Schweden galt lange als Vorreiter der bargeldlosen Gesellschaft. Doch aktuelle Ereignisse haben die Sichtweise drastisch verändert. Eine rein digitale Wirtschaft ist weniger krisensicher als gedacht, und die Auswirkungen auf vulnerable Gruppen werden deutlicher. Es ist Zeit für eine Neubewertung.
Schweden galt lange als Vorreiter der bargeldlosen Gesellschaft. Digitale Zahlungsmethoden wie Swish dominierten den Alltag, Bargeld verschwand fast komplett. Doch aktuelle Entwicklungen, besonders im Kontext des Ukraine-Konflikts, haben die Sichtweise verändert. Es wird klar, dass eine rein digitale Wirtschaft nicht so krisensicher ist wie gedacht. Die anfängliche Euphorie weicht einer ernüchternden Analyse der Risiken und notwendigen Anpassungen.
Der Übergang begann früh. Banken reduzierten systematisch Bargeldservices, konzentrierten sich auf Terminals und Kartenzahlungen. Die Einführung von Swish 2012 beschleunigte den Prozess. Diese von schwedischen Banken entwickelte App ermöglichte schnelle mobile Zahlungen und wurde schnell zum flächendeckenden Standard.
Diese Gruppen werden aufgrund fehlender Zugangsmöglichkeiten zu Bankkonten und digitalen Bezahlmethoden ausgegrenzt, unterstreicht das schwedische Institut für Menschenrechte.
Die Abkehr von Bargeld hat Schattenseiten. Marginalisierte Gruppen wie Migrant:innen, Obdachlose und Bettler:innen sind stark betroffen. Viele können kein Bankkonto eröffnen, was sie von digitalen Methoden ausschließt. Sie sind auf traditionelle Almosen angewiesen, die in einer bargeldlosen Welt seltener werden. Sozialarbeiter beobachten eine zunehmende Ausgrenzung.
Die Haltung von Regierung und Riksbank zum Bargeld hat sich signifikant geändert. Sorgen über die Anfälligkeit digitaler Systeme bei Cyberangriffen oder Stromausfällen wachsen. Die Bevölkerung wird aufgefordert, wieder mehr Bargeld zu nutzen. Erfahrungen aus der Ukraine zeigen die Unzuverlässigkeit digitaler Systeme in Krisenzeiten. Bargeld bietet hier eine unverzichtbare Sicherheit und Unabhängigkeit.
Bargeld bietet eine Garantie für Sicherheit und Unabhängigkeit, die in Krisenzeiten unverzichtbar ist, zeigen Erfahrungen aus dem Konflikt in der Ukraine.
Angesichts dieser Herausforderungen ist eine Offline-Digital-Cash-Option dringend nötig. Eine solche Lösung müsste digitale Vorteile mit Bargeld-Sicherheit kombinieren. Blockchain-Technologie könnte ein Ansatz sein, um dezentrale, krisenfeste Transaktionen zu ermöglichen. Offline-fähige Lösungen, z.B. über spezielle Hardware wie Chipkarten oder Offline-Wallets, wären nötig, um Zahlungen auch ohne Internet oder Strom zu gewährleisten.
Zentrale Herausforderungen sind Inklusion und Datenschutz. Die Lösung muss für alle zugänglich sein, unabhängig von sozioökonomischem Status oder technischem Zugang. Datenschutz muss gewährleistet sein, trotz der Transparenz von Blockchain. Anonyme oder pseudonyme Transaktionen könnten die Privatsphäre schützen. Eine politische und gesellschaftliche Debatte ist entbrannt: Ist eine rein bargeldlose Gesellschaft wirklich fortschrittlich?
Schweden muss eine Balance finden zwischen digitaler Wirtschaft und Sicherheit/Inklusion. Eine Offline-Digital-Cash-Option, evtl. Blockchain-basiert, könnte ein Weg sein. Sie würde allen Zugang zu sicheren Bezahlmethoden sichern, Inklusion fördern und die Resilienz in Krisen stärken. Die Rückkehr zu Bargeld und die Entwicklung neuer Optionen sind keine Rückschritte, sondern notwendige Anpassungen für eine zukunftsfähige, inklusive Wirtschaft.