experiment, zu etablieren.

Konkret plant Russland die Einführung von Stablecoins, die an den chinesischen Yuan und einen BRICS-Währungskorb gekoppelt sind. Diese sollen vor allem Importeuren und Exporteuren bei der Abwicklung internationaler Zahlungen helfen. Für den Handel und die Überwachung dieser Assets sollen zwei Kryptowährungsbörsen etabliert werden, möglicherweise unter Einbindung der Moskauer Börse und der SPCE-Datenbank. Das Nationale Zahlungskartensystem soll der Zentralbank dabei die nötige Kontrolle über die Transaktionsflüsse ermöglichen.

Die rechtliche Integration stellt jedoch eine Herausforderung dar. Bestehende Gesetze wie das Zivilgesetzbuch und das Gesetz über digitale Finanzaktiva (DFAs) decken zwar inländische Plattformen ab, adressieren aber nicht explizit die Nutzung „externer“ Stablecoins im Außenhandel. Es bedarf daher gezielter Gesetzesänderungen und regulatorischer Anpassungen. Experten fordern pragmatische Ansätze, die bewährte Modelle für Finanzinstrumente auf Stablecoins übertragen, um deren spezifische Risiken und Eigenschaften adäquat abzubilden.

Die Einführung eigener Stablecoins ist untrennbar mit der Strategie zur Umgehung von Sanktionen verbunden. Restriktionen im Zugang zu Systemen wie SWIFT haben Russland stark getroffen. Stablecoins bieten einen potenziellen Weg, diese Hürden zu überwinden und grenzüberschreitende Zahlungen autonom abzuwickeln. Die Zusammenarbeit mit den BRICS-Staaten gewinnt dabei strategische Bedeutung, da an deren Währungen gekoppelte Stablecoins den Handel und die Finanzbeziehungen innerhalb des Blocks stärken könnten.

Zusammenfassend markiert Russlands Vorstoß bei Stablecoins einen entscheidenden Schritt zu mehr finanzieller Unabhängigkeit und Resilienz gegenüber externem Druck. Durch den Aufbau eines eigenen regulatorischen Rahmens und die Nutzung von Stablecoins für internationale Transaktionen versucht das Land, seine Abhängigkeit von westlichen Finanzsystemen zu verringern. Die praktische Umsetzung und die globalen Auswirkungen bleiben abzuwarten, doch die strategische Ausrichtung zur Stärkung der Finanzsouveränität ist unverkennbar.