Der Markt für tokenisierte realweltliche Vermögenswerte (RWAs) wird heiß diskutiert. Doch wie groß ist er wirklich, und sind die großen Institutionen schon bereit, einzusteigen? Ein Branchenexperte äußert deutliche Zweifel und gibt eine nüchterne Einschätzung der aktuellen Lage ab.
Inmitten des globalen Wettlaufs um die Tokenisierung realweltlicher Vermögenswerte (RWAs) herrscht Skepsis. Chris Yin, CEO der RWA-Plattform Plume, gestützt von Galaxy, sieht den Markt als noch zu unreif für breite institutionelle Adaption. Während des Token2049-Events in Dubai betonte Yin, dass institutionelles Kapital bisher kaum in den RWA-Markt geflossen sei. Es werde Zeit brauchen, bis große Finanzakteure den tatsächlichen Wert der Tokenisierung erkennen und akzeptieren.
Diese Dinge entwickeln sich unglaublich langsam. Man muss Wert und Adoption nachweisen. Genauso wird es mit tokenisierten Vermögenswerten oder Tokenisierung passieren.
Yin zweifelte offen an der Genauigkeit bestehender Marktschätzungen, die den RWA-Sektor auf über 21 Milliarden US-Dollar beziffern. Er hält diese Daten für weitgehend falsch und die gängige Perspektive für verzerrt. Laut Yins Einschätzung liegt der tatsächliche Marktwert von RWAs eher bei rund 10 Milliarden US-Dollar. Dieser Wert setzt sich seiner Meinung nach hauptsächlich aus Schatzanweisungen und Gold zusammen, mit einem kleinen Anteil privater Kredite.
Eine Analyse von RWA.xyz ergab am 27. April 2025 eine Gesamtkapitalisierung von etwa 17,4 Milliarden US-Dollar. Hierbei machte privater Kredit rund 60% aus, während Schatzanweisungen und Rohstoffe 27% bzw. 8% beitrugen. Ross Shemeliak von Stobox bestätigte die Schwierigkeit präziser Schätzungen, besonders im privaten Sektor aufgrund fragmentierter Daten. Stobox schätzt, dass tokenisierte Schatzanweisungen und Anleihen den Großteil ausmachen (60-65%).
Shemeliak hob hervor, dass die Tokenisierung für 99,9% der Unternehmen weltweit, die oft Schwierigkeiten mit Kapital und Liquidität haben, von Bedeutung sein könnte. Sie bietet eine neue Methode zur Kapitalbeschaffung und Einbindung von Investoren. Yin betonte die Motivation institutionellen Kapitals: Es tritt in Märkte ein, um Geld zu verdienen, nicht unbedingt, um Geld zu sparen oder Effizienz zu steigern. Große Akteure wie BlackRock sehen tokenisierte Vermögenswerte primär als neue Einnahmequelle.
Es gibt null Institutionen, die Geld in die Blockchain investieren. Sie versuchen tatsächlich, Geld aus dem Ökosystem abzuziehen. Ihre Produkte versuchen, neue Dinge an Krypto zu verkaufen, nicht Geld hierhin zu bringen.
Angesichts der derzeit bescheidenen Größe sei die Branche stark auf die native Community angewiesen. Shemeliak räumte ein, dass der Markt heute klein sei, vergleichbar mit Bitcoin 2013, betonte aber, dass tokenisierte Vermögenswerte von Natur aus „institutionell“ seien, da sie regulierte Wertpapiere abbilden. Eine Tokenisierung ohne institutionelle Beteiligung sei schwierig, da sie Regulierungsbehörden und Finanzstrukturen erfordere. Innovationen mögen bei Start-ups beginnen, aber ernsthafte Volumina benötigen institutionelle Akteure.
Trotz der aktuellen Herausforderungen, insbesondere der mangelnden institutionellen Investitionen, bleibt die Zukunft der RWA-Tokenisierung vielversprechend. Die Tokenisierung hat das Potenzial, den Kryptoraum fundamental zu verändern. Prognosen wie die von Deloitte, die bis 2035 4 Billionen Dollar an tokenisiertem Immobilienvermögen erwarten, unterstreichen das langfristige Potenzial. Der Erfolg hängt vom Aufbau eines robusten und vertrauenswürdigen Ökosystems ab.